Die höchst unselige Geschichte des BND
Die Anwerbung und Einstellung von Mördern und Schreibtischtätern aus der NS-Zeit hatte beim Bundesnachrichtendienst BND von Anfang an System. Dies hatte Folgen bis weit in die Bundesrepublik hinein. Die höchst unselige Geschichte des BND: Damit beschäftigt sich eine Fernseh-Dokumention.
Auch hier hatten wir schon über den BND referiert; siehe „Der Bundesnachrichtendienst BND — ein Kind der NS-Zeit“. Gestern strahlte Das Erste eine Dokumentation aus, die neuere und weitere Erkenntnisse zutage fördert. Sie zeigt, dass die Anwerbung und die Einstellung von Mördern und Schreibtischtätern aus der NS-Zeit von Anfang systematisch vorangetrieben wurde. Darunter sogar Mitglieder und leitende Offiziere der Einsatzgruppen, die während des Zweiten Weltkrieges den Holocaust durchführten!
Bis weit in die Zeit nach der Gründung der Bundesrepublik konnte der BND immer noch NS-Verbrecher der Strafverfolgung entziehen. Selbst der frühere Bundeskanzler Adenauer war daran nicht unbeteiligt. Er war sehr daran interessiert, dass Enthüllungen über seinen Kanzleramtschef Hans Globke während des Eichmann-Prozesses in Israel nicht ans Tageslicht kamen. Dazu schickte der BND sogar Agenten nach Israel! Globke selbst war tief in die nationalsozialistische Ideologie verstrickt. Er war u. a. als Mitverfasser und Kommentator der Nürnberger Rassengesetze tätig. In der Adenauer-Ära war Globke als „graue Eminenz“ und engster Vertrauter des Kanzlers verantwortlich für Personalpolitik, Kabinettsarbeit, die Einrichtung und Kontrolle von Bundesnachrichtendienst (!) und Verfassungsschutz.
Gerhard Sälter, Mitglied der Unabhängigen Historikerkommission, hat zehn Jahre lang geforscht und zahlreiche Akten und Personalakten des Nachrichtendienstes einsehen können. Er kann nachweisen, wie der BND bis weit in die 1960er-Jahre gezielt Nazi-Verbrecher anwarb. Der Film zeigt schonungslos die höchst unselige Geschichte des BND. In keiner anderen bundesdeutschen Organisation oder Behörde wurde in dieser Konsequenz an nationalsozialistischen Vorstellungswelten festgehalten und somit der Boden für rechtsextremistisches Gedankengut kontinuierlich genährt.
Die Dokumentation: „Nazis im BND: Mörder bevorzugt – Wie der BND NS-Verbrecher rekrutierte“ (44 Minuten, verfügbar bis zum 10. Oktober 2023). Siehe hierzu auch den „Tagesschau“-Artikel: „Neue Studie: BND rekrutierte gezielt NS-Verbrecher“ vom selben Tag.
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