XP ade, Linux juchhe?
Von den Problemen einer Installation von Linux unter Windows
Die Unterstützung für das Betriebssystem Microsoft Windows XP wurde im März eingestellt. Was nun? Ist Linux eine Alternative? Der Autor hat nach mehreren Installationen und Deinstallationen beider Betriebssysteme, die allerdings nicht immer freiwillig erfolgten, seine eigene Meinung dazu. Und die spricht leider nicht für Linux, zumindest nicht in den von ihm getesteten Wubi- und Dual-Boot-Varianten.
Microsoft Windows XP und andere Betriebssysteme
Microsoft Windows XP, und das gerade in der Professional-Edition, die ich seit dem Erhalt meines ersten eigenen Rechners vor etwa zehn Jahren benutzt und die ich auch auf vielen Arbeitsplatzrechnern vorfand, ist bei guter Pflege (etwa regelmäßige Datenträger- und Registrierungsdatenbank-Bereinigung sowie -Defragmentierung) ein sehr gutes, weil im Großen und Ganzen stabiles Betriebssystem, das einiges verzeiht.
Vorher saß ich beruflich an Windows-2000- und, soweit ich sich erinnern kann, sogar an Windows-98-Rechnern und solchen mit noch älteren Betriebssystemen. Meine Weiterbildung zum Mediengestalter für digitale und Print-Medien absolvierte ich natürlich an einem Apple Macintosh mit Mac OS X. Ich habe also Vergleichsmöglichkeiten, wobei letztere genannte Maschinen schon im Hinblick auf Stabilität auch kaum schlagbar waren. Vor nicht allzu langer Zeit kamen noch berufliche Erfahrungen mit Windows 7 dazu, das zwar ebenso sehr stabil herüberkam, allerdings aber teilweise sehr gewöhnungsbedürftig ist, wenn man lange hauptsächlich mit XP gearbeitet hat.
Das Ende von XP — was nun?
Microsoft hat sich nach vielen Jahren der Unterstützung für Windows XP entschlossen, diese einzustellen, obwohl ein Großteil der Rechner auf unserer Erde noch mit diesem Betriebssystem läuft und vermutlich auch noch eine ganze Weile laufen wird. Das und die Diskussionen darüber sind mir natürlich nicht entgangen, zumal man ab irgendeinem Zeitpunkt aus allen Medien auf das bevorstehende Ende hingewiesen wurde. Und auch nicht der Hype um die Alternative Linux, die mir im Besonderen von einem guten Freund nahegelegt wurde. Warum also nicht einmal ausprobieren?
Gesagt, getan! Doch um es vorwegzunehmen: Nach mehreren Installationen von Linux und von XP und den dazwischenliegenden Deinstallationen muss ich konstatieren, dass die Ergebnisse enttäuschend waren.
Ich entschloss mich für die Dual-Boot-Variante, die es erlaubt, zwei Betriebssysteme gleichzeitig auf einem Rechner zu betreiben. Sie installiert also Linux als zweites neben Windows. Nach dem Hochfahren entscheidet der Nutzer, in welches System er sich anmelden möchte. Meine Idee war es, mit Linux meinen Internet-Verkehr auszuüben und mit Windows die dort installierten Programme zu nutzen, die mit Linux nicht kompatibel sind. So beispielsweise die komplette Adobe Creative Suite inklusive InDesign und Photoshop. Dabei kam es mir durchaus entgegen, dass Linux auch die unter Windows gespeicherten Dateien lesen und beschreiben kann!
Erste Versuche mit Linux und Probleme
Nach längeren und intensiven Recherchen über die Anzahl der vielen verschiedenen Distributionen und Derivate, die für den Neuling zunächst sehr verwirrend erscheint, ihre Eigenschaften und Besonderheiten ging ich zunächst mit einer „Live-DVD“ von Ubuntu zu Werke. Diese erlaubt es nach dem Öffnen, das Betriebssystem erst einmal auszuprobieren, ohne es gleich zu installieren.
Danach erfolgte ein zweiter, noch zögerlicher, aber durchaus interessanter Versuch mit einer Wubi-Installation (Wubi: Windows-based Ubuntu Installer oder Windows Ubuntu Installer) von Ubuntu. Sie installiert ein Linux-System wie ein Windows-Programm, das wie ein solches unter „Software“ entfernt werden kann. Damit wollte ich mich zunächst mit diesem Betriebssystem vertraut machen. Die Tücken von Wubi: Die Sprachpakete wurden nicht komplett heruntergeladen und installiert und es läuft (viel) langsamer als eine feste Installation. Der Vorteil: Wenn es nicht mehr funktioniert, lässt es sich ganz schnell und problemlos wieder entfernen. Dann also: volle Kraft voraus und eine Dual-Boot-Installation gewagt!
