Die Mitte rückt nach rechts
Die geforderte Mitte: Die neue Rechtsextremismus-Studie
Im Juni 2021 erschien die letzte sogenannte „Mitte-Studie“ der Friedrich-Ebert-Stiftung. Sie zeigt: Die Mitte rückt nach rechts.
Alle zwei Jahre erscheinen die Ergebnisse der sogenannten „Mitte-Studie“, die im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung untersucht, welche politischen Einstellungen in der gesellschaftlichen Mitte vorherrschen. Sie geben Auskunft über die Verbreitung, Entwicklung und Hintergründe rechtsextremer, menschenfeindlicher und antidemokratischer Einstellungen in Deutschland. Die Studien finden in Zusammenarbeit mit dem Institut für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) der Universität Bielefeld statt. Auch hier haben wir uns bereits mit einer früheren beschäftigt; siehe „Der Nazi in uns“. Dort ging es um die Mitte-Studie von 2014. Die hier besprochene trägt den Titel „Die geforderte Mitte“.
Die Mitte rückt nach rechts
Auch wenn sich erfreulicherweise ein Rückgang bei eindeutigen Zustimmungen zu rechtsextremen Einstellungen in fast allen Kategorien feststellen lasse, gäbe es wesentlich mehr „teils/teils“-Antworten.
Das kann bedeuten, dass die Mitte weniger diskriminierende Einstellungen vertritt und sich der Gefahr bewusster wird. Das kann aber auch bedeuten, dass die Mitte in Teilen abwertend eingestellt ist und sich in den Graubereich flüchtet.
Das bedeute, dass eine klare demokratische Grundhaltung zunehmend aufweiche. Lange Zeit galt die Mitte der Gesellschaft als „Garant“ für die Demokratie, so zeige sich in ihr doch eine zunehmende Zustimmung zu antidemokratischen Haltungen. Oder wenigstens keine eindeutige Ablehnung. Die Mitte sei also sowohl Brandmauer als auch Einfallstor für rechtsextremistische Einstellungen.
Rechtsextremismus größte Bedrohung
Zwar befänden fast 70 Prozent der Befragten den Rechtsextremismus als größte Bedrohung für Deutschland (übrigens gleichauf mit dem Klimawandel!), gleichzeitig fanden jedoch Aussagen zu „unwertem Leben“ oder der Überlegenheit der Deutschen in weiten Teilen Zustimmung. Auch die klare Ablehnung von Antisemitismus weiche zunehmend auf. Immer mehr Menschen äußerten sich indifferent und grenzten sich nicht von offen antidemokratischer, rechtsextremistischer Propaganda ab. Sie sähen nicht, dass sie solche Einstellungen bereits verinnerlicht haben.
Abwendung von einem rationalen Grundkonsens
Die Relativität der eigenen Meinung, der Wille und die Fähigkeit, Meinungen auf Fakten zu basieren, sind gefährdet. Das zeigt sich in der Mitte-Studie in Anschlussfähigkeiten zu Verschwörungen, Medien- und Elitenschelte, Klimathemen und Antigenderismus.
So sei es nicht verwunderlich, dass „völkisch-autoritär-rebellische“ Einstellungen im Zusammenhang besonders mit der Corona-Pandemie durchwegs verbreiteter seien als rationale.
Die geforderte Mitte
Selten war die gesellschaftliche Mitte so „gefordert“ wie heute. Rechtsextremismus, Populismus, Rassismus setzen ihr zu. […] Hasskampagnen, Gewalt, rechter Terror und neue rechte Gruppen haben die Mitte in den vergangenen Jahren getroffen. Nun kommt die Coronapandemie mit globalen Unsicherheiten und unkalkulierbaren Folgekrisen dazu. […] Die „Mitte“ ist gefordert, Haltung zu zeigen, Position zu beziehen und ihre Demokratie zu stärken! Dazu hat sie das Potenzial.
Politische Bildung sei der Schlüssel für die Etablierung demokratischer Kultur. Die Studie zeige, dass Menschen mit einer kürzeren Verweildauer in Bildungseinrichtungen auch stärker Vorurteilen und antidemokratischen Einstellungen Zustimmung gäben.
Die Studie
Das Fazit: Die Mitte rückt nach rechts! Die Studie mit vielen Tabellen und Erklärungen, so etwa zum Begriff der „Mitte“: Die geforderte Mitte: Die neue Rechtsextremismus-Studie. Die hier verwendeten Zitate stammen von dieser Seite.
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