Die große Liebe
Sperren, wie an der kalten Grenze. Mauern, die nur einen Spalt freilassen. Für Jugendliche unter 21 Jahren und Frauen verboten! Dämmriges Licht, Schaufenster, dahinter Frauen mit langen Beinen und kurzen Röcken, viel Farbe im Gesicht — Fleischbeschau.
Ich habe hier nichts verloren, bin aus Neugier hier, habe meine große Liebe gefunden, sie, die Einzige, die es für mich gibt — nein, ich habe hier wirklich nichts zu suchen.
Na, Süßer, gefall’ ich dir? Was kostet es denn? Fünfzig. Nein, danke. Aber ich biete dir doch was, oder?
Laufe weiter. Ich sehe sie! Da steht sie, scheu, zart, zerbrechlich. Ihre Augen weiten sich vor Entsetzen, ihr Mund öffnet sich. Was kostet es denn? Ungläubiges Kopfschütteln. Wohl auch fünfzig Mark? Na komm’, ich will mit dir. Keine Bewegung. Ich gebe ihr einen Schubser, sie beginnt sich zu bewegen, erst langsam, dann etwas schneller, wie ein Stein, der einen Berg hinabrollt.
Kommen bei ihr an. Ihr bodenlanger Lackmantel knistert. Komm’, zieh’ dich aus. Das erste Mal, dass ich sie geschminkt sehe, sie, die da reglos steht, nach einer Erklärung, nach Worten suchend. Sie sieht, wie ich mich ausziehe, zuckt hilflos mit den Schultern, lässt ihren Mantel zu Boden gleiten, knistert wieder, schluchzt, nein, sie weint. Ich werfe ihr den Fünfziger hin, gehe auf sie zu, sehe in ihre nassen und dunklen Augen, öffne ihre Hose, ziehe sie herunter. Es bringt mich in Erregung, es passiert …
Dauerte nicht lange, zwanzig Minuten, stehe draußen, Kälte, Dunkelheit, alles wie ein Traum. Nur die Zigarette ist wahr. Mir fällt ein, dass wir uns für morgen verabredet hatten …
(Siehe hier etwa auch „Tränen“!)
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