Arme Radfahrer!
Radfahrer auf Bürgersteigen, auf Radwegen gegen die Fahrtrichtung und zudem noch aggressiv gegenüber Schwächeren, den Fußgängern: arme Radfahrer! Typisch Radfahrer, hätte man früher gesagt: nach unten treten, nach oben buckeln. Der Autor macht sich Gedanken über eine bedrohte (oder besser: bedrohende) Gattung der Verkehrsteilnehmer, auch „Kampfradler“ genannt. Und erklärt in einer Aktualisierung, wie dieser Begriff eigentlich entstanden ist.
Arme Radfahrer: Nicht nur, dass auf den Straßen Autofahrer auf euch lauern, die nur darauf abzielen euch umzufahren. Nein: Auf den Bürgersteigen, auf die ihr vor lauter Panik (oder Bequemlichkeit) ausweicht, meistens mit euren Mountainbikes (wie oberpeinlich!), lauern Fußgänger auf euch, die da einfach so gehen und stehen!
Und dann die vielen Fußgänger, die es wagen, bei einer für euch roten und für sie grünen Ampel oder auf Zebrastreifen die Fahrbahn zu überqueren. Ganz zu schweigen von den anderen unverschämten Radlern, die euch entgegenkommen, wenn ihr einen Radweg in der falschen Richtung, also als „Geisterfahrer“ benutzt! Und den Autofahrern, die aus einer Seitenstraße oder aus einer Einfahrt kommen und euch nicht sehen, weil sie eigentlich nur mit Radlern von links rechnen. Dass ihr zudem meint, dass die Rechts-vor-links-Regel für euch nicht gilt oder ihr sie gar nicht kennt, kennen müsst, und ihr andere deswegen mitunter zum Bremsen nötigt, ist selbstverständlich.
Eure Gegner müssen natürlich unbedingt als „Arschloch“ beschimpft und geschnitten, angegriffen oder zu Fall gebracht werden, wenn sie euch an der Fortbewegung, üblicherweise im Vollgasrausch, hindern. Ein Verhalten, das, von Autofahrern ausgeübt, wahrscheinlich zu Lynchjustiz führen würde! Denn ihr seid ja so arm dran, dass ihr euch deswegen unbedingt rächen müsst. Und da macht es keinen Unterschied, ob ihr nun Radfahrerinnen oder Radfahrer seid, denn euer Aggressionspotenzial ist hier gleich. Der vermutlich einzige Lebensbereich, in dem eine vollkommene Emanzipation der Frau stattfand. Glückwunsch!

Den Genuss des Radfahrens gönnen sie sich heutzutage nicht mehr: arme Radfahrer! (Ein alter Radfahrer von 1905, Microsoft Clip Art)
Arme Radfahrer! Ihr Bürgersteigradler und Geisterfahrer, ihr Kampfradler, die ihr meint, die personifizierte Vorfahrt zu sein und alle anderen Verkehrsteilnehmer, vorzugsweise die schwächeren, als Feind zu sehen (und euch damit um den Genuss bringt, den das Radfahren ja auch birgt), steht in der Unfallstatistik für Unfälle mit beteiligten Radfahrern ganz oben! Zusätzliches Pech aber auch, dass es immer mehr von diesen Sch…-Fußgängern gibt, die euch nicht mehr ausweichen und euch unsanft Bekanntschaft mit dem Oberrohr machen lassen oder sogar zu Fall bringen. Zu dumm für euch, dass ihr das immer noch nicht wisst, nicht wissen wollt, denn das hieße ja, euer Verhalten zu hinterfragen. Und das geht ja nicht!
Zum Glück für alle anderen, dass ihr euch damit selbst dezimiert. Typisch Radfahrer, hätte man früher gesagt: nach unten (den Schwächeren gegenüber) treten, nach oben (den Autofahrern gegenüber) buckeln!
