Nacht der Museen
Nacht der Museen in Frankfurt. Da haben sich am Wochenende wieder einmal Tausende (die Online-Ausgabe der Frankfurter Rundschau vom 26. April 2009 spricht von „40 000 Menschen“, die „die 50 Veranstaltungsorte besucht“ haben) durch die Museen in Frankfurt am Main gedrängt, haben sich bei „Schlangen in Rekordlänge“ (alle Zitate: Frankfurter Rundschau, wie vorher) angestellt und lange Wartezeiten in Kauf genommen! Viele mit dem Programmheft in der Hand, um „die anderen Programmpunkte des Abends abzuarbeiten“, und dann in überfüllten und teilweise lauten Räumen versucht, etwas von den ausgestellten Gegenständen zu erhaschen.
„‚Das ist ein riesiger Andrang bei uns, den wir kaum bewältigt bekommen’, erklärt Geschäftsführerin Klara Kletzka“ eines der beteiligten Museen. Wie im Schichtbetrieb schieben sich die Menschen durch die Ausstellungsräume. Das Angebot „überfordert in dieser Nacht jedoch manch einen Besucher. ‚Ich schaffe das gar nicht, was ich mir alles vorgenommen habe’“, sagt eine Besucherin.
Mag die Nacht der Museen auch eine an sich gute (Marketing-)Idee sein, die Popularität der Häuser zu steigern. Aber es stellt sich doch die Frage, warum die meisten Besucher wahrscheinlich nur einmal im Jahr zur Nacht der Museen ein solches aufsuchen. Was ist das für ein Kunstgenuss, wenn ein ruhiges Betrachten, ein Meditieren vor den Kunstwerken unmöglich ist? Was für ein Kunstverständnis, das Kunst auf eine große Party und auf seine Abhakbarkeit reduziert?
(Beitragsbild: eines der bekanntesten Selbstporträts der Kunstgeschichte, aber möglicherweise gar nicht von ihm: Vincent Willem van Gogh (Nasjonalgalleriet, Oslo). Siehe hier auch „Das Aktbild“!)
Ich hatte bei einer der ersten langen Nächte der Museen in Berlin mal richtig Spaß. Das alte Museum hatte gerade wieder eröffnet. Es war wunderbar warm, drei Mädels, etwas Wein und Null Kunstverstand. Kunstwissen aus dem Kunstunterricht elfte Klasse. Wir betrachteten die herrlichen Bilder und erzählten uns gegenseitig etwas über Maltechnik und Epoche (alles mehr oder weniger frei erfunden, dafür gespickt mit Kunstwörtern) und bemerkten lange gar nicht, dass uns immer mehr Besucher andächtig lauschend folgten. Erst als die ersten Wächter sich das Lachen kaum noch verkneifen konnten wurde uns bewusst, dass wir gerade eine Führung der besonderen Art veranstalteten. Von da ab haben wir uns gegenseitig übertroffen und auch Fragen brav und ernsthaft beantwortet. Ich fürchte, einige glauben heute noch, Wilhelm Busch sei dem Expressionismus zuzuordnen und Goya wäre Romantiker.
Und die, die spitz kriegten, dass wir keine Ahnung hatten machten trotzdem mit. Kunst kann so unterhaltend sein…
Waaas: Busch kein Expressionist und Goya …? Ich dachte immer …
Aber Spaß beiseite: Dass Kunst auch unterhaltend sein kann, steht ja außer Frage! Und mit euch wäre es mit Sicherheit ziemlich lustig gewesen; schade, dass ich nicht dabei war. Ansonsten habe ich auch einige wenige tolle Erlebnisse während der ersten Museumsnächte erlebt, die jedoch nie in einem Museum, sondern unter freiem Himmel während einer Theateraufführung stattfanden. Am nervigsten sind aber wirklich die Leute, die überall mit einem Programmheft in der Hand herumstehen und suchen, welches Museum sie als nächstes „abhaken“ können.