Der Mörder ist immer der Gärtner
Der Mörder ist immer der Gärtner, sang Reinhard Mey 1971 in seinem gleichnamigen Lied, in dem er schon damals Stereotypen in Kriminalromanen und -filmen parodierte. Für viele heutige Autoren und Drehbuchschreiber von Kriminalfilmen scheint der zum geflügelten Wort gewordene Titel aber immer noch Vorbild zu sein. Allerdings in einer modernisierten und zeitgemäßeren Form.
Es vergeht kaum eine Fernsehserie im Angebot der Kriminalfilme, in der es früher oder später eine Folge gibt, in der das, was damals der Gärtner sein sollte, nämlich der Mörder, hier und heute durch einen Umweltaktivisten, Biobauern, Nahrungsmitteltester, Wirtschaftskritiker oder ähnliche Personen ersetzt wird. Wie zuletzt wieder einmal im „Tatort“ in der Folge „Borowski und eine Frage von reinem Geschmack“ vom 24. Oktober 2010 zu beobachten war.
Nachdem solche Berufs- oder Gesinnungsgruppen in inzwischen viel zu oft gesehenen einschlägigen Krimis von deren Autoren wiederholt zuerst zu hochgradig Verdächtigen geschrieben werden, stellt sich im Lauf der Ermittlungen jedoch regelmäßig heraus, dass sie mit dem vorangegangenen Unheil überhaupt nichts zu schaffen hatten. Wahrscheinlich will man dann doch nicht zu „politisch inkorrekt“ sein. In dieser Hinsicht stellt sich eine weitere Gemeinsamkeit zwischen unserer heutigen Krimiserienlandschaft und Meys Lied her, in dem es nämlich letztendlich der Gärtner ja auch nicht war. „Man lernt eben täglich dazu,“ wie es in seinem Lied heißt.
Manchmal wünscht man sich geradezu, dass solche Schreiberlinge einem Mord zum Opfer fallen, etwa dem eines Filmproduzenten oder Programmchefs — oder eines Gärtners …
(Zum Nachlesen: der komplette Text von „Der Mörder ist immer der Gärtner“ auf Reinhard Meys Internetauftritt.)
Danke. Habe aus ähnlichen Gründen den Tatorts ade gesagt. Und man sollte erst gar nicht daran denken, was für Produktionskosten da sinnlos verpulvert werden.
Manchmal sind Produktionskosten ja auch sinnvoll verwendet worden, so etwa bei der Verfilmung des Romans „The Constant Gardener“ von John le Carré, dessen deutscher Titel „Der ewige Gärtner“ allerdings etwas missverständlich gewählt wurde: „Der standhafte Gärtner“ wäre sinngemäßer und vor allem treffender gewesen. Dort ist übrigens der Gärtner der Ermittler …
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