Schuldenbremse
In Hessen findet am kommenden Sonntag, dem 27. März, neben den Kommunalwahlen auch eine Volksabstimmung darüber statt, ob die Wähler dem Gesetz zur Änderung der Verfassung des Landes Hessen zur „Aufnahme einer Schuldenbremse in Verantwortung für kommende Generationen — Gesetz zur Schuldenbremse“ zustimmen. Das klingt doch eigentlich vernünftig, oder?
Gewerkschaften, sozialpolitische Organisationen, Wohlfahrts- und studentische Verbände, sogar manche Partei und der hessische Landeselternbeirat (LEB) warnen davor, dass eben diese Schuldenbremse ein Vorwand für alle möglichen Sparmaßnahmen sein wird, vor allem im sozialen und kulturellen Bereich, aber auch in Bildung und Sport. So befürchtet etwa der Bundesvorsitzende der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) Frank Bsirske, dass eine „Politik der Umverteilung von unten nach oben“ stattfinden könnte. Der hessische Landesvorsitzende von ver.di Jürgen Bothner ergänzt, dass die Schuldenbremse „das Zurückfahren des Sozialstaats in diesem Land legitimieren“ wird (alle Zitate: „Keine Schuldenbremse. Verdi warnt vor Abbau des Sozialstaats“ in Frankfurter Rundschau, 19./20. März 2011). Falls der Gesetzesänderung zugestimmt wird, könnten Politiker jede Sparmaßnahme mit der Begründung durchsetzen, dass das Wahlvolk es ja nicht anders gewollt habe.
Zudem weist Harald Fiedler, Regionsvorsitzender Frankfurt/Rhein-Main des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), in einer Befragung des Journal Frankfurt vom 25. März 2011 darauf hin, dass bereits der Bund 2009 in die Verfassung aufgenommen hat, dass Bund, Länder und Kommunen ab dem Jahr 2020 keine Kredite mehr aufnehmen dürfen. „Diese Kreditbremse wird fälschlicherweise als Schuldenbremse bezeichnet.“
Ob und was das Volk jemals gewollt (und durchgesetzt) hat, mag hier dahingestellt bleiben, aber auch hier sollte jeder wissen, worum es eigentlich geht und ob das Kreuz zur Zustimmung der Gesetzesänderung wirklich so vernünftig ist.
Ich wünsche mir eine Schuldendebatte mit ähnlicher Kraft und Breite wie die Energiedebatte. Denn: Ein Achtel (40 Mrd. Euro) des Bundeshaushalts (320 Mrd. Euro; Zahlen von 2010) wird sinnlos und vollkommen unproduktiv zum Fenster hinausgeworfen allein zur Begleichung von Zinsen. Dadurch wird nicht ein Euro des gigantischen Schuldenberges (1.714 Milliarden) zurückgefahren.
Schwerpunkt einer kritischen Diskussion müssen die vielen *unsinnigen* Ausgaben sein, die es zwecks Schuldenabbau zurückzufahren gilt.
Siehe http://www.die-korrespondenten.de/beitrag/es-wird-viele-treffen