Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort
von Rainer Maria Rilke
Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort.
Sie sprechen alles so deutlich aus:
Und dieses heißt Hund und jenes heißt Haus,
und hier ist Beginn und das Ende ist dort.Mich bangt auch Ihr Sinn, ihr Spiel mit dem Spott,
sie wissen alles, was wird und war;
kein Berg ist ihnen mehr wunderbar;
ihr Garten und Gut grenzt grade an Gott.Ich will immer warnen und wehren: Bleibt fern.
Die Dinge singen hör ich so gern.
Ihr rührt sie an: sie sind starr und stumm.
Ihr bringt mir alle die Dinge um.
(Im Archiv des Deutschlandfunks fand ich einen interessanten Artikel vom 16. September 2012, in dem die Literaturwissenschaftlerin Dagmar Lorenz dieses Gedicht zum Anlass nimmt, um über einen Ausflug in die Literaturgeschichte über „Sprechen und Sprechkrisen“ zu referieren: „‚Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort‘“. Siehe hier zu Rilke beispielsweise auch „Ungelöste Fragen“!)
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