Ein Fall von Steuerverschwendung
Schwimmkran erst modernisiert, dann ausgemustert
Die Bundesmarine lässt einen 48 Jahre alten Schwimmkran für Millionen von Steuergeldern generalüberholen und mustert ihn zwei Jahre danach aus. Nun soll er versteigert werden. Ein typischer Fall von Steuerverschwendung! Der Autor berichtet.
Steuerverschwendung ist ein Delikt, das uns alle betrifft. Doch nur allzu selten werden die Verursacher benannt und zur Rechenschaft gezogen. Beispiele für Projekte, für die sinnlos Geld verpulvert wird, zeigt etwa regelmäßig die NDR-Satiresendung „extra 3“ im „Irrsinn der Woche“, wobei diese Beispiele durchaus den Tatbestand der Realsatire erfüllen. Aber auch der Bund der Steuerzahler (BdSt) widmet sich in dem von ihm herausgegebenen Schwarzbuch jährlich den gravierendsten Fällen von Steuerverschwendung. Beide Medien sind übrigens für Meldungen offen!
Durch einen Tipp wurde ich auf einen aktuellen Fall aufmerksam, bei dem es um immerhin 13 Millionen Euro geht. Der Fall:
Der selbst fahrende Schwimmkran „Hiev“ der Bundesmarine (für Techniker: Klasse 711, erbaut 1962 auf der Rheinwerft in Walsum, Leergewicht 2120 Tonnen, Länge 52,86 Meter, Breite 22,04 Meter, maximale Höhe 63 Meter, Tiefgang 2,90 Meter; Kran: MAN, Baujahr 1962, Tragfähigkeit maximal 100 Tonnen, Ausleger maximal 16 Meter) wurde zwischen 2010 und 2012 für 13 Millionen Euro generalüberholt — sieben Millionen Euro mehr, als ursprünglich geplant. Dabei wurden folgende Arbeiten durchgeführt:
- Installation von drei neuen Diesel-/elektrischen Hauptmaschinen (Baujahr 2010),
Installation eines zusätzlichen Bordnetzgenerators,
Erneuerung des gesamten Abgassystems,
Installation eines neuen Brennstofffiltersystems,
Überholung der Lenzpumpenanlagen,
Erneuerung des Druckluftsystems,
Reparaturen an der Pontonstruktur mit Teilerneuerung der Außenhaut, der Boden-/Kimmplatten sowie 12 Spanten,
Erneuerung der gesamten Elektroanlagen in den Maschinen- und Antriebsmotorenräumen sowie im Wohnbereich.
Ob er danach nochmals in Gebrauch ging, ist nicht bekannt, tatsächlich jedoch wurde der Schwimmkran am 31. Dezember 2014 außer Dienst gestellt, weil es angeblich nicht genügend Experten vor Ort gibt, um ihn steuern zu können, und außerdem genügend Kräne aus der Privatwirtschaft zur Verfügung stünden. Nun soll er bei der VEBEG, dem „Verwertungsunternehmen des Bundes“, meistbietend versteigert werden. Gebotsschluss ist der 20. Juni 2016 um 13.00 Uhr.
Man darf gespannt sein, welchen Erlös der Verkauf bringt! Ob damit die Modernisierungskosten wieder hereinkommen, darf bezweifelt werden.
(Siehe hier auch das Schwarzbuch der Jugendämter!)
http://www.vebeg.de/web/de/verkauf/zuschlagspreise.htm
Die Zuschlagspreise sind max. 14 Tage nach Gebotsende sichtbar. Auszug aus der Tabelle vom 5.7.16:
1625170.044 20.06.2016 Batterieladegeräte „Benning“ Typ GBE 2 x24-1-35I 130,00 €
1625170.045 20.06.2016 Teile aus Kfz-Bordausstattungen: 435,22 €
1625170.046 20.06.2016 Stromaggregat 1,9 kW „Kirsch“ Typ BG 1,9 DHA 177,77 €
1625170.047 20.06.2016 Digitale Spiegelreflexkamaras „Canon“ Typ EOS 40D 654,00 €
1625170.048 20.06.2016 Bürogeräte u. a.: 186,91 €
1625170.049 20.06.2016 Druckereigeräte „Bourg“: 130,00 €
1625170.050 20.06.2016 Digitale Spiegelreflexkamara „Canon“ Typ EOS 40D 156,56 €
1625190.001 20.06.2016 Schwimmkran / Floating Crane „HIEV“ Klasse / Class 711 2.500.999,99 €
Also, der hat nur schlappe 2,51 Mille eingebracht. 10,49 versenkt. Wunderbar, so kalkuliert nur der Staat. Jeder Kaufmann wäre pleite.
Besten Dank für diese Aktualisierung; der Käufer dürfte sich freuen!