Atheisten eine Sekte?
Es gibt sehr viele Internetauftritte und Blogs es von Atheisten. Wie stellen sie sich dar? Sind sie toleranter, aufklärerischer? Unterscheiden sie sich von Seiten herkömmlicher religiöser Gemeinschaften? Oder bilden Atheisten so eine Art von Sekte? Hier soll sich beispielhaft mit zwei solcher Seiten beschäftigt werden.
Unglaublich, wie viele Internetauftritte und Blogs es von Atheisten gibt! Doch wie stellen sie sich dar? Sind diese etwa toleranter, aufklärerischer? Unterscheiden sie sich von Seiten herkömmlicher religiöser Gemeinschaften oder bilden Atheisten eine Art von Sekte? Durch eigene Erfahrung als zunächst durchaus interessierter Kommentator möchte ich mich mit zwei solcher Seiten beispielhaft beschäftigen.
Geklaute Inhalte
Da ist zunächst einmal der „Blasphemie Blog“ (http://blasphemieblog.wordpress.com/) von „Oolon Coluphid“. Schon der Name des Betreibers mutet sehr esoterisch an. Aber nicht nur, dass er keinerlei eigene Beiträge, sondern ausschließlich Meldungen anderer Medien durch Kopieren und Einfügen auf seinen Seiten veröffentlicht (man wartet geradezu darauf, bis er die ersten Abmahnungen wegen Urheberrechtsverletzungen an den Hals bekommt), so ist er auch in der Lage, kurzerhand eine ganze Seite inklusive aller (kritischen) Kommentare zu löschen!
In diesem früheren Eintrag „Ich bin (un)gläubig, weil…“ (http://blasphemieblog.wordpress.com/?page_id=15/) bat er die Besucherinnen und Besucher ihm mitzuteilen, woran sie glauben oder nicht glauben. Zunächst einmal eine gute Idee. Ins Schwimmen geriet er jedoch, als ihm ein Kommentator u. a. das Märchen vom angeblichen Pazifismus der Atheisten anhand der hunderttausendfach begangenen Verschleppungen, Inhaftierungen und Morde während des Stalinismus widerlegte.
Vollends ins Schwitzen kam er aber, nachdem er sich selbst in ebendiesen Kommentaren u. a. als „Humanist“, „Agnostiker“, „Atheist“, „Antitheist“, „Freidenker“ und „Naturalist“, „aber nie gleichzeitig“, charakterisierte und ich die meisten dieser Eigenschaften sowohl anhand verschiedener Beispiele früher Aussagen als auch durch Erklärung einiger Grundbegriffe, die hinter diesen Eigenschaften stehen, infrage stellte und ihm vorwarf, seine Einstellungen zu wechseln, wie es gerade passt. Kurz nachdem er darauf noch eingegangen ist, war die Seite verschwunden, bevor irgendjemand darauf reagieren konnte.
Blog einer Journalistin?
Ein anderes „charmantes“ Beispiel stellt „olyly“ (http://olyly.wordpress.com/), von Beruf angeblich „Journalistin“, dar. Wenn man ihren vorgefertigten Meinungen nicht ausnahmslos beipflichtet, hagelt es die übelsten Unterstellungen oder es besteht die Gefahr der Nichtveröffentlichung seiner Kommentare.
So wurde mir in den Kommentaren zu ihrem Beitrag „Ist es nicht verständlich….“ (http://olyly.wordpress.com/2009/05/13/ist-es-nicht-verstandlich/) unterstellt, dass von Leuten wie mir „… bis vor ein paar Jahren noch diejenigen für Lügner erklärt worden wären (von Leuten wie Dir) -oder vermutlich hätten sie von Seiten der Kirche eine Verleumdungsklage an den Hals gekriegt- die behaupten, Kindesmisshandlungen hätten in kirchlichen Heimen System gehabt.“ (http://olyly.wordpress.com/2009/05/13/ist-es-nicht-verstandlich/#comment-867). Eine Ungeheuerlichkeit, die aber bei Weitem nicht die einzige war!
In ihrem Beitrag „Das ewige Theodizeeproblem“ (http://olyly.wordpress.com/2009/05/25/das-ewige-theodizeeproblem/) geht es um ein an Mukoviszidose (siehe hierzu den Wikipedia-Artikel Mukoviszidose) erkranktes Mädchen, das vermutlich nicht mehr lange leben wird und Trost und Halt in ihrem Glauben an Gott findet, was „olyly“ aufgrund eines Vorkommnisses in der streng katholischen Familie (der Vater verstieß die Mutter) zunächst nicht ganz zu Unrecht infrage stellt.
