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Mehrheit — 3 Kommentare

  1. Trau­rige Sicht, die Wah­res enthält

    „Wo Mehr­heit siegt und Unver­stand ent­schei­det“ ent­hält aber die Unter­stel­lung, dass die Mehr­heit (oder die von ihr gewähl­ten) immer unver­stän­dig sind und daher feh­ler­haft ent­schei­den… Ob man pau­scha­lie­ren kann?

    „Man soll die Stim­men wägen und nicht zäh­len“, ist nicht in unse­rem Sinne demo­kra­tisch, da wir uns ja eigent­lich stolz wäh­nen dür­fen, dass unsere Stim­men glei­ches Gewicht haben. Wer würde heute ent­schei­den, wel­che Stim­men wel­ches Gewicht haben, wenn nicht alle gleich sind.
    Oder ver­stehe ich da was falsch?

    • Das Zitat ist natür­lich aus dem Zusam­men­hang geris­sen, aber dar­über hin­aus trotz­dem auch für sich allein­ste­hend von einer gewis­sen Gültigkeit.

      Zum Inhalt von „Deme­trius“ in Kürze: Im pol­ni­schen Par­la­ment wird ein Mann gehört, der behaup­tet, der tot geglaubte Sohn Dmi­tri (= Deme­trius) Iwa­no­witsch des Zaren Iwan IV. zu sein — fälsch­li­cher­weise, wie sich spä­ter her­aus­stel­len wird! In einer flam­men­den Rede for­dert er, nach­dem er vor­geb­li­che Beweise für sei­nen Rechts­an­spruch vor­ge­legt und diese geprüft wur­den, das Par­la­ment auf, ihn zu unter­stüt­zen, um als recht­mä­ßi­ger Erbe den rus­si­schen Zaren­thron bestei­gen zu kön­nen, wor­auf die­ses mehr­heit­lich beschließt, gegen Russ­land in den Krieg zu zie­hen. Ein­zig Fürst Sapi­eha, von dem die­ses Zitat und wei­tere zitie­rens­werte Sätze stam­men, bleibt miss­trau­isch und warnt vor einer über­eil­ten Aktion. In die­sem Zusam­men­hang hat tat­säch­lich Unver­stand ent­schie­den, und „die Stim­men wägen und nicht zäh­len“ meint, dass die Gegen­ar­gu­mente nicht aus­rei­chend geprüft wur­den, um die­sen Feld­zug zu verhindern.

      „Pau­scha­lie­ren“ kann man zwar sicher­lich nicht, aber kennt man dies nicht zur Genüge aus der poli­ti­schen Geschichte?

      „Stim­men wägen und nicht zäh­len“ ist aber auch außer­halb des Kon­tex­tes des Dra­mas tat­säch­lich mög­lich, wie der Autor aus eige­ner posi­ti­ver Erfah­rung weiß. Aller­dings bedarf es dazu klei­ne­rer poli­ti­scher und sozia­ler Gebilde, wobei diese sich auch als „Zel­len“ bezeich­nen las­sen: Gebilde, in den sozu­sa­gen „urde­mo­kra­tisch“ oder, man könnte auch sagen: „anar­chis­tisch“ im wahrs­ten Sinn des Wor­tes, solange dis­ku­tiert wird, bis ein Kon­sens oder wenigs­tens der kleinste gemein­same Nen­ner gefun­den wird.

      Der Autor hat übri­gens nach­träg­lich noch einen Ver­weis zum Pro­jekt Gutenberg-​DE in den Bei­trag ein­ge­stellt, sodass Inter­es­sierte, die nicht über den „Deme­trius“ ver­fü­gen, ihn lesen können.

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