Demokratie
Wie wohl allseits bekannt sein dürfte, bedeutet das griechische Wort demos das Volk, ergo sprechen wir folgerichtig von Volksherrschaft, die in den zivilisierten kapitalistischen Gesellschaften heutzutage eine Selbstverständlichkeit ist. Unterschieden werden muss zwischen der direkten Demokratie, also dem ursprünglichen Gedanken dieser äußerst beliebten Staatsform, und der indirekten, deren Prägung wir im Hier und Heute erfahren dürfen. Wir wählen also so genannte Volksvertreter, die für uns die Demokratie in architektonischen Verzweiflungen verwalten und dafür sehr viele Sekretärinnen brauchen, die ihnen Kaffee kochen und das Faxgerät bedienen. Diese Volksvertreter fahren in gepanzerten Limousinen durch unser Land und verteilen auf Marktplätzen Luftballons und Kugelschreiber, damit wir sie gerne haben. Abends gehen sie dann nach Hause und essen Schweinebraten. Meistens sind es Männer, manchmal aber auch Frauen, wenn sie unerfreulich genug aussehen. Um diese sehr schwere Arbeit überhaupt bewältigen zu können, darf der Intelligenzquotient dieser Volksvertreter nicht über 120 liegen. Viele Volksvertreter sind deshalb Lehrer. Oder Juristen. Wichtige Entscheidungen müssen Volksvertreter im Allgemeinen nicht fällen, das übernimmt für sie der Lobbyist. Lobbyismus ist ein Fremdwort und heißt übersetzt Korruption. Wenn die Lobbyisten es für wünschenswert erachten, Krieg zu führen, weil die Rohstoffe knapp werden oder andernorts billiger sind, dann muss der Volksvertreter vor eine Kamera treten und ein bisschen was erzählen. […] Je mehr Kretins nun ein Medium oder ein Meinung konsumieren, desto mehr Geld wird in das Ewiggleiche hineingepulvert, um den debilen Massengeschmack zu befriedigen. Hauptsache, das Benzin wird nicht allzu teuer.
(aus dem Schulaufsatz des elfjährigen Melvin im Roman „Harold“ von einzlkind, Berlin 2010, S. 61 ff.)
lustig zu lesen, aber ein 11-jähriger?
Er ist nicht nur hochbegabt, ein „Savant“, wie er sagt, sondern mitunter auch reichlich vorlaut.