Um es kurz zu machen: Mal konnte ich plötzlich nicht mehr auf Windows zugreifen, mal nicht mehr auf Ubuntu. Dann nicht mehr auf Linux Mint, für das ich mich wegen der Ähnlichkeit mit XP im Aussehen und wegen des dort ebenso vorhandenen Startmenüs entschieden hatte. Mal geriet ich im Ubuntu-Anmeldefenster in eine Endlosschleife, aus der es kein Entkommen gab, mal gaukelte mir Linux Mint die Installation von Ubuntu vor, ohne dass eine Anmeldung möglich war, mal geriet ich beim Anmelden bei XP in eine Endlosschleife, aus der es kein Entkommen gab.
Da Reparaturen nicht oder kaum möglich waren, zumindest nicht mit einem Ergebnis, mit dem ich eins der beiden Betriebssysteme hätte erfolgreich starten können, erfolgte jedes Mal die Neuinstallation von Windows einschließlich aller Programme, gefolgt von einem neuen Versuch mit Linux. Keine der Linux-Versionen schaffte es jedoch, länger als vier oder fünf Tage gebrauchsfertig zu bleiben!
Letzte Rettung: zurück zu XP!
Insgesamt habe ich in den vergangenen Wochen Windows XP und natürlich auch alle dort installierten Programme etwa fünf Mal und ein fest installiertes Linux etwa vier- oder fünfmal neu aufsetzen müssen, weil der Zugang entweder zu einem der beiden Betriebssysteme oder gar zu beiden nicht möglich war. Hinzu kamen mehrere Installationen mittels Wubi. (Positiver Nebeneffekt allerdings der ersten Neuinstallation von Windows XP: Ich konnte die Partitionsgröße der beiden Laufwerke neu verteilen, da sie anfangs für die Systempartition viel zu pessimistisch, sprich: viel zu groß gewählt wurde. Sie wäre nie auch nur annähernd voll ausgenutzt worden!)
Nach einer letzten solchen von Ubuntu vor vier Tagen, die zwar nun recht schnell und zudem stabil herüberkam und dessen Sprachpakete auch komplett waren, aber den Zeitraum der Gebrauchsfähigkeit ebenfalls nicht überstand, weil ich beim Anmelden erneut in eine Endlosschleife geriet, sagte ich mir: Es reicht, Schluss damit! Zur Firewall von Windows noch eine zusätzliche mit der Möglichkeit, nicht nur den Browser in einer Sandbox (eine virtuelle Umgebung, in der Programme ausgeführt werden und die das Betriebssystem nicht angreift), sondern den ganzen Schreibtisch (Desktop) in einer virtuellen Umgebung auszuführen, hatte ich mir bereits vorher aufgesetzt, und nun läuft XP weiter und weiter. Bis auf Weiteres …
Aktualisierung vom 27. Mai 2016: Installation mit Wubi funktioniert bestens!
Schon seit vielen Monaten läuft Ubuntu als Wubi-Installtion bestens, weil völlig problemlos: Alle vorher beschriebenen Schwierigkeiten sind gemeistert. Inzwischen bin ich öfter in Ubuntu als in XP unterwegs!
Daher kann ich inzwischen sagen, dass Ubuntu und besonders auch eine Installation mittels Wubi für jede(n) eine Alternative darstellt, die oder der sich noch nicht sicher ist, ob sie/er bei diesem Betriebssystem dauerhaft bleiben will!
Verweise zum Thema
- Die Top-Ten-Distributionen von Linux auf DistroWatch.com
- „Wubi“ auf ubuntuusers.de
- „Das Design von Windows XP lebt in Linux weiter (Update)“ auf ComputerBase (von mir allerdings nicht getestet)
- „Fünf Gründe gegen Linux“ in der PC-WELT
- „Die Qual der Wahl. Linux Mint in vier Desktop-Versionen“ in der PC-WELT
Lächelnd sitze ich hier und lese diese Beschreibung.
Auch mir sind die Tücken nicht ganz unbekannt. Ich bin jetzt nachdem ich mit Windows7 arbeiten muss, damit sehr zufrieden. Da es zu meinem Glück, eine Übergangszeit für mich gab, mit XP (Rechner) und Windows7 (Lapptop).
Mein geliebtes XP bleibt mir, für Bildbearbeitung und Textverarbeitung.
Das Internett, wie heute wieder, nutze ich jetzt nur noch mit Windows7.
