The Doors auf dem Frankfurter Römerberg
The Doors auf dem Frankfurter Römerberg, ja, dort waren sie tatsächlich! Für Fernsehaufnahmen gab die US-Band dort morgens ein kurzes Konzert. Der Autor fasst zusammen, wie es dazu kam.

The Doors am 17. September 1968, einige Tage nach ihren denkwürdigen Auftritten in Frankfurt am Main, hier bei Aufnahmen für das dänische Fernsehen in Kopenhagen (Polfoto/Jan Persson über Wikimedia Commons)
„Light my Fire“ und viele weitere Stücke machten Jim Morrison, Ray Manzarek, Robby Krieger und John Densmore 1967 weltberühmt. 1968 waren The Doors, wie die vier Musiker sich nannten, für zwei Konzerte in Frankfurt am Main gebucht. Sie sollten zusammen mit Canned Heat, einer anderen US-Band, in der inzwischen längst abgerissenen Kongreßhalle, wie sie damals noch mit einem ß geschrieben wurde, auftreten. Es sollten ihre einzigen Deutschlandkonzerte in Originalbesetzung bleiben. Vorher ergab es sich allerdings noch, dass sie für eine Fernsehsendung einen Auftritt „hinlegen“ sollten: The Doors auf dem Frankfurter Römerberg.
The Doors auf dem Frankfurter Römerberg
Laut Markus Häfner vom Institut für Stadtgeschichte Frankfurt ist es Freitag, der 13. September 1968. The Doors waren erst am Vortag aus London auf dem Frankfurter Flughafen eingetroffen. Nach Presseterminen und einem Abendessen soll der Abend nicht lang gewesen sein. Für die ZDF-Musiksendung „4-3-2-1 Hot & Sweet“ treffen die Musiker schon gegen 10 Uhr morgens auf dem Römerberg ein. Das Fernsehteam ist aber noch nicht bereit.
Angetan vom Ambiente des Römerbergs[,] betritt Jim Morrison die Alte Nikolaikirche, lässt sich fotografieren und besteigt die Kanzel. Pfarrer Gerhard Klein zügelt den Rockstar, lässt sich jedoch von fünf Hundertdollarscheinen überzeugen, Morrison eine Stunde auf der Kirchenorgel spielen zu lassen.
So erinnert sich Markus Häfner (Institut für Stadtgeschichte Frankfurt: „Schlaglichter – The Doors auf dem Römerberg”).
Der Wein zeigt seine Wirkung
Während die Musiker ausgiebig dem damals beliebten süßlichen Wein „Goldener Oktober“ zusprechen, bauen Techniker und Kameraleute auf. Wie damals bei vielen Musiksendungen im deutschen Fernsehen üblich, sollte es sich um Playback-Aufnahmen handeln. Die von ihrem Stück „Hello, I love you“ ziehen sich in die Länge.
Unter der warmen Septembersonne zeigt das Getränk unverzüglich Wirkung. Morrison vergißt bei den Dreharbeiten seine Einsätze; die Band spielt lustlos zum Playback auf ihren Instrumenten. Dreimal muß die Gruppe zu ihrem aktuellen Song mimen, doch immer noch ist der Regisseur unzufrieden. Schließlich läßt sich der inzwischen nach einigen Flaschen „Goldener Oktober“ angetrunkene Jim bereitschlagen, in einer Nahaufnahme ohne seine Kollegen den Song nochmals lippensynchron zu bringen. Hinter der Kamera machen die anderen Doors Faxen; und Jim kann vor lauter Grinsen kaum den Mund bewegen.
So Rainer Moddemann auf seiner Website „The Doors in Frankfurt“.
Die Aufnahme von „Light my Fire“, die danach noch erfolgen sollte, wird schließlich abgebrochen. Schlagzeuger John Densmore sagt später über diesen denkwürdigen Auftritt:
The people behind us are completely bored to death. It’s an example of me playing so lightly, that the sound you’re hearing could never be what I was playing live. But we were trying to get a foothold in Europe.
(John Densmore bei Ray Manzarek of The Doors: „Television 4-3-2-1 Hot and Sweet“.)
Bei der Tänzerin handelt es sich übrigens um Suzanne Doucet, zusammen mit Ilja Richter Moderatorin des Programmformats, später selbst als Schlagersängerin mehr oder weniger erfolgreich.
Die Konzerte in der Kongreßhalle
Tags darauf folgten zwei Konzerte in der 1994 abgerissenen Kongreßhalle auf dem Frankfurter Messegelände. Für das erste Konzert waren The Doors die erste Gruppe, die auftrat, für des zweite wurde getauscht: Canned Head als Vorband. Über die Qualität dieser Auftritte existieren unterschiedliche Erzählungen, je nachdem wohl auch, welcher der Shows jemand beiwohnte.
Einigkeit scheint jedoch darin zu herrschen, dass das zweite Konzert, nun ja, mehr oder weniger „desaströs“ gewesen sein soll. Was aber keineswegs nur an Morrison lag, dessen Alkoholspiegel inzwischen rasant gestiegen war, sondern auch in einigen GIs, US-amerikanischen Soldaten, im Publikum.
Der Film: The Doors auf dem Frankfurter Römerberg
Hier nun aber The Doors auf dem Frankfurter Römerberg. Und, ja, es handelt sich wirklich um den Platz vor dem Frankfurter Rathaus, dem Römer, und nicht um Hamburg, wie einige in den Kommentaren unter dem Film behaupten!
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Weitere Verweise
- Frankfurter Neue Presse: „Vor 50 Jahren rockten die ‚Doors‘ vor dem Römer und machten die Innenstadt unsicher“ vom 25. November 2018
- Siehe hier auch „Jim Morrison wäre heute 75“ (inzwischen wären es bald 80!), „People are strange“ und „Was Sie schon immer (nicht) wissen wollten (28)“ über die Monty Pythons im deutschen Fernsehen!
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