Faites vos jeux!
Eines Tages in Deutschland: Man stelle sich einmal vor, dass Angestellte einer Bankfiliale, denen gekündigt wurde, ihre Kasse leeren, indem sie Kunden mit Barschecks versorgen, Beschäftigte eines Supermarktes, der geschlossen werden soll, systematisch dessen Waren verbrauchen, Busfahrer an ihrem letzten Arbeitstag vor der Entlassung so lange durch die Stadt fahren, bis das Benzin zu Ende geht, arbeitslose Schauspieler eine Bühne besetzen und Texte aus sozialkritischen Stücken vortragen …
Alles nur geträumt? Nein, nicht ganz: vorhin im Radio gehört. Im Hörspiel „Faites vos jeux“ von Hannah Hofmann und Sven Lindholm, einer Produktion von Deutschlandradio Kultur 2009 unter der Regie der Autoren.
Wenn man die Meldung der Frankfurter Rundschau von 31. Juli 2009 liest, nach der amerikanische Banken, deren Rettung erst kürzlich durch staatliche Unterstützung gesichert wurde, schon wieder dazu übergegangen sind, Boni an ihre Manager auszuschütten (die teilweise die Summe der Unterstützung übertreffen!), stellt es doch eine echte Alternative dar, wenn Menschen gegen die Verhältnisse antreten, in deren Dienst sie stehen. So könnten sie die betriebsinternen Ressourcen erschöpfen oder zumindest zur Neige bringen, bevor man sie auf die Straße setzt und sie arbeitslos werden!
Was muss eigentlich noch geschehen, bis die Betroffenen den Aufstand proben? Beispiele lassen sich doch bestimmt für jeden finden, dessen Arbeitsplatz bedroht ist! Machen Sie Ihr Spiel, faites vos jeux!
In Deutschland gibt es in der Regel immer eine kritische Masse an BedenkenTRÄGErn. Wobei in ‚…träger‘ das Wort träge steckt. Man muss schon Trägheit überwinden, um sich direkt oder ggf. auch etwas subversiv zur Wehr zu setzen.
Je kritischer die Lage am Arbeitsmarkt, um so ängstlicher wird auf die Chancen geschaut, einen neuen zu kriegen. Für Menschen insbesondere mit Familie ist das ja auch nicht ganz abwegig. Aber Angst ist ein schlechter Ratgeber. Dass er aber doch als solcher erfolgreich ist, dass wissen die, die die Macht in der einen oder anderen Form haben, nur zu gut.
Praktisch, dass wir so viel Arbeitslose haben. Da kann man Leute wegen relativer Nichtigkeiten entlassen, die Gehälter sogar unter ein irgendwie vertretbares Minimum drücken, die Stundenzahlen erhöhen, Überstunden als selbstverständlich und unentgeltlich fordern, Praktikanten ausbeuten und ihnen trotz guter engagierter Arbeit schließlich doch keine feste Anstellung geben, Schutzgesetze (z. B. für Mütter bzw. Väter und deren Kinder) unterlaufen, da sie nur für Festangestellte gelten usw.
Da werden oft nur 400-€-Jobs angeboten oder sonst wie schlecht bezahlte. Die Arbeitslosenstatistiken sehen freundlicher aus und die Renten in ein paar Jahrzehnten? Was schert es den Politiker dieser Legislaturperiode?
Die EntscheidungsTRÄGEr scheinen oft jeden Realitätsbezug zu Normal- oder Kleinverdienern verloren zu haben.
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