Nazi-Gesänge in Diskos: (mehr) Zivilcourage, bitte!
Bereits seit letztem Jahr häufen sich Berichte darüber, dass ein feierwütiges Publikum Nazi-Gesänge anstimmt. Bei diesen handelt sich regelmäßig um „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus!“. Meist reicht ein bestimmtes Lied, das ein(e) DJ/DJane auflegt, um es zum Grölen ausgerechnet dieser Textzeile zu animieren. Leute, zeigt (mehr) Zivilcourage bei Nazi-Gesängen in Diskos oder sonst wo!
Ich weiß nicht, wie oft ich in der letzten Zeit gehört oder gelesen habe, dass irgendwo in Deutschland ein feierwütiges Partyvolk Nazi-Gesänge à la „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus!“ anstimmt. Fast immer geschieht dies während des Abspielens des Lieds „L’amour toujours“ des italienischen Diskjockeys (DJs) und Musikproduzenten Gigi D’Agostino. Übrigens eigentlich ein (wenngleich textlich ziemlich plattes) Liebeslied, dessen Refrain ohne Text auskommt! (Hier der Text: Genius Lyrics: Gigi D’Agostino – L’Amour Toujours Lyrics.)
Und der nigerianisch-britische Jazz- und Soul-Sänger Ola Onabulé beansprucht bis heute, 1999 den Gesangspart für das Lied eingesungen zu haben. Übrigens ohne namentlich genannt zu werden, was zu einem Rechtsstreit führte.
Immer mehr Vorfälle dieser Art
Ab Oktober 2023 erregten in Netzwerken hochgeladene Videos, in denen Szenen von Dorffesten, aus Diskotheken und von Abitur- und anderen -feiern zu sehen sind, bundesweit mediale Aufmerksamkeit. In ihnen ist immer wieder zu sehen, wie zum Lied diese xenophobe Parole skandiert wurde. 2024 kamen ähnliche Vorfälle am Rande des AfD-Landesparteitags in Greding (Bayern), einer Feier von Beamtenanwärtern der hessischen Beamten-Hochschule in Rotenburg a. d. Fulda, beim Politischen Aschermittwoch des AfD-Ortsverbands Rödermark (Offenbach) und einer Feier in einem Eliteinternat hinzu.
Zuletzt gipfelte derlei Unfug, wenn nicht gar Dummheit, in einer Edeldiskothek auf Sylt. Laut LKA Niedersachsen seien bis Ende Mai allein in Niedersachsen 28 Fälle polizeilich bekannt geworden, in denen der Liedtext ausländerfeindlich umgedichtet wurde.
Die Veranstalter/-innen dieser Events gaben sich danach, sofern sie von diesen Vorfällen überhaupt etwas mitbekommen hatten, zumeist entsetzt. Etwas dagegen unternommen hatten sie aber, soweit bekannt und soweit sie anwesend waren: nichts.
Gezielt geplante rechtsradikale Kaperung des Lieds
Nach Einschätzung des Musikwissenschaftlers Alexander Gurdon von der TU Dortmund handelt es sich um eine gezielt geplante rechtsradikale Kaperung des Hits. (Siehe hierzu die Rheinische Post: „‚L’amour toujours‘: Warum Verbote bei Nazi-Hymnen nicht helfen“ vom 29. Mai 2024!)
Gigi D’Agostino selbst distanzierte sich nur indirekt von den Vorkommnissen um das Lied, indem er auf die einzige Intention seiner Komposition verwies. Nämlich auf die Liebe.
Zeigt (mehr) Zivilcourage!
Nun ja, wer liebt schon gern Nazis. Inzwischen geht auch der Musikverlag ZYX aus Merenberg (Limburg-Weilburg), bei dem die Rechte an dem Lied liegen, juristisch gegen den Missbrauch vor. Denn für rassistische Parolen sei der Song nicht gedacht. Ich empfehle dringender: (mehr) Zivilcourage zeigen!
- Warum kappen die Veranstalter/-innen bei solchen Vorkommnissen den DJs nicht etwa kurzerhand den Strom?
- Warum ruft die Mehrheit nicht so lange „Nazis raus!“, bis die Gröler verstummen?
- Warum stößt nicht jemand ganz zufällig gegen die DJ-Pulte mit den Plattenspielern, sodass die Platten zu hüpfen beginnen?
- Warum schnippt niemand den DJs die Platten von den Plattenspielern?
- Warum muss sich niemand zufällig bei den DJs übergeben, während sie gerade diese Platte spielen? (Vom Nachgeben eines dringenden Urindrangs rate ich aber ab: Gefahr eines Stromschlags!)
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