Das große Eszett
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) geriert sich gerne als (moralisches) Vorbild. Er engagiert sich einerseits gegen Rassismus und Neonazismus, andererseits werden schon einmal spielende Angeber (oder umgekehrt), die den ausgestreckten Mittelfinger zeigen, oder unbequeme Torhüter aus der Nationalmannschaft ausgeschlossen. Keine Vorbildfunktion erfüllt der DFB jedoch, indem er das große Eszett verwendet. Es gibt es nämlich nicht!
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) stellt sich gerne als (moralisches) Vorbild dar, nicht nur für unsere Jugend. Er engagiert sich einerseits gegen Rassismus und Neonazismus, andererseits werden schon einmal spielende Angeber (oder umgekehrt), die den ausgestreckten Mittelfinger gegen das Publikum zeigen, oder unbequeme Torhüter aus dem erlesenen Kreis der Nationalmannschaft ausgeschlossen.
Weder eine Vorbildfunktion noch eine glückliche Hand beweist der weltweit größte Sportverband beim Bedrucken der Trikots der Spieler Stefan Kießling und Kevin Großkreutz, denn es scheint sich nicht bis zum DFB herumgesprochen zu haben, dass es, im Gegensatz zur Überschrift, das große Eszett als Zeichen gar nicht gibt! Wie sonst ist es zu erklären, dass, wie vorhin im Spiel gegen Malta gesehen, ihre Namen darauf als „KIEßLING“ und „GROßKREUTZ“ angegeben werden, da doch „KIESSLING“ oder „GROSSKREUTZ“ in der Majuskelschreibung, falls diese denn unbedingt sein muss, korrekt wäre?
Da der Buchstabe ß bzw. das sz außer in Deutschland nur noch in Österreich gebräuchlich und wegen dessen nationalmannschaftlicher Nichtqualifizierung in keiner der Sprachen der während der nächsten Fußball-Weltmeisterschaft vertretenen Länder vorhanden ist: Wie stellt sich der DFB vor, dass deren Namen von anderen Nationen entziffert und gesprochen bzw. geschrieben werden sollen, sofern die Träger dieser Trikots an diesem Ereignis teilnehmen werden? Etwa „Kiebling“ und „Grobkreutz“?
Es soll hierbei kein Trost sein, dass dieser Fehler anscheinend nicht auszurotten ist, wie auch eine zurzeit (Nachtrag vom März 2016) kursierende Anzeigenserie der „Twin-Set Boutique“ [sic!] zeigt:
GOETHESTRAßE 34
und also nicht nur der DFB darauf hereinfällt, auch dann nicht, wenn das große Eszett inzwischen in den internationalen Unicode-Zeichensatz für Computer aufgenommen wurde. Obwohl es das große Eszett eigentlich gar nicht gibt!
(Siehe dazu auch den Abschnitt „Das große Eszett“ im Duden-Newsletter vom 22. August 2008!)
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