Lieben Gruß
Ute Schnee
Danke für den lieben Gruß, einen ebensolchen zurück! Tja, der Abschied von XP fällt vielen nicht leicht …
Es geschehen aber auch noch Zeichen und Wunder: Habe vor einer Woche einen letzten Versuch einer Wubi-Installation von Ubuntu 12.04 LTS (Long Term Support, bei dieser Version bis Juli 2017) gewagt, die tadellos funktioniert! Die Sprachpakete sind nach Nachinstallation komplett, auch die automatischen Aktualisierungen funktionieren, das System läuft keineswegs langsamer als Windows, der Wechsel zwischen den Betriebssystemen klappt problemlos und die Installation hat inzwischen das „Haltbarkeitsdatum“ der vorigen Installationen überschritten. Bin mehr in Ubuntu als in Windows. Toi, toi, toi, kann ich dazu nur sagen!
Von einer Mint4Win-Installation (Mint for Windows) von Linux Mint (entspricht dem, was Wubi für Ubuntu ist), die ich vorher ausprobiert habe, muss allerdings dringend abgeraten werden, weil danach alles Negative auftrat, was im Artikel beschrieben wurde: Sprachpakete nicht komplett, Schwierigkeiten bei bis sogar Unmöglichkeit von Aktualisierungen usw., was wahrscheinlich daran liegt, dass nur eine alte Version installiert wird, die längst völlig überholt ist!
Und dies liegt wohl daran, dass Mint4Win nur bis zu einer früheren Version unterstützt wird, was leider auch auf Wubi zutrifft: Die Entwickler möchten, dass Vollversionen installiert werden.
Also, nach meinen Erfahrungen funktioniert Ubuntu als Wubi-Installation sehr gut.
Eine andere empfehlenswerte Möglichkeit wäre, Windows und Linux auf zwei verschiedenen Festplatten zu installieren. Geht was schief, kann man Linux neu installieren, ohne Windows zu beschädigen.
Die aller-ungefährlichste Sache ist allerdings, Linux auf einem komplett eigenen Gerät zu installieren. An ältere PCs oder Notebooks kommt man ja über eBay sehr günstig dran.
Allerdings frage ich mich (obwohl ich Linux sehr mag), warum du nicht einfach per Upgrade auf Windows 7 umgestiegen bist, denn besonders groß finde ich die Unterschiede zu Windows XP nicht. Nicht so groß wie damals der Umstieg von 98 oder ME auf XP. Und an Windows-7-Originale kommt man ebenfalls über eBay günstig dran.
Und zu guter Letzt: was soll diese ganze Schwarzmalerei überhaupt, oh, oh, XP wird nicht mehr mit Updates versorgt, und jetzt müssen wir alle sterben! Mit allen Windows-XP-Updates und einem tauglichen Internet-Security-Paket oder auch nur einem Antivirenprogramm plus Firewall (notfalls Windows-Firewall) ist der Rechner doch gut abgesichert. Microsoft will seine neueren Betriebssysteme verkaufen, das ist alles. Und das ist für ein wirtschaftlich arbeitendes Unternehmen ja durchaus auch ein legitimer Wunsch. Aber ein bisschen Panikmache ist eben auch dabei.
Danke für den ausführlichen Kommentar! Etwa selbst Ubuntu-Nutzer mittels Wubi?
Wie im vorigen Kommentar von mir gesagt, funktioniert Ubuntu bei mir immer noch (!) sehr gut, wobei allerdings nach einer Aktualisierung von der zuerst installierten Version 12.04.02 oder .03 auf inzwischen 12.04.05 nach dem Booten von Ubuntu und vor dem Ubuntu-Anmeldefenster der Bildschirm kurz schwarz wird und die Fehlermeldung angezeigt wird: „Could not write bytes: Broken pipe“, die zwar nervt, aber nicht weiter stört, da der Start danach funktioniert. Die Suche in diversen Foren und Ratgebern brachte bislang keine Abhilfe, außer, dass man diese Meldung ignorieren kann, wenn Ubuntu danach problemlos startet.
Ein Upgrade von XP auf 7 scheitert nicht nur an den Kosten, sondern auch an der Kompatibilität verschiedener installierter Programme. Habe früher bereits sowohl den Windows 7 Upgrade Advisor als auch den Windows 8 Upgrade-Assistent mit dem Ergebnis ausgeführt, dass ich interessanterweise mehr nach 8 als nach 7 mitnehmen, also dort ausführen kann.
Da ich seit Mitte Februar (zwangsweise nach dem Aus der Hauptplatine; eine Reparatur hätte sich nicht mehr gelohnt) einen „neuen“ Rechner mit, im Vergleich zum vorigen, geradezu gigantischem Arbeits- und Festplattenspeicher habe (und das, Glück im Unglück, zu einem Schnäppchenpreis!), wäre eine Neupartitionierung einer der bestehenden Partitionen für eine feste Linux-Installation allerdings eine gute Idee!
Ansonsten und laut Eintrag sind ja ein Antivirenprogramm und sowohl die interne (Windows-) als auch eine zusätzliche Firewall installiert und aktiviert!