Gleich und Gleich …
Gleich und Gleich gesellt sich gern? Oder Gegensätze ziehen sich an? Die Frage scheint längst zugunsten der ersten Option geklärt.
„Gleich und Gleich gesellt sich gern“? Oder „Gegensätze ziehen sich an“? Wir kennen beide Sprichwörter. In Zeiten, in denen Scheidungen zunehmen, die Bereitschaft in Beziehungen auch Krisen durchstehen zu wollen, gleichzeitig abnimmt, in denen „Lebensabschnittspartnerschaften“ der Vorrang vor Liebe gegeben wird, scheint die Frage längst zugunsten der ersten Option „Gleich und Gleich“ geklärt. Es wird nach gemeinsamen Interessen gesucht; fehlt diese Deckungsgleichheit, geht man auseinander und hält Ausschau nach dem nächsten Partner, häufig genug nicht im wahren Leben, sondern im virtuellen: Soziale Netzwerke und Partnerbörsen (welch ein Wort und eine eigene Notiz wert!), in welchen nach Gemeinsamkeiten gesucht wird, erleben regen Zulauf.
In „echt“, dem Magazin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), das unregelmäßig in meinem Briefkasten landet, fand ich den Artikel „Warum nicht?“ von Antje Schrupp, der dazu ermuntert, nicht nur die „Passenden“ zu suchen [Nachtrag vom 16. September 2015: Das Magazin wurde eingestellt und ist daher auch online nicht mehr abrufbar, daher Verweis entfernt.]!
Und gerne lese ich in den Kommentaren, zu welcher Option meine Leserinnen und Leser tendieren.
Beides hat meines Erachtens seine Berechtigung.
Gleich und gleich kann tödlich langweilig sein und Gegensätze können das Leben sehr schwer bis unmöglich machen.
Krampfhafte Deckungsgleichheit ist allein schon wegen des Krampfes ein Problem. Verkrampft findet man nichts. Loslassen und locker bleiben und man wird gefunden bzw. findet, vielleicht wenn man es am wenigsten erwartet. (manchmal sicher verdammt schwer)
Auf jeden Fall lebt es sich locker unverkrampfter 🙂
Im Übrigen besteht das Leben ja nicht nur aus (potentiellen) Partner/inne/n. Auch auf dem Weg dorthin gefundene Freundschaften und sonstige Kontakte sind eine Bereicherung. Wie heißt es so schön: Der Weg ist das Ziel.
Ein Partner und dann? Bei gleich und gleich und „immer alles zusammen unternehmen“ besteht die Gefahr, dass sich eine/r irgendwann erdrückt fühlt. (Manche mögen es. Dann ist es gut. Ich kenn so ein Paar…) Was ist, wenn eine/r sich plötzlich irgendwohin weiterentwickelt und der/die andere nicht? Wo bleibt die Gleichheit? Gleichheit um jeden Preis? Um welchen Preis?
Ein b i s s c h e n Unterschiede in Meinungen und Auffassungen können dazu führen, dass das Gespräch nicht abebbt, wenn beide sich das Recht auf eine evtl. abweichende Meinung zugestehen. Gespräche sind für Beziehungen das Salz in der Suppe. An der Sprachlosigkeit scheitern viele. (Sprechen n i c h t n u r über Alltägliches, Organisatorisches)
Beziehungen z.B. bei Unterschieden in der Herkunft können funktionieren. Allerdings muss man an die Widerstände der Familien denken, denn die jeweilige Familie des Partners/der Partnerin beeinflusst kontinuierlich das Paar und wenn die erste Verliebtheit abgeebbt ist, was ganz normal ist, dann ist die Frage, ob die Beziehung auch Störungen aushält. (Die Familien sind schließlich nicht ineinander verliebt und sehen den/die Neue/n mit anderen Augen)
Im Übrigen ist die Lebensdauer heute wesentlich länger als noch vor Jahrzehnten. Die Lebensverhältnisse sind zudem unübersichtlicher geworden. Arbeitswege sind manchmal so lang, dass kaum noch gemeinsame Zeit bleibt. Überstunden und familienfeindliche Arbeitszeiten tun ein Übriges. In Zeiten hoher Arbeitslosigkeit halten viele still und akzeptieren notgedrungen schlechte Bedingungen. Flexibilität in der Arbeitswelt hat auch im Privatleben seinen Preis, reißt Familien auseinander. Wenn die Großeltern weit weg sind, wächst der Druck auf die Kleinfamilien und manchmal halten sie dem nicht mehr Stand…. Die Unübersichtlichkeit kommt auch dadurch zustande, dass heute kaum noch jemand in dem Beruf in Rente geht, den er/sie mal gelernt hat. Was das für die Zeit dazwischen insbesondere für Familien bedeutet, kann man sich mit etwas Phantasie ausmalen. Die Opfer all dessen sind die Kinder. Und wenn man dann bedenkt, dass heute fast jeder 10. im Lande irgendwelche Sozialleistungen bezieht….
Man könnte sicher noch mehr zu dem Thema schreiben…
Natürlich besteht das Leben „ja nicht nur aus (potentiellen) Partner/inne/n“, aber sowohl im Artikel der Autorin wie auch in meinem Beitrag geht es um Partnerschaften oder gar Liebe! Und der Frage, „ob die Beziehung auch Störungen aushält“, muss sich früher oder später jedes Paar stellen, egal, ob bei gleicher oder „bei Unterschieden in der Herkunft“! (Tendenz heutzutage scheint bei Auftreten solcher „Störungen“ dann doch eher die Trennung zu sein …)
Dass man aber „gefunden (wird) bzw. findet, vielleicht wenn man es am wenigsten erwartet“, entspricht auch der Erfahrung des Autors.
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