Der Berimbau
Brasilianische Trommeln und Perkussionsinstrumente, Teil 2
Das Instrument Berimbau ist ein Musikbogen afrikanischen Ursprungs. Es kommt aber heutzutage fast nur noch in der brasilianischen Musikkultur zum Einsatz: als Begleitinstrument des Kampftanzes Capoeira.
Ein Instrument, das ich sehr mag und das dank eines Mitbringsels aus Brasilien mein erstes brasilianisches überhaupt gewesen ist, wenngleich ich es nicht oft spiele (bei EMBOLADA damals gar nicht), ist der Musikbogen berimbau. Er ist afrikanischen Ursprungs und zählt zu den ältesten Instrumenten der Menschheit. Bei den Kimbundu im Staatsgebiet des heutigen Angola heißt er hungu. Das portugiesische Wort berimbau bedeutet „Maultrommel“, was aber wohl auf eine Verwechslung des Klangs zurückzuführen ist. Der Klang des Musikbogens hat tatsächlich eine Ähnlichkeit mit dem der europäischen Maultrommel!
Die Teile des Berimbau
Der berimbau besteht aus einem etwa eineinhalb Meter langen Holzbogen, dem arco. Er wird aus dem gleichzeitig widerstandsfähigen, aber auch biegbaren Holz des gobiraba-Baumes (mundartlich: biriba, botanisch: Annona lanceolata) hergestellt. Darüber ist eine Drahtsaite gespannt, die mit einem längeren dünnen, etwa 30 Zentimeter langen Holzstäbchen, baqueta genannt, angeschlagen wird. Als Resonanzkörper dient ein über dem Bogen und der Saite mit einer Schnur befestigter ausgehöhlter Kürbis, cabaça (für „Kalebasse“) genannt, die mit der Öffnung den Spielenden zugewandt ist. Der berimbau gehört zur Instrumentengattung der Monochorde.
Die Spielweise
Durch das Anschlagen mit dem Stäbchen und dem wechselweisen Abdrücken der Saite mit einer Münze oder einem flachen Steinchen erzeugt der Spieler zwei verschiedene Töne. Diese variieren durch das Aufsetzen der Kalebasse auf dem oder das Abheben vom Bauch. Zusätzlich wird durch das caxixi (sprich „kaschischi“), einer mit Samen gefüllten und aus Korb geflochtenen Rassel afrikanischen Ursprungs, ein zusätzlicher rhythmischer Effekt erzeugt. Dies Instrument findet hauptsächlich im afro-brasilianischen Kampftanz capoeira Verwendung, in dem seine toques die capoeiristas begleiten. Hin und wieder wird der berimbau auch im samba de roda, einem ländlichen Tanz im Hinterland des Bundesstaates Bahia, eingesetzt.
Die auf diesem Instrument gespielten toques (vom portugiesischen Verb tocar für „anschlagen, spielen“) sind festgelegte Rhythmusmuster, die den Ablauf der capoeira regeln. Die häufigsten Spielmuster sind Angola (Hörbeispiel) und São Bento Grande; von diesen Grundmustern abgeleitet sind Angolinha und São Bento Pequeno.
Die (Finger-)Haltung
Bevor man sich daran wagt, dem Instrument Töne zu entlocken, sollte man zunächst üben, den Bogen mit der aufgezogenen Kalebasse zu balancieren. Die sichere Haltung ist sehr wichtig für das spätere Beherrschen des Musikbogens.Ebenso wichtig ist die Fingerhaltung, die auch erst einmal geübt sein sollte! Der kleine Finger nämlich trägt das Hauptgewicht, indem er, nach unten abgespreizt, die Befestigungsschnur der cabaça, hält. Ring- und Mittelfinger werden um den Bogen gelegt, zwischen Daumen und Zeigefinger nimmt man eine Münze (in Brasilien häufig ein dobrão, eine alte Kupfermünze im Wert von 40 Réis), eine Unterlegscheibe oder einen flachen, runden Stein. Damit drückt man die Saite ab, um die Tonhöhe zu variieren.
Mit dem Holzstäbchen, zwischen Daumen und Zeigefinger gehalten, und der über Mittel- und Ringfinger der anderen Hand gestülpten Schlaufe des caxixi werden die sirrenden und raschelnden Töne erzeugt. Mit dieser Rassel spielt man eigenständige Muster, das heißt, dass man sie auch unabhängig vom Schlag mit der baqueta bewegt. Es können hierbei sowohl waagerechte (diese meist zusammen mit dem Schlag auf die Saite) als auch Abwärtsbewegungen ausgeführt werden. Bei Letzteren entsteht durch den Aufprall der sich im Inneren befindlichen harten Samen auf der Unterseite der Rassel, die auch aus einem Stück Kürbisschale besteht, ein lautes, klackendes Geräusch.
Mehr zum Berimbau
Wer mehr über dieses Instrument, seine Geschichte, seine Spielweise und seine toques erfahren möchte, kann bei mir ein PDF meiner Abschlussarbeit an der DTP AKADEMIE anfordern (3,43 MB), die ich über dieses Thema verfasst habe. Da das darin verwendete Bildmaterial zum Teil urheberrechtlich geschützt ist, kann ich sie nicht zur allgemeinen Verwendung, sondern nur zum privaten Gebrauch anbieten. Es handelt sich um eine sechzehnseitige, farbige Broschüre im Format A5 (148 × 210 mm), die sich gut ausdrucken und heften lässt. Gegen eine kleine Schutzgebühr übernehme ich das.
Danke schön für Ihren nützlichen Beitrag.
Ich habe Ihren Weblog schon seit einiger Zeit als Feed abonniert. Und jetzt musste mich mal zu Wort melden und ein „Danke“ hinterlassen.
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