Schnee
Ich mag Schnee.
Vor allem dann, wenn er nicht gleich wieder schmilzt und zu grau-weißem Matsch wird wie in den Städten, sondern wenn er liegen bleibt. Und man nicht auf Verkehrsmittel angewiesen ist, sondern ihn mit Muße draußen erleben kann.

Das Molekülgitter einer Schneeflocke (Microsoft Clip Art)
Geräusche erscheinen uns bei Schnee leiser, gedämpfter. Schnee ist ein Schallschlucker: Er enthält in und zwischen den Flocken viel Luft, auch wenn er liegen geblieben ist. Kontraste sind gemildert, wenn alles unter einer Schneedecke verschwunden ist. Und wenn die Sonne scheint, reflektiert Schnee das Licht wie ein Spiegel — nein, wie unzählige Spiegel! Alles glitzert und ist weiß, aber das, was daraus hervorschaut, kommt viel stärker zur Geltung.
Die Welt bekommt etwas Meditatives. Wir gehen vorsichtiger, langsamer. Die Welt scheint sich vorsichtiger, langsamer zu drehen. Sie erscheint friedlicher, kontemplativer. Und die Kälte erträglicher, als wenn kein Schnee liegt und es einfach nur frostig kalt ist. Schon meine Mutter sagte: „Schnee drückt die Kälte zu Boden.“
Schnee zeigt uns am unmittelbarsten den ewigen Wechsel der Dinge, den Lauf der Zeit und der Natur. Mehr und direkter als die anderen Jahreszeiten, selbst der Herbst, denn alles erscheint wie erstorben, tot. Manchmal erinnert er uns an unseren eigenen Tod.
Manche Menschen ersehnen geradezu den ersten Schnee, nicht nur Kinder. Und manche erinnert er an ein Leichentuch. Doch darunter ruht sich die Natur nur aus, zu neuem Leben. Er zeigt uns die temporäre Natur aller Dinge, allen Lebens. Und schenkt uns Hoffnung auf unsere eigene Wiedergeburt, den nächsten Frühling, den nächsten Sommer …
Einen Welttag des Schnees gibt es nicht, aber der 18. Januar ist der Welttag des Schneemanns. Wann haben wir zuletzt einen gebaut?
(Siehe auch die sehr gelungene Fotoserie „Snowbound“ bei Lisa M. Robinson!)
Weiß ist zwar eine schöne Farbe, aber die Kälte finde ich voll blöd. Der Film ist klasse!
Ich habe mir auch noch das Interview angeschaut/angehört. Sehr interessant, wie die Künstlerin von ihren Erfahrungen erzählt!
[Da das ursprünglich hier eingebettete Video der Fotoarbeit nicht mehr verfügbar ist, gibt es auch das Video mit dem Interview nicht mehr. Habe das durch die Fotoserie auf ihrer Website ersetzt. Der Autor am 13. Januar 2016]
Das Interessante an Weiß ist, dass es, wenn man es überhaupt als Farbe bezeichnet, wie Schwarz oder Grau zu den sogenannten „unbunten Farben“ gehört, weil es weder verschiedene Farbtöne noch Sättigungen aufweist. Es entsteht durch ein Gemisch aus Einzelfarben, das den gleichen Farbeindruck hervorruft wie Sonnenlicht. Und das auch im Winter, obwohl es dann oft an Sonnenlicht mangelt!
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