Aktive Wahlwerbung FÜR die AfD
Morgen sind Landtagswahlen in Bayern und in zwei Wochen in Hessen. Ich finde, dass wir alle noch ein bisschen aktive Wahlwerbung FÜR die AfD machen könnten. Betonung auf „aktiv“!
Heute war Wahlwerbung für die AfD in unserem Briefkasten. Und da dachte ich, es ist sicher nett, wenn ich für die blau-braunen Brüder auch ein bisschen Werbung laufe.
Drei Straßen weiter saß eine ältere Frau mit ihrer Katze im Garten. Freundlich sagte ich Hallo, was mit einem ebenso freundlichen Hallo quittiert wurde. Als ich ihr dann ganz lieb erklärte, dass in ein paar Tagen ja Wahlen seien und sie die Zeit noch nutzen solle, in denen ihr Vieh frei herumlaufen dürfe, guckte sie etwas erbost, was sich dann noch steigerte, als ich im Brustton der Überzeugung weiterredete: „Weil, wenn die AfD endlich an der Macht ist, umgehend die Einführung des Schießbefehls auf freilaufende Katzen erfolgt – vor allem, weil Ihre ja auch noch eine Perser-Katze ist!“
Mit einem „Nicht vergessen, Alternativen wählen!“ machte ich mich wieder auf den Weg. Es ist schon verblüffend, wie sehr alte Frauen doch keifen können, selbst wenn man schon einige Meter weit weg ist …
Um die Ecke gibt es einen Gemüseladen, der von einer deutsch-türkischen Familie betrieben wird. „Hallo, ich komme von der AfD“, kam es mir richtig leicht von den Lippen. Der deutschen Ladeninhaberin stellte ich natürlich die Frage, ob sie denn auch den Laden alleine betreiben könnte, denn „wenn wir erst an der Macht sind, gibt es die Minus-Obergrenze und dann wird Ihr Mann ratzfatz nach Anatolien entsorgt. Hart für Sie, aber gut fürs Land! Und nicht vergessen: Alternativen wählen!“
Mein Gott, auch nicht so sehr alte Frauen können keifen, und erschreckend, dieser Hass. Aber so langsam macht mir der Wahlkampf für die AfD so richtig Spaß!
Auf dem Weg treffe ich eine junge Frau mit Kinderwagen, das „Hallo, ich komm von der AfD“ geht mittlerweile echt locker. Erst beuge ich mich zu dem Fratz runter, während ich ihr den AfD-Wisch in die Hand drücke, dann stelle ich fest, dass sie ja gar keinen Ring trägt, und frage natürlich sofort nach; man muss ja schließlich Nähe zum Volk symbolisieren. „Ja“, lamentiert sie, „ich bin geschieden, mein Mann hatte den Hang zu Gewalttätigkeit.“
La Ola, welch kolossale Steilvorlage, da lacht das braune Herz. Ich frage sehr höflich nach, ob sie schon geklärt hat, ob sie oder der Mann schuld gewesen sei. So ein bisschen Haue tue doch keinem weh und wenn sie die treibende Kraft der Scheidung gewesen sei, dann gibt es weniger Geld vom Staat, sobald „wir“ der Staat sind. Vielleicht solle sie doch lieber zu ihrem Göttergatten zurück, so schwer könne das doch nicht sein.
Ich fühle mich peinlich berührt, als ich sehe, wie sie das Faltblatt zerknüllt und auf die Straße wirft. Keinen Respekt heutzutage, wirklich, und ich stelle fest, dass junge Frauen am lautesten schreien können.
Frohen Mutes gehe ich weiter und denke mir, man könnte ja aus dem Straßenkampf auch einen Häuserkampf machen. Also wähle ich ein Haus aus. Meine Unterarme passen genau auf die Klingelleisten links und rechts und mit etwas Druck klingele ich die AfD sicherlich in die Herzen der Mieter dort. Nach noch nicht einmal zwei Minuten Dauerklingeln tun mir die Unterarme weh. Man opfert schon echt viel im Wahlkampf. Der Türöffner gibt die Haustür frei.
Im ersten Stock öffnet ein junger Mann, er scheint noch etwas verschlafen. Auf meine Frage, ob er Hartzer sei, antwortet er etwas unwirsch, dass er Student sei und erst später Vorlesung habe. „Hach“, lege ich mit Inbrunst los, wann er denn mit seinem Studium fertig sei. In vier Jahren, er würde schließlich Arzt werden wollen. „Nein, ich meinte, in welchem Alter?“ „Mit 29 oder 30“, gibt er unwirsch zurück. Nun, dann müsse er ja nur bis 74 oder 75 arbeiten, denn wenn „wir“ endlich an der Macht sind, wird es die Rente erst nach 45 Arbeitsjahren geben.
Ich verstehe gar nicht, wieso er die Wohnungstür zuhaut, aber leider dämpft die Tür auch sein Schreien, sodass ich ihn nicht verstehen kann. Sicherlich denkt er gerade darüber nach, sein Studium abzubrechen und sofort einen Job zu suchen. Im Lager nehmen sie auch Ungelernte, habe ich mir sagen lassen.
Es macht unbändigen Spaß, so als Wahlkämpfer unterwegs zu sein. Und einen Stock höher ruft schon der Nächste ein fragendes Hallo ins Treppenhaus. Mit einem „Hallihallohallé, ich bin die AfD“ stürme ich die Treppen nach oben. Der Mann begrüßt mich sogar freudig. Dass er das noch erleben darf, dass wirklich Politiker an die Haustür kommen, und ich müsse ihm ja gar nichts erzählen, er würde schon so lange von Hartz IV leben müssen.
„Na, dann freut es Sie ja sicher, dass das Hartz IV ersatzlos abgeschafft wird, ach, das ganze Arbeitslosenversicherungs-Gedöns, wenn ‚wir‘ an der Macht sind.“ „Und von was soll ich dann leben? Ich finde keinen Job, ich hab einen Bandscheibenvorfall.“ „Papperlapapp, einen Besen können auch Sie schwingen, Straßenkehrer werden immer gebraucht und für den Dreck auf der Straße bekommen Sie einen Piekser. Der wird Ihnen allerdings vom Lohn abgezogen.“
Wen tituliert er nun als Arschloch und welche Partei meint er, wenn er sagt, er würde garantiert nicht diese Arschloch-Partei wählen? Leider kann ich ihn nicht fragen, denn er schlägt mir die Wohnungstür vor der Nase zu. Sicherlich guckt er im Internet, wo er einen Piekser herbekommt.
Ganz oben unter dem Dach klebt ein Poster mit einem Regenbogen an der Wohnungstür. Ich läute, die Tür geht auf, zwei Männer stehen eng nebeneinander im Flur. Ich frage sehr höflich, ob sie wohl Regenbogenfans und warum Wohnungsflure immer so scheußlich eng seien, dass man gar nicht im ausreichenden Abstand voneinander stehen könne.
Der eine Mann meint, dass das ihr Zeichen und ihr Jahr sei, weil sie sich entschlossen hätten, noch in diesem Jahr zu heiraten. Sie schauen sich verliebt an. Ja, Liebe ist schön, meine ich, und sie sollen sich nur beeilen, denn wenn das Reichstagsgebäude endlich wieder Reichstag wird, dann ist dieser Spuk aber zickzack vorbei. Weil eine echte Familie aus Mutter und Vater und Kindern besteht und aus nichts anderem.
Ich finde es sehr höflich, dass die beiden Herren mir die Treppe hinunterhelfen, wenn es auch für meinen Geschmack ein wenig zu schnell geht. Und als ich dann wieder auf die Straße getreten werde, bin ich sehr zufrieden mit mir.
In der Mülltonne, die neben mir steht, finde ich einen ganzen Packen Wahlwerbung für die AfD. Morgen gehe ich mal in einen anderen Stadtteil Wahlwerbung machen. Soll ja keiner sagen, er habe von nichts gewusst …
(Text leicht editiert und korrigiert; Verfasser/-in unbekannt, gefunden von einer Freundin auf Facebook bei Bayern 3, die Kulturgruppe. Der Text darf gern kopiert und weiterverbreitet sowie als Handlungsanleitung aufgefasst werden. Siehe hier auch „10 wichtige Tipps für AfD-Wähler“!)
Man muss eigentlich schon ziemlich blöd sein oder extrem uninformiert, wenn man die wählt.
Allerdings, und täglich kommen neue Horrormeldungen hinzu! Heute z. B. erfahren, dass die AfD am 2. Oktober im Bundestag einen Antrag eingebracht hat, nach dem die Ausgaben für das Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG) für Studierende um 450 Millionen Euro, also um etwa 30 Prozent, gekürzt werden sollen. Damit die von den Braun-Blauen vorgeblich so verhasste Elite ungestört unter sich bleiben kann …
Mit Satiren habe ich immer meine Schwierigkeiten. Ich mag es nicht wenn mit Entsetzen Scherz getrieben wird und lediglich ohne Sinn und Verstand Emotionen hoch geputscht werden, die dann nur in lautem Geschrei ihren Ausdruck finden.
Das Private ist das Politische.
Selber dazu erzogen Kontenance, Kontenance und wie es da drinnen aussieht geht niemand was an und diesem Gebot brav gefolgt, habe ich mich jedes mal über Menschen geärgert, die solche Dinge wie oben beschrieben veranstaltet haben und sich dann eben nicht über die Folgen verantwortlich zeigen.
Ich wage es zu bezweifeln, dass auch nur einer davon abgehalten wird die AFD zu wählen durch eine solche Aktion. Der Schuss ging ja auch logischer Weise nach hinten los. Indem der Akteur unsanft die Treppe hinunter befördert wurde.
Nein, eingefleischte AfD-Wähler wird dieser Beitrag sicherlich nicht davon abhalten, diese Partei zu wählen. An diese richtet sich der Beitrag aber auch nicht; bei solchen Leserinnen und Lesern wird „der Schuss“ denn auch tatsächlich „nach hinten losgehen“. Der Text richtet sich so auch eher an die (noch) Unentschlossenen, um auf Konsequenzen hinzuweisen, die mit einer Wahl dieser Partei verbunden wären. Und das, denke ich, erfüllt er gut. Ob er allerdings als Satire zu bezeichnen ist, bezweifle ich etwas, zumal ein typisches Mittel der Satire, nämlich die Übertreibung, fehlt. Die Auswirkungen, die mit einer Wahl dieser Partei verbunden wären, wurden schließlich eindrucksvoll und realistisch geschildert! Ich halte ihn eher für eine Art von didaktischem Humor mit einem Schuss Komik.
Aber über die Einordnung des Beitrags in eine Kategorie muss man sich auch nicht streiten. Bei mir steht er jedenfalls u. a. auch in der Kategorie „Humor“.
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