Wörter der Liebe
… oder Liebe meine Wörter!
Der US-amerikanische Psychologe und Sprachwissenschaftler James W. Pennebaker zählte Wörter in vierminütigen sogenannten „Speed-Datings“, während derer Partnersuchende sich für vier Minuten gegenübersitzen, um Gemeinsamkeiten herauszufinden. In einer zweiten Studie untersuchte er über zehn Tage lang das Chat-Verhalten von Paaren. Dabei kam er zu überraschenden Erkenntnissen.
Nein, nicht um die Wörter geht es hier, die wir einem geliebten Menschen zuflüstern — und die Sprache der Liebe ist immer leise, man höre nur das wunderschöne Lied „Speak Low (when you speak love)“ von Kurt Weill und Ogden Nash! Der US-amerikanische Psychologe und Sprachwissenschaftler James W. Pennebaker von der Universität von Texas in Austin zählte Wörter in vierminütigen sogenannten „Speed-Datings“, während derer Partnersuchende sich für vier Minuten gegenübersitzen, um Gemeinsamkeiten herauszufinden. In einer zweiten Studie untersuchte er über zehn Tage lang das Chat-Verhalten von Paaren. Dabei kam er zu überraschenden Erkenntnissen.
Nicht die Inhalte sind entscheidend.
Auch wenn sich alle Paare in der ersten Studie über dieselben Themen ausfragten (was studierst du, woher kommst du, wie findest du die Uni), so klangen ihre Gespräche bei näherer Untersuchung doch völlig anders und es zeigten sich Unterschiede in der „language synchrony“, wie es Pennebaker ausdrückt. Nicht die eigentlichen Inhalte waren entscheidend dafür, wie sich Paare verstehen, sondern die sogenannten „Funktionswörter“ oder Synsemantika, die zwar zum allgemeinen Sprachgebrauch gehören und deren Benutzung eine gewisse soziale Kompetenz voraussetzt, die aber keine eigentliche Bedeutung haben. Im Englischen machten Co-Autor der Studie Pennebaker und Kollegen Wörter wie „the“ (der, die, das), „a“ (ein), „be“ und „will“ (alle Formen von sein), „anything“ (alles, etwas), „that“ (das, rückbezüglich), „him“ (sein) und „and“ (und) aus. Die Paare, deren Sprechweise und Gebrauch dieser Wörter sich am stärksten ähnelte, wollten sich mehr als viermal so oft nochmals treffen als die, bei denen dies nicht der Fall war.
Der Sprachstil beim Chatten
Eine ähnliche Tendenz zeigten die Ergebnisse der zweiten Studie: 80 Prozent der Paare, deren Schreibstil sich ähnelte, chattete nach drei Monaten immer noch, gegenüber etwa 54 Prozent, die sprachlich nicht harmonierten.
Da Menschen ihren Sprachstil nicht bewusst synchronisieren, sind anscheinend weniger die Inhalte wichtig, sondern wie wir sie sagen. Pennebaker sagt dazu: „What’s wonderful about this is we don’t really make that decision; it just comes out of our mouths.“
Doch eine Untermauerung der These „Gleich und Gleich gesellt sich gern“?
Verweise zum Thema
- Die komplette Studie als PDF: Psychological Science: Language Style Matching Predicts Relationship Initiation and Stability (englisch)
- Zusammenfassung: College of Liberal Arts, the University of Texas at Austin: The Language of Young Love: The Ways Couples Talk Can Predict Relationship Success (englisch)
- JWP home page, Pennebakers Internetauftritt, Department of Psychology, the University of Texas at Austin (englisch)
- Beziehung: Die Sprache der Liebe – News – FOCUS Online, 26. Januar 2011
- Kolumne: Nüchtern? | Times Mager – Frankfurter Rundschau, 6. Februar 2011
- Synsemantikum – Wikipedia
- YouTube – Kurt Weill Sings and plays „Speak low“, leider nicht den kompletten Text und das komplette Lied
- Ronalds Notizen: „Gleich und Gleich …“
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