Medien als Gegner
Ein Fünftel der Deutschen hat einer aktuellen Studie zufolge ein rechtspopulistisches Weltbild. Klassische Nachrichtenmedien spielten hier fast keine Rolle mehr. Ein erschreckender Befund: Wenn Medien als Gegner wahrgenommen werden.
Das sogenannte Demokratie-Monitoring, das das Fachgebiet Kommunikationstheorie an der Universität Hohenheim seit 2021 erhebt, ist eine jährlich durchgeführte repräsentative Umfrage zum Demokratieverständnis der Bevölkerung. Nach Auswertung der diesjährigen Studie zeigte sich, dass ein Fünftel der Deutschen ein rechtspopulistisches Weltbild hat. Dies äußere sich auch dadurch, dass Medien nur noch als Gegner wahrgenommen werden würden.
Um das Ausmaß zu bestimmen, mit dem ein rechtspopulistisches Weltbild in der Bevölkerung verbreitet ist, wurden den Befragten 22 Aussagen vorgelegt. Einige davon enthielten auch Verschwörungserzählungen. Die Befragten sollten angeben, wie stark sie diesen Aussagen zustimmen oder wie stark sie sie ablehnen.
Hierbei fand sich bei sieben Prozent der Deutschen „ein sehr starker Grad an Rechtspopulismus, bei elf Prozent ein starker Grad“, so Prof. Dr. Frank Brettschneider, der Leiter des Fachbereichs. Dabei verwendeten „Rechtspopulist:innen […] immer wieder die gleichen Erzähl-Elemente“:
- Es gibt einen einheitlichen „Volkswillen“.
- Dieser wird von inneren und äußeren Mächten unterdrückt.
- Zu den inneren Mächten zählen die politischen Eliten und die Massenmedien.
- Zu den äußeren Mächten zählen die EU, die Globalisierung und der Islam. Oft werden auch Verschwörungserzählungen eingebaut.
Wen wundert es: Im Osten Deutschlands sei der Anteil derer, die ein geschlossenes rechtspopulistisches Weltbild pflegten, etwas höher (23 Prozent) als im Westen (17 Prozent). Und: Je höher die formale Bildung der Befragten, desto geringer sei der Anteil derjenigen, die über ein solches Weltbild verfügten. Dass die Anhängerschaft der AfD besonders anfällig dafür ist, dürfte ebenso wenig wundern:
79 Prozent der AfD-Anhängerschaft haben ein rechtspopulistisches Weltbild.
An den Zahlen habe sich gegenüber vorangegangenen Untersuchungen gar nicht viel geändert, stellt Prof. Brettschneider fest. Aber dieses Fünftel sei „deutlich sichtbarer, als es früher war, artikuliert sich auch häufiger, etwa in Online-Foren“.
Schaut man sich in solchen Online-Foren jedoch um, könnte man von einer gigantischen Welle von Dummheit sprechen – wenn diese nicht so gefährlich für die Demokratie wäre!
Quellen und weitere Verweise
- Pressemitteilung der Universität Hohenheim: „Demokratie-Monitoring: Ein Fünftel der Deutschen hat rechtspopulistisches Weltbild“ vom 29. August 2023
- Deutschlandfunk: „Studie zu Demokratie-Einstellungen: Wenn Medien Gegner werden“ vom 31. August 2023
- Siehe hier beispielsweise auch: „Nachrichtenkompetenz und Medienkunde: keine guten Zahlen!“ und „Die Netzwerke der rechtsextremen ‚Alternativmedien‘“
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