Mein Leben ist ein Meer
Von Gaspara Stampa
Mein Leben ist ein Meer,
die Wasser sind die Klagen,
und meiner Seufzer Hauch
erregen sie als Wind.
Die Hoffnung ist das Schiff,
das meine Wünsche jagen,
die stark die Segel trifft
und Ruderschläge sind.
Es führen mich als Pol die zweigestirnten Kreise
der beiden Augen, mein geheiligt Himmelslicht,
nach dem ich immer da mich richte auf der Reise,
ob es auch an Pilot und Steuerblatt gebricht.
Der Stürme Plötzlichkeit, die heftigen Gefahren
sind kalte Eifersucht und Leiden ohne Rast,
so dauerhaft, wie sie behend zur Stelle waren.
Die See bleibt ungestillt, mein edler Fürst, derweilen
seit jenem Tag, da du von mir entfernt dich hast,
die heitern Stunden allzu gleich mit dir enteilen.
(„Madama“ Gaspara Stampa, * um 1523, † 23. April 1554, italienische Dichterin, von vielen als die größte italienische Dichterin der Renaissance betrachtet, von vielen als größte italienische Dichterin überhaupt, hierzulande weitgehend unbekannt. „Mein Leben ist ein Meer“, transkribiert aus den „Radiotexten am Dienstag“ in Bayern 2 „‚Das Meer schläft nie‘ (2/2) – Legenden und Anekdoten rund um die Weltmeere“ vom 3. Juli 2018; auch erschienen in Manfred Gsteiger (Herausgeber): Schiffe in der Weltliteratur, München 2001. Siehe hier auch „Die Ferne“!)
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