Zwitschern
oder Die Last mit Twitter und dem Twittern
Der Autor weiß, warum er nie zwitschern, also „twittern“ wird: der Fluch der ständigen Erreichbarkeit, die freiwillige elektronische Fußfessel! Und dann noch andauernd irgendwelche Statusmeldungen auf Twitter von sich geben?
Ich werde nie zwitschern, also „twittern“. Schon allein der Fluch der ständigen Erreichbarkeit, die freiwillige elektronische Fußfessel, der sich so viele Menschen in Form von sogenannter „mobiler Kommunikation“ aussetzen, ist mir zuwider. Und dann noch andauernd irgendwelche Statusmeldungen von sich geben? Die der anderen lesen? „Bin gerade am Mittagessen“ oder ähnliche Banalitäten? Nein, danke!
Selbst wenn die (nach medienhandbuch.de) „Twitter-Fachfrau“ Nicole Simon „besonders die Medienmenschen Twitter lieben“, zu denen der Autor in einem gewissen Sinn als Mediengestalter zwar auch gehört, aber sich doch dort kaum wiederfinden kann: Dafür ist mit die Zeit zu schade. Das „Design Tagebuch“ [sic!] liefert weitere Argumente gegen das Zwitschern: „Ich twitter nicht“.
Das morgendliche Zwitschern von Vögeln mag ich hingegen sehr!
Nachtrag vom 9. Januar 2016:
Da die Seiten von medienhandbuch.de nicht mehr existieren, habe ich den Verweis auf das Internet Archive umgeleitet, und der Macher des Design-Tagebuchs ist seit 2012 auch bei Twitter angemeldet.]
Danke, Ronald, für diesen Beitrag!!!
Ich bin zwar auch ein ‚Medienmensch‘, wenn man den Begriff wortwörtlich nimmt, aber wer ist das denn mittlerweile nicht???
Und eine gewisse Differenzierung ist doch immer noch notwendig: Schließlich gibt es genug Menschen, die sich z.B. im Fernsehen nur solche Sendungen wie ‚Dschungelcamp‘ oder andere Containerserien anschauen, aber noch nicht einmal über die Existenz von Sendern wie ARTE oder Phoenix informiert sind…
Ob das nach einem Gedicht ruft???
Heute im Stern-Magazin Nr. 21/2013 eine Karikatur von Til Mette gesehen: Ein Wartesaal voller Menschen, die alle mit ihren mobilen Kommunikationsgeräten beschäftigt sind, bis auf einen Mann im Vordergrund. Die neben ihm sitzende Frau fragt ihn: „Sie haben kein Handy? Was machen Sie denn den ganzen Tag mit Ihren Händen?“
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Na ja, Twitter zu »verteufeln«, wenn wir es mal so nennen wollen, nur weil dort auch Menschen geistigen Dünnschiss verbreiten, finde ich ein wenig übertrieben. Es ist doch wie mit dem Fernsehen und auch wie mit Blogs: Es gibt halt gute und miserable Inhalte.
Worin ich dir allerdings recht gebe, ist, dass es, genauso wie Facebook etc., ein Zeiträuber sein kann. Nur – das ist das Fernsehen auch, wenn ich es wahllos konsumiere und mir nicht wenige Sendungen herauspicke, von denen ich mir einen Informations-Zugewinn und damit im besten Fall vielleicht sogar eine Erweiterung meines Weltbildes, zumindest aber meines Allgemeinwissens, erhoffe.
Dennoch: Ich bin wohl so ähnlich gestrickt wie du, und mir ist dieses ganze Social-Media-Zeug irgendwie zu zeitintensiv, zu mühselig und auch einfach zu doof. Für mich ist allerdings ausschlaggebend, dass diese Plattformen in den Händen von Großunternehmen und Konzernen liegen, nicht quelloffen sind und man als Benutzer auch noch datenmäßig völlig ausgeweidet wird. Das ist Ausbeutung, der sich Millionen von Menschen allerdings freiwillig hingeben.
Wenn man diesen Social-Kram aber nicht missen mag, kann man immer noch auf dezentralisierte Netzwerke ausweichen, auch wenn sich dort natürlich nicht so viele User tummeln wie auf der ganzen Kommerz-Kacke. Ich denke da an Diaspora, Mastodon, Friendica und Libertree.
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