Um wessen Wohlergehen?
Als ich sie darauf hinwies, dass es hier aber erst einmal um das Wohlergehen einzig und allein des Mädchens geht und sie, „olyly“, ihren Glauben zu respektieren hat, entspann sich eine Reihe von Kommentaren, in deren Verlauf sie jede Meinung, die von ihrer schon vorgefertigten, dass nämlich das Mädchen gefälligst nicht an Gott zu glauben habe, abwich, gnadenlos angriff.
Unter dem fadenscheinigen Hinweis auf eine angeblich von mir nicht gegebene Entschuldigung machte sie ihre Ankündigung, dass sie meine „Kommentare zukünftig ausnahmslos löschen“ wird (http://olyly.wordpress.com/2009/05/25/das-ewige-theodizeeproblem/#comment-928), wahr. Der letzte, in dem ich sie darauf hinwies, dass diese bereits an anderer Stelle (http://dontblog.wordpress.com/vomitas-verbum/#comment-919) erfolgte, ihr weiter vorwarf, dass sie nur eine Bestätigung ihrer Meinung sucht, dabei einen Vergleich mit Sekten anstellte, was Verdummung und Indoktrination anbelangt, und dass sie keineswegs auf meine Kommentare „sogar recht höflich geantwortet“ hatte, erschien schon nicht mehr. Elegante Art, Kritik aus dem Weg zu räumen, und inzwischen ist in den Kommentaren wieder „Friede, Freude, Eierkuchen“ in Form von „ein leckeres Weizenbier oder ein Gläschen Wein“ eingekehrt!
Man bleibt gern unter sich
Ich komme zu dem Ergebnis, dass zumindest auf diesen Seiten jede Meinung, die nicht der der Betreiber entspricht, unerwünscht ist, was bis zu Hetze reicht (man sehe nur dieses unsägliche Video in http://blasphemieblog.wordpress.com/2009/05/09/rene-hasst-atheisten/, wozu, nebenbei bemerkt, ein weiterer Kommentar meinerseits unter den Tisch fiel), und sie mir übler vorkommen als die (fast) jeder christlichen Religionsgemeinschaft. Dass mir von „olyly“ vorgeworfen wurde: „Auffällig oft tummelst Du Dich auf atheistischen Seiten und versuchst, Schwachstellen zu finden um uns an den Karren pinkeln zu können“ (http://olyly.wordpress.com/2009/05/13/ist-es-nicht-verstandlich/#comment-867), passt nur in das Bild: Besser hätte es auch eine Sekte nicht ausdrücken können! Es sind Seiten, die einen eigentlich nur in Glauben oder Spiritualität bestätigen können (sofern man darüber verfügt), so ganz gegen deren Intention. Ich verzichte auf eine direkte Verlinkung, weil ich ihnen kein besseres Ranking verschaffen möchte.
Atheisten bleiben anscheinend gerne unter sich und bestätigen sich gerne selbst, wie in einer Sekte. In ihren Blogrolls finden sich fast ausschließlich Verweise auf gleich geartete Seiten, die Blogs selbst haben fast nur Atheismus zum Thema. Und wie bei Sekten haben es Kritiker schwer, sehr schwer!
[Aktualisierung und Nachtrag vom 17. November 2015: Die genannten Weblogs wurden inzwischen eingestellt. Warum wohl?
Siehe hier übrigens auch „Religion und Spiritualität“!]
In den meisten Dingen gebe ich Dir Recht, viele Atheisten sind ähnlich intolerant wie Gläubige. Das stößt mir auch gelegentlich sauer auf. Tendenziell versuche ich es diplomatisch, liegt mir aber nicht immer, außerdem ist mir aufgefallen, dass nicht immer alles gelesen wird, sondern gern mal nur Ausschnitte. Und wer missverstehen möchte, der tut das meistens auch.
Ich fange daher immer wenn mir das zu dogmatisch wird an, das ganze nicht mehr ernst zu nehmen. Vielleicht nicht die feine englische Art, aber ich bin auch nur ein kleiner gemeiner Mensch.
Am liebsten wäre mir ja, wenn es jede/r so halten würde: Jede/r soll an das glauben oder auch nicht, was er /sie möchte, solange er/sie andere deswegen nicht (und auch sonst überhaupt nicht) diskriminiert, stigmatisiert, intolerant behandelt, verletzt, verfolgt oder gar tötet.
Kommt mir einer aber mit Missionierungsversuchen daher, gebe ich Konter. Geistige Selbstverteidigung. (Ist wie mit Überfällen auf der Straße. Der Depp, der meinte, er könnte mich zu irgendetwas zwingen, mich schlagen etc., darf sich nicht beschweren, wenn ich ihm die Nase breche, den Arm auskugle und all die anderen Sachen teste, die ich so drauf habe…)
Ich lösche übrigens nur Kommentare, die irgendwelche Free-Web-Cams anbieten. Und zensieren tu ich nur nicht-jugendfreies Getexte. Das Web ist schon viel zu voll mit Fäkalsprache, Beleidigungen und anderem, das mag ich nicht auf meiner Seite. Meine Seite soll unterhalten, primär mich, denn für mich schreibe ich. Schön, wenn es anderen gefällt, und wenn nicht, dann auch egal. 😉
Auf weiterhin anregende und unterhaltende, vor allem unterhaltende Konversation.
Beste Grüße vom dontblog
Eigentlich ist es noch interessanter jedenfalls für mich als Christin, versuche ich jedem Menschen in irgendeiner Weise zu vermitteln, dass er für mich als Mensch ok ist und dann mache ich auf gewisse Denkfehler aufmerksam.
Selbst auf ursprüngliche Denkfehler der röm. allgemein ausschließenden und allein unselig machenden Kirche aufmerksam gemacht, nämlich dem Menschen sein ok genommen zu haben wird nicht eingegangen. Weder bei den Christen noch bei den Atheisten. Diese Feststellung amüsiert mich langsam nur noch und ergibt für mich ein großes Spielfeld an Argumentation.
Deswegen bringe ich nichts anderes mehr als immer wieder dem Menschen sein ok zurück zu geben. Ich nehme wir aber gleichzeitig das Recht heraus nicht alles so richtig zu verstehen zu müssen und zu können, was so an Gedanken und Vorstellungen geäußert wird.
Ich habe mich einfach auf die Grundhaltung zurück gezogen, dass den meisten Menschen die Würde genommen wurde und das es darum geht diese erst einmal wieder herzustellen
Vor ein paar Tagen habe ich ein zum Thema passendes Erlebnis gehabt.
Ich bin im Internet mit jemandem in ein erstes Gespräch gekommen und habe offen meine Meinung zu verschiedenen Themenbereichen „angerissen“, darunter auch Glauben oder Nichtglauben. Wobei ich deutlich machte, dass ich dazu eine differenzierte Meinung habe (über die wir hätten diskutieren können). Es führte dann aber dazu, dass ich ohne weitere Fragen oder Diskussion als leichtgläubig und ein bisschen dämlich abgestempelt wurde. Dass ich mich auch an Naturwissenschaften interessiert „geoutet“ hatte, spielte keine Rolle mehr. Autoren, deren Bücher ich gelesen hatte und die ich erwähnt hatte, wurden als Idioten abgestempelt. Möglicherweise, so wurde mir sogar unterstellt, hab ich mich auch noch von irgendwelchen Leuten finanziell ausnehmen lassen.
Ich war erstmal geschockt, da es doch geradezu unverschämt ist, jemandem, den man nicht weiter kennt, so etwas einfach so zu unterstellen.
Wer nicht an die reine Naturwissenschaft „glaubt“, wobei der Betreffende sicher nur die ihm bekannten Teile derselben meinen konnte, ist irrational. ** Jener Gesprächspartner (oder Gesprächsgegner ;-)) verleugnete den Umstand, dass gerade die „großen“ Naturwissenschaftler wie Einstein oder Planck an Gott, eine höhere Instanz oder wie immer man es nennen will, glaubten.
Ich habe diese unerwartete Antwortmail sachlich aber sehr konsequent, ohne ins Detail zu gehen (war mir dieser Gesprächspartner nicht wert), beantwortet und den weiteren Mailwechsel als unfruchtbar abgewiesen. Dafür ist mir meine Zeit zu schade. Da kenn ich nettere Gesprächspartner.
Er suchte offenbar nur ein Opfer, um seine negative Weltsicht zu verbreiten und Gift zu verspritzen.
** das Problem mit den Dummen ist, dass sie gar nicht erkennen, wie wenig sie wissen. Den Unterschied zu seinem Teilwissen, wahrscheinlich veraltet aus der Schulzeit, und dem (heute zum Teil auch nicht mehr ganz aktuellen) umfassenden Wissen eines z.B. Einstein, hat er wahrscheinlich gar nicht erfasst.
Ich weiß, dass ich nichts weiß, sagte schon, ich glaube, Sokrates…
Nur diese Erkenntnis muss man erst mal haben. Und daran hapert es bei vielen Möchtegernschlaumeiern.
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