Habe geträumt, dass in brasilianischen Film- und Fernsehprogramm-Zeitschriften Filme, in denen Schwarze vorkommen, mit einem schwarzen Quadrat gekennzeichnet werden müssen, damit das geneigte Publikum das „Vergnügen“ haben kann, „rein-weiße“ Filme ansehen zu können. Es handele sich hierbei um des neuen, rechtsextremen brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaros erste Amtshandlung. Ein zwar eigentlich angesichts der geradezu unendlichen Mischung von Hautfarben in Brasilien unmögliches Unterfangen, aber mir scheint, dass Träume manchmal doch gar nicht so weit von der Realität entfernt sind …
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Das Märchen vom Tannenbaum
Kennen Sie das Märchen vom Tannenbaum von Hans Christian Andersen? Nein? Dabei haben wir doch gerade Weihnachten und somit die Jahreszeit für Tannenbäume! Nun, ich will Ihnen das Märchen vom Tannenbaum kurz erzählen. Im dänischen Original heißt es Grantræet, auf … Weiterlesen →
Lieben Sie!
Grundsätzliche und allgemeine Regel: Hüten Sie sich in der Liebe vor dem Mond und den Sternen, hüten Sie sich vor der Venus von Milo, vor Seen, Gitarren, Strickleitern und allen Romanen – selbst vor dem besten der Welt, und hätte Apoll ihn verfasst! Aber lieben Sie von ganzem Herzen, mit aller Kraft, keck, zielstrebig und unerbittlich die Frau, die Sie lieben.
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Robert Musil über das Rauchen
Ich behandle das Leben als etwas Unangenehmes, über das man durch Rauchen hinwegkommen kann!
Mein Meer
Früher diente das Mittelmeer dem Handel und der zivilen Schifffahrt. Das hat sich geändert. Heute kann das Mittelmeer, wenn es uns gelingt, es in das zurückzuverwandeln, was es einmal war, eine herrliche Badewanne sein. Oder: Es wird zu einem Becken, in dem ein Kind in drei Zentimeter tiefem Wasser ertrinkt. Leider bewahrheitet sich inzwischen letztere Vermutung. Dass dieses Meer, diese Verbindung – denn das Meer ist eine Verbindung – zu etwas Trennendem wird, ist ein Frevel gegen das Meer selbst; es erscheint mir wie eine Gotteslästerung. Meines Erachtens liegt eine enorme Gefahr in der Art und Weise, wie die Staaten das Problem der Migration angehen. Das Abschotten der Grenzen auf See wie an Land soll dafür sorgen, sie unüberwindbar zu machen. Auf See bedeutet eine unüberwindbare Grenze in neunzig Prozent der Fälle den Tod desjenigen, der sie zu überwinden versucht. Wenn ich von den vielen Toten im Mittelmeer höre, muss ich immer an einen Satz von Aischylos denken: „Die Leichen treiben in brandender See.“ Dabei klingt „treiben“ fast harmlos für die Brutalität dieses Bildes. Heute ist das Meer förmlich mit Leichen übersät. Aber wie groß ist das Bewusstsein all dessen? Was fehlt, ist Mitleid, Verständnis für die anderen. Und das wäre am allernötigsten.
Christenthum als Alterthum
Christenthum als Alterthum. — Wenn wir eines Sonntag Morgens die alten Glocken brummen hören, da fragen wir uns: ist es nur möglich! diess gilt einem vor zwei Jahrtausenden gekreuzigten Juden, welcher sagte, er sei Gottes Sohn. Der Beweis für eine solche Behauptung fehlt. — Sicherlich ist innerhalb unserer Zeiten die christliche Religion ein aus ferner Vorzeit hereinragendes Alterthum, und dass man jene Behauptung glaubt, — während man sonst so streng in der Prüfung von Ansprüchen ist —, ist vielleicht das älteste Stück dieses Erbes. Ein Gott, der mit einem sterblichen Weibe Kinder erzeugt; ein Weiser, der auffordert, nicht mehr zu arbeiten, nicht mehr Gericht zu halten, aber auf die Zeichen des bevorstehenden Weltunterganges zu achten; eine Gerechtigkeit, die den Unschuldigen als stellvertretendes Opfer annimmt; Jemand, der seine Jünger sein Blut trinken heisst; Gebete um Wundereingriffe; Sünden an einem Gott verübt, durch einen Gott gebüsst; Furcht vor einem Jenseits, zu welchem der Tod die Pforte ist; die Gestalt des Kreuzes als Symbol inmitten einer Zeit, welche die Bestimmung und die Schmach des Kreuzes nicht mehr kennt, — wie schauerlich weht uns diess Alles, wie aus dem Grabe uralter Vergangenheit, an! Sollte man glauben, dass so Etwas noch geglaubt wird?
Mein Leben ist ein Meer
Von Gaspara Stampa
Mein Leben ist ein Meer,
die Wasser sind die Klagen,
und meiner Seufzer Hauch
erregen sie als Wind.
Die Hoffnung ist das Schiff,
das meine Wünsche jagen,
die stark die Segel trifft
und Ruderschläge sind.
Es führen mich als Pol die zweigestirnten Kreise
der beiden Augen, mein geheiligt Himmelslicht,
nach dem ich immer da mich richte auf der Reise,
ob es auch an Pilot und Steuerblatt gebricht.
Der Stürme Plötzlichkeit, die heftigen Gefahren
sind kalte Eifersucht und Leiden ohne Rast,
so dauerhaft, wie sie behend zur Stelle waren.
Die See bleibt ungestillt, mein edler Fürst, derweilen
seit jenem Tag, da du von mir entfernt dich hast,
die heitern Stunden allzu gleich mit dir enteilen.
Das Pöbelregiment und das Lumpenpack
Das Pöbelregiment ist dumm, das Säbelregiment noch dümmer, und so ärgere ich mich täglich tausendmal; und der Ärger ist eine schlechte Muse.
(Joseph Freiherr von Eichendorff, vermutlich aus seinem Briefwechsel)
Fatal ist mir das Lumpenpack,
Das, um die Herzen zu rühren,
Den Patriotismus trägt zur Schau,
Mit allen seinen Geschwüren.
(Aus Heinrich Heine: Deutschland. Ein Wintermährchen, Caput XXIV, Hamburg 1844; hier auch zitiert in „Heimat“. Hier finden Sie das ganze Werk: Deutsches Textarchiv)
The Road Not Taken
von Robert Frost
Two roads diverged in a yellow wood,
And sorry I could not travel both
And be one traveler, long I stood
And looked down one as far as I could
To where it bent in the undergrowth;Then took the other, as just as fair,
And having perhaps the better claim
Because it was grassy and wanted wear,
Though as for that the passing there
Had worn them really about the same,And both that morning equally lay
In leaves no step had trodden black.
Oh, I kept the first for another day!
Yet knowing how way leads on to way
I doubted if I should ever come back.I shall be telling this with a sigh
Somewhere ages and ages hence:
Two roads diverged in a wood, and I—
I took the one less traveled by,
And that has made all the difference.
An die Türkenfresser
Ich hasse den Türken nicht, sondern er dauert mich, weil ich ein Christ bin, und es thut mir immer wehe, wenn ich einen Türkenfresser behaupten höre, daß dem Osmanen nicht zu helfen sei. Das ist Pharisäer-Hochmuth, aber kein Christensinn.
Von wem könnte dieses Zitat wohl stammen? Sie werden es kaum glauben …
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