avenidas
von Eugen Gomringer
avenidas
avenidas y flores
flores
flores y mujeres
avenidas
avenidas y mujeres
avenidas y flores y mujeres y
un admirador
Das ursprünglich namenlose Gedicht entstand sechs Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs und erschien im Jahr 1953. Es gehört zu den ersten Schöpfungen der Konkreten Poesie, die nach der ideologischen Apokalypse Wörter von der Last des Bedeutens befreien wollte. Oder, wie Gomringer es ausdrückte, vom „semantische[n] Schutt“ des Nationalsozialismus. Auf Deutsch übersetzt, lautet das Gedicht: „Alleen / Alleen und Blumen / Blumen / Blumen und Frauen / Alleen / Alleen und Frauen / Alleen und Blumen und Frauen und / ein Bewunderer“. Seit 2011 war es an der seitlichen Fassade der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin-Hellersdorf aufgemalt, bis es auf einen Antrag des Allgemeinen Studentenausschusses (AStA) im Herbst letzten Jahres entfernt und durch ein anderes Gedicht ersetzt wurde. Es sei angeblich „sexistisch“. Die teils sehr aufgeheizte Diskussion ist im Abschnitt „Fassadenkontroverse“ im Wikipedia-Artikel über die Hochschule mit Quellen nachlesen.
Aus Protest gegen dessen Entfernung rief Gomringers Tochter Nora, selbst Lyrikerin, über verschiedene Medien und soziale Kanäle, etwa über Instagram, dazu auf, das Gedicht überall zu veröffentlichen. Mehrere Städte hatten angekündigt, das Gedicht ebenfalls auf Fassaden anbringen zu wollen.
(Siehe hier beispielsweise auch „Poetry after Holocausts?“, „Blue Anorak“ und „140 Zeichen (39)“ über politische Korrektheit!)
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