Azubi oder Praktikant?
Von moderner Arbeitsmarktpolitik und praxisnahem Personalmanagement-Wissen
Das Klima auf dem Arbeitsmarkt verschärft sich immer mehr. Nicht nur, wem „aus betriebsbedingten Gründen“ gekündigt und wer darauf arbeitslos wurde, sondern auch viele im Berufsleben Stehende wissen ein Lied von der modernen Arbeitsmarktpolitik und der Wirtschaft zu singen. Es wird alles getan, um Personalkosten einzusparen. Eine Webseite liefert Vergleiche, ob zur Einsparung lieber ein Auszubildender (Azubi) oder ein Praktikant eingestellt werden sollte, und zeigt damit die Maxime der Sparsamkeit auf dem modernen Arbeitsmarkt selten so deutlich: Das Wort von der „Generation Praktikum“ wird plausibel.
Unsere Arbeitsmarktpolitik treibt seltsame Blüten. Firmen und Banken entlassen trotz riesiger Gewinne Personal. Ganze Abteilungen werden „outgesourct“ (welch herrliche Sprachschöpfung, siehe dazu hier auch „Outsourcing“), die noch Beschäftigten arbeiten bis zum Burn-out, der zur Corporate Identitiy geworden ist. Neueinstellungen sind nicht in Sicht, und bevor es darum geht, doch jemanden einzustellen, wenn es zu eng wird, startet zunächst der Kosten/Nutzen-Abgleich. „[…] schnell stellt sich die Frage, kann ich mir überhaupt einen Mitarbeiter leisten?“ (Zitat: PERWISS). Der „