[Nachtrag und Aktualisierung vom 9. Mai 2016: Der Begriff „Kampfradler“ stammt übrigens von dem damaligen Verkehrsminister Peter Ramsauer, der in einer Pressekonferenz forderte, „der Verrohung dieser Kampf-Radler endlich Einhalt zu gebieten“. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) konterte natürlich sofort: „Ich kann keine Kampf-Radler erkennen“, sagte der ADFC-Rechtsreferent Roland Huhn. Es gebe bei allen Verkehrsteilnehmern einen „Bodensatz“, der sich nicht an die Regeln halte. Rotlichtverstöße von Radfahrern seien aber weitaus seltener als Geschwindigkeitsüberschreitungen von Pkw-Fahrern. Von den ungezählten Rotlichtverstößen von Radfahrern spricht er natürlich nicht; siehe hierzu SPIEGEL online vom 10. April 2012: „Verkehr: Verkehrsminister Ramsauer will gegen ‚Kampf-Radler‘ vorgehen“!
Der Diskussion um Kampfradler vorausgegangen war eine anonyme Plakataktion am Prenzlauer Berg in Berlin: „Kampf den Kampfradlern“, und auch hier konterte der ADFC Berlin, indem er die Aktion als „völlig unangemessen“ verurteilte; siehe hierzu Der Tagesspiegel vom 12. Juli 2011: „Debatte um aggressive Radfahrer. Anti-Fahrradfahrer-Kampagne stößt auf Kritik“!]
So ganz dezimieren sie sich nicht selbst. Nur ein Drittel ist selbst schuld. Die anderen beiden Drittel sind Rechtsabbieger und im wahrsten Sinne des Wortes Rücksichtslose.
Danke für deinen Kommentar, aber wie meinst du das mit den Rechtsabbiegern?
Rechtsabbieger sind die Autofahrer, die rechts in eine Querstraße einbiegen, ohne den Schulterblick zu üben (geht oft ja nicht, weil Handy am Ohr) und dadurch mal gern einen Radfahrer über die Haube befördern. Geht für den Radfahrer meist letal aus.
Hätte ich mir denken können! Aber die Unfallstatistiken sagen meines Wissens aus, dass die oben Genannten die ersten beiden Plätze einnehmen, zumindest in (Groß-)Städten. Unfälle zwischen zwei Radfahrern nehmen übrigens zu (grins, warum wohl? Obwohl: Da könnte ich dir eine üble Geschichte erzählen, die mich, neben einem anderen kürzlichen Erlebnis, zu diesem Eintrag bewogen hatte!). Die von dir genannten Rechtsabbieger sind als Unfallverursacher schon immer zahlreich vertreten; dass auf ihr Konto aber zwei Drittel aller verunglückten Radfahrer gehen, scheint mir doch zu hoch zu sein, obwohl ich solche Situationen natürlich auch kenne (und überlebt habe).
Übrigens sind es nicht nur Autofahrer, die von einer temporären Genickstarre befallen werden, auch Fußgänger kreuzen bisweilen Radwege oder gar Fahrbahnen, wenn sie kein Motorengeräusch hören, und Radfahrer verlassen z. B. oft den Gehweg, wenn sich ihnen dort ein Hindernis auftut, befinden sich plötzlich ohne (im wahrsten Sinn des Wortes) Rücksicht auf der Fahrbahn und nötigen damit andere Verkehrsteilnehmer.
Das Lächeln konnte ich mir nicht ganz verkneifen. Denn du hast, auf die Radfahrer im Allgemeinen bezogen, Recht. Doch da auch ich Radfahrer bin, muss ich dir sagen, nicht jeder (oder jede) ist so.
Es ärgert mich schon, wenn diese Hirnies auf der falschen Seite fahren.
Fußgänger als Störer angesehen werden.
Oder sogar Kinder glatt über den Haufen gefahren werden!
Aber wie gesagt, nicht alle sind so.
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