Bin gut angekommen
Vom Verschwinden der Ansichtskarten
In Zeiten von E-Mail, SMS usw. müssten sie eigentlich längst verschwunden sein: die Ansichtskarten. Hand aufs Herz: Wann haben wir zuletzt eine erhalten oder gar selbst gesendet? Etwa mit dem Wortlaut „Bin gut angekommen“?
In Zeiten von E-Mail, SMS, diversen sogenannten „Social Media“ wie Facebook, Myspace, Twitter usw., von digitalen Kameras mit Bild- und Filmfunktion und Reise-Blogs müssten sie eigentlich längst verschwunden sein: die Ansichtskarten. Hand aufs Herz: Wann haben wir zuletzt eine erhalten oder gar selbst gesendet? Etwa mit dem Wortlaut „Bin gut angekommen“?
Die Briefmarken nicht zu vergessen!
Mit einer Ausnahme aus diesem Jahr, einer Ansichtskarte aus Nürnberg, klafft im Leben des Autors in dieser Hinsicht jedenfalls eine große Lücke. Er entsinnt sich mit Wehmut zum Beispiel an Urlaubskarten einer guten Freundin aus Brasilien, lange bevor er selbst dorthin reiste. Oder an eine andere gute Freundin, die eine Stelle bei der damaligen Deutschen Bundesbahn innehatte, wodurch sie Fahrten mit dieser verbilligt nutzen konnte. Sie beglückte ihn in regelmäßigen Abständen mit Ansichtskarten aus ganz Deutschland. An die eines früheren Freunds aus Indonesien, an die einer ehemaligen Jugendfreundin aus den USA …
Nicht zu vergessen die vielen seltenen Briefmarken, die auf diesen Karten klebten! An ihnen konnte er sich erfreute, auch ohne Philatelist zu sein.
Bin gut angekommen
Er selbst schrieb immer gerne, an seine Eltern („… bin gut angekommen …“) und an Freunde, sei es während einer Klassenfahrt aus England, später aus Afrika und Brasilien, immer auf der Suche nach den originellsten, am wenigsten kitschigen Karten. Nach solchen, die entweder eine typische (Straßen-)szene abbilden sollten oder eine bekannte örtliche Gegebenheit auf eine untypische Weise. Und wie er fündig wurde! Er fand Ansichtskarten, die so gelungen waren, dass sie zu schade zum Versenden waren, weswegen er sie doppelt oder gar dreifach kaufte. Für die eigene Sammlung!
Der Autor erinnert sich auch mit Wehmut an die ersten Kartenständer für die sogenannten City-Cards, die in vielen Kneipen, meist auf dem Gang zur Toilette, an der Wand angebracht waren. In ihnen steckten Künstleransichtskarten mit Reproduktionen ihrer Werke, oft mit den Kontaktdaten der Künstler versehen. Heutzutage findet sich in diesen Ständern nur noch kommerzielle Werbung, die sich zudem nicht versenden lässt, weil beide Seiten bedruckt sind. Und wer versendet schon Werbung!
Selbst bemalte Ansichtskarten
Von den allerersten Ansichtskarten im 19. Jahrhundert sollen übrigens viele vom Absender selbst bemalt oder bedruckt worden sein. Auch der Autor erhielt einmal eine selbst bemalte Karte! Interessant ist auch der Zusammenhang mit dem Aufkommen des internationalen Tourismus gegen Ende desselben Jahrhunderts, der zur Verbreitung der Ansichtskarte wesentlich beigetragen hat.
Eine Unterart der Ansichtskarte ist die Glückwunschkarte, aber auch sie unterliegt dem allgemeinen Trend zur digitalen Kommunikation. Sie kann man als sogenannte E-Card im Internet an Freunde und Bekannte versenden, manchmal sogar gestalten. Man ersetzt damit den persönlichen Anruf oder die Begegnung. Dass solche elektronischen Grußkarten einerseits häufig unglaublich geschmacklos, andererseits häufig mit Viren verseucht sind, hält viele nicht von deren Nutzung ab.
Schickt Ansichtskarten!
Schickt reale Ansichtskarten, Leute, aus allen Teilen der Welt! Und selbst, wenn diese Welt gerade mal um zwei Ecken liegt. Es gibt bestimmt immer jemanden, die/der sich darüber freut. Und wenn nicht, fragt euch, was euch an diesen liegt oder ihnen an euch.
(Siehe auch den sehr ausführlichen Wikipedia-Artikel „Ansichtskarte“ und hier meine Weltkarte!)
Habe vor einigen Wochen einem alten Schulfreund eine Ansichtskarte geschickt, und stehe jetzt in regem Austausch. Zwar über mail, aber die Karte war der Anfang. Liebe diese Dinger. In Antiquariaten findet man oft hübsche alte, die billig und unbeschrieben sind.
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