Ich bin der Welt abhanden gekommen
Von Friedrich Rückert
Ich bin der Welt abhanden gekommen,
Mit der ich sonst viele Zeit verdorben.
Sie hat so lange von mir nichts vernommen,
Sie mag wohl glauben, ich sei gestorben.Es ist mir auch gar nichts daran gelegen,
Ob sie mich für gestorben hält;
Ich kann auch gar nichts sagen dagegen,
Denn wirklich bin ich gestorben der Welt.Ich bin gestorben dem Weltgewimmel
Und ruh’ in einem stillen Gebiet.
Ich leb’ in mir und meinem Himmel,
In meinem Lieben, in meinem Lied.
Friedrich Rückert, geboren am 16. Mai 1788 als Friedrich Johann Michael Rückert in Schweinfurt, gestorben am 31. Januar 1866 in Neuses bei Coburg, war ein deutscher Dichter, Sprachgelehrter und Übersetzer sowie einer der Begründer der deutschen Orientalistik.
Sein Geeicht „Ich bin der Welt abhanden gekommen“ findet sich in dem Zyklus „Liebesfrühling“, den er 1821 für seine spätere Frau Luise Wiethaus-Fischer schrieb und der zuerst 1834 erschien. Es kreist um ein lyrisches Ich, das sich dem „Weltgewimmel“ entzogen hat und in sich zu ruhen scheint. Es handelt sich also nicht etwa um einen Lebensmüden, sondern um einen Menschen, der in einer anderen Zeit und Wirklichkeit zu Hause und nur dort ganz bei sich ist.
Die Gedichtsammlung „Liebesfrühling“ präsentiert sich als eine Art Tagebuch und entstand während seiner Werbung um eben jene Luise Wiethaus-Fischer. Es findet sich etwa in „Friedrich Rückert: Gedichte. Ausgewählt und eingeleitet von Heinrich Henel”, Königstein im Taunus 1983, Seite 67. Eine ausführliche Analyse mit einer Interpretation des Gedichts: „Analyse des Gedichtes ‚Ich bin der Welt abhanden gekommen‘ von Friedrich Rückert.
Gustav Mahler vertonte „Ich bin der Welt abhanden gekommen“ als drittes seiner „Rückert-Lieder“. Auf YouTube finden sich zahlreiche Aufnahmen davon.
(Siehe hier etwa auch „Winterschlaf“ und „Einsamkeit und Alleinsein“!)
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