Arbeitszufriedenheit: keine guten Zahlen!
Hard work causes stress, poor health and early death – above all, it has never solved poverty.
(Selina Todd, Professorin für Moderne Geschichte, Oxford University, zitiert nach STRIKE: „Fuck Your Hard Work“ vom 15. Oktober 2014)
Mit unserer Arbeitszufriedenheit sieht es hierzulande nicht besonders gut aus. Das zeigen immer wieder Untersuchungen. Von den Ergebnissen speziell einer davon wird im Folgenden berichtet. Nach dieser sind nämlich 63 Prozent überhaupt nicht glücklich im Beruf!
Untersuchungen und Umfragen zum Thema Arbeitszufriedenheit zeigen immer wieder, dass es um diese nicht gut bestellt ist. Eine neuere ergibt einen Wert von zwei Dritteln, die völlig unzufrieden im Berufsleben sind. Doch widmen wir uns zunächst zwei älteren Untersuchungen.
Unter dem europäischen Durchschnitt
Im europäischen Vergleich liegt Deutschland im Hinblick auf die Arbeitszufriedenheit unter dem Durchschnitt. Dies zeigte bereits eine 2011 veröffentlichte Untersuchung des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) in Zusammenarbeit mir der Hans-Böckler-Stiftung aus dem Jahre 2006. Spitzenreiter der Zufriedenheit im Beruf ist, wen wundert es, Dänemark, dahinter folgen Österreich, Schweden und die Niederlande, alle noch über dem europäischen Durchschnitt. Mit Frankreich folgen dann die Länder, die unter diesem liegen, gefolgt von Großbritannien und eben Deutschland.
Geringe emotionale Bindung
Eine Umfrage nach der emotionalen Bindung zum Arbeitsplatz unter jährlich 1000 bis 2500 Erwerbstätigen im Alter ab 18 Jahren von Gallup zeigt zwischen 2012 und 2014 einen etwa gleichbleibenden Wert bei der Anzahl der Beschäftigten, die diese Bindung als „hoch“ bezeichneten, von um die 15 Prozent und einen steigenden Wert derer, deren Bindung „gering“ ist: von 61 im Jahre 2012 bis auf 70 Prozent im Jahre 2014. Allerdings sind die Zahlen einer „nicht vorhandenen“ emotionalen Bindung von 24 auf 15 Prozent gesunken.
Hohe Unzufriedenheit
Eine kürzlich veröffentlichte Umfrage zur materiellen und immateriellen Zufriedenheit von Martin-Niels Däfler unter Mitwirkung von Ralph Dannhäuser, die vom 1. März 2015 bis zum 31. März 2016 unter über 1500 Befragten erhoben und an der der Autor dieses Beitrags übrigens auch teilgenommen hatte, ergab, jeweils auf einer Skala von –5 (ausgesprochen unzufrieden) bis +5 (ausgesprochen zufrieden), folgende Durchschnittswerte:
- +0,25 bei der immateriellen,
- +0,29 bei der materiellen Zufriedenheit.
Also gerade einmal knapp über einem neutralen Standpunkt!
Dabei liegt, wen wundert es, bei Berufstätigen, die nur über einen Hauptschulabschluss verfügen, die immaterielle Zufriedenheit unter null, nämlich bei –0,60; die materielle ist mit gerade einmal +1,44 bei Abiturienten am höchsten. Sowohl die materielle als auch die immaterielle Zufriedenheit liegt bei Berufstätigen, die über 5 Jahre bei einem Unternehmen beschäftigt sind, am höchsten: +0.92 bzw. +0,30.
Unterfordert fühlten sich 31 Prozent, überfordert gerade einmal 8 Prozent. Dabei ist der Anteil von Frauen an beiden Kategorien höher als der der Männer. Insgesamt seien also 39 Prozent nicht richtig gefordert. Eine „nahezu perfekte Arbeitsumgebung, einen mehr als gerechten Lohn, spannende Aufgaben und das alles in einer Unternehmenskultur, die bei Amazon fünf Sterne bekommen würde“, haben lediglich 37 Prozent. 63 Prozent aber sind aus verschiedenen Gründen überhaupt nicht glücklich im Beruf!
Fazit
Die Umfrage kommt u. a. zu folgenden Schlüssen:
- Die Zufriedenheit steigt mit dem Lebensalter,
- die immaterielle Zufriedenheit steigt mit dem Bildungsgrad,
- die generelle Zufriedenheit liegt leicht im positiven Bereich.
- Frauen sind in beiderlei Hinsicht unzufriedener als Männer und
- fühlen sich ungefähr doppelt so häufig überfordert wie Männer.
Insgesamt also keine guten Zahlen im Hinblick auf unsere Arbeitszufriedenheit!
Weitere Informationen
- Martin-Niels Däfler, Ralph Dannhäuser: Glücklicher im Beruf … mit der Kompass-Strategie, Heidelberg 2016
- Karriereführerschein: Empirische Studie 2016, Glücklicher im Beruf (dort als PDF zum Herunterladen)
Einige Fragen der Umfrage hätte ich mir differenzierter gewünscht. Man kann ja gleichzeitig sowohl unterfordert wie auch überfordert sein. Es geht ja nicht nur um Qualität sondern auch um Quantität.
Nun, dass man sich gleichzeitig sowohl unter- als auch überfordert fühlen kann, ist mir noch nicht zu Ohren gekommen, aber welche Fragen der Umfrage hätten denn differenzierter dargestellt werden sollen? Die Präsentation der Ergebnisse selbst ist so detailliert nicht; es geht eher um ein allgemeines Stimmungsbild. Habe übrigens gerade noch einen Verweis auf eine neuere Umfrage eingebaut.
Man kann qualitativ unterfordert aber quantitativ überfordert sein. Wenn man viele langweilige und wiederkehrende Aufgaben hat (unterfordert), es aber so viel Arbeit ist, dass man überfordert ist…. Beides kann einen erschöpfen und frustrieren.
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