Fukushima 3.11
Fessenheim und Tihange, zwei Kernkraftwerke in unmittelbarer Nähe zu Deutschland, sind in den letzten Monaten immer wieder in die Schlagzeilen geraten. Doch was macht eigentlich Fukushima? Fukushima 3.11, wie Japaner die Katastrophe nennen, jährt sich heute, am 11. März, zum fünften Mal. Zeit für eine Aktualisierung eines hier früher veröffentlichten Artikels!
Medien, besonders aus den USA, aber auch Greenpeace berichten über Unfähigkeiten des Betreibers, die Arbeitsbedingungen dort und über Radioaktivität im Pazifik, die bereits massive Auswirkungen auf die Meeresfauna zeigt. Fukushima 3.11 (gesprochen: fukushima san ten ichi ichi), wie Japaner die Katastrophe in der Fukushima Daiichi Nuclear Power Plant nennen, und immer noch kein Ende also. (Übrigens wird Fukushima nicht auf der dritten, wie hierzulande oft gehört, sondern auf der zweiten Silbe betont!) Zeit für eine Aktualisierung des hier früher veröffentlichten Artikels „Fukushima Daiichi und kein Ende“ vom 17. Dezember 2013!
Schlechte Arbeitsbedingungen und die Mafia
Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete im Oktober 2013 über schlechte Arbeitsbedingungen bei schlechter Bezahlung und über die Gefahr, dass involvierte Mitglieder der mafiösen japanischen Organisation Yakuza radioaktives Material entwenden könnten; siehe bei Reuters: „Special Report: Help wanted in Fukushima: Low pay, high risks and gangsters“. Dass die japanische Mafia bei der Anheuerung der Arbeiter immer noch eine Rolle spielt, zeigte die SWR-Reportage „Arbeiter in japanischen Atomkraftwerken: Atom Gypsies“ vom 7. März 2016. Der Journalist Shun Kirishima glaubte den offiziellen Berichten über die Lage im AKW Fukushima nicht und heuerte als Arbeiter an. Er wurde in einem hoch radioaktiven Bereich eingesetzt!
Veränderung der Fauna
Majia’s Blog, das Weblog eines Universitätsprofessors für politische Ökonomie und Biopolitik, berichtete ebenfalls im Oktober 2013 über massive Veränderungen in der Fauna des Pazifischen Ozeans. So etwa über das Schmelzen von Seesternen, die bereits an den Küsten Alaskas und Kaliforniens feststellbar seien; siehe „Animal Anomalies: Is the Fukushima Daiichi Disaster a ‘Tipping Point’?“ mit vielen Verweisen auf seine Quellen. Auch Bürgerstimme, ein Netzwerk freier Journalisten, wies bereits im Dezember 2013 auf die Gefahr von radioaktiv verseuchtem Wasser im Pazifik und die Folgen für die Gesundheit hin.
Wie die Umweltorganisation Greenpeace, die nicht nur die Kontamination an Land, sondern vor allem auch in den Gewässern vor der Küste Fukushimas misst, kürzlich berichtete, ist diese Gefahr noch längst nicht gebannt. Seit 2011 sind 1,4 Millionen Tonnen verseuchtes Kühlwasser angefallen; was davon nicht auf dem Kraftwerksgelände lagert, landet im Pazifik. Nie zuvor ist mehr radioaktives Material in das Ökosystem Meer gelangt als mit der Katastrophe von Fukushima. Verstrahltes Wasser aus der Umgebung wird noch in Hunderten von Jahren in den Ozean gespült werden! Und diese Gefahr ist noch keineswegs gebannt. Täglich werden hunderte Tonnen Wasser zur Kühlung der Reaktoren in die Anlage gepumpt, ohne die weitere Kernreaktionen drohen würden. Inzwischen sind hierbei etwa 320 000 Tonnen radioaktiv verseuchtes Wasser angefallen, das in Stahltonnen auf dem Gelände des Kernkraftwerks lagert oder bereits in den Pazifik abgelassen wurde.
Wohin mit dem Atommüll?
Ein weiteres Problem: Wo wird das Land die bislang 9 Millionen Kubikmeter Atommüll lagern, die bei den Dekontaminierungsarbeiten angefallen sind und der sich derzeit provisorisch an mehr als 50 000 Standorten stapelt, wobei in den kommenden Jahren noch weitere Millionen Tonnen Strahlenmüll hinzukommen werden?
Japans Regierung versprach zwar den Rückzug aus der Atomenergie und will drei Ex-Manager des Betreibers anklagen. Zudem befand ein japanisches Gericht, dass zwei Reaktoren in Takahama als nicht sicher für den Betrieb gelten und stillgelegt werden mussten. Trotzdem fährt sie zur gleichen Zeit einen weiteren Atomreaktor wieder hoch. Und das, obwohl nach Fukushima 3.11 alle 48 kommerziell arbeitenden Atomreaktoren vom Netz genommen wurden und Japan zwei Jahre lang sehr gut ohne Atomstrom ausgekommen war! Zudem wurde die Berichterstattung über Fukushima 3.11 stark eingeschränkt. Mit Takahama 4 sind inzwischen nun vier Reaktoren wieder in Betrieb. Laut Greenpeace will die japanische Regierung viele von den 160 000 Menschen, die nach der Katastrophe ihre Häuser verlassen mussten, in Gegenden zurücksiedeln, die noch immer stärker verstrahlt sind als das Sperrgebiet um Tschernobyl!
Fukushima 3.11 und kein Ende also, aber die Erde ist zu klein für Atomkatastrophen!
Weitere Informationen
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- Greenpeace: Energiewende Japan
- tagesschau.de: „Nach Reaktorkatastrophe in Japan: ‚Dann strahlt nur noch dein Grab‘“ vom 10. März 2016
- tagesschau.de, Weltbilder: „Fukushima fünf Jahre nach der Reaktorkatastrophe“ (Video, 9 Minuten, 18 Sekunden) vom 10. März 2016
Pingback:Die Doomsday Clock neu gestellt – Ronalds Notizen
2019:
Japan sieht keine Gefahr darin, kontaminiertes Wasser aus Fukushima im Ozean freizusetzen
[Link bearbeitet. Danke für den Verweis! Der Administrator]
Danke, das ist aktueller denn je, denn, nachdem nun die Kapazitäten für radioaktiv versuchtes Wasser erschöpft sind, will Japan radioaktives Material ins Meer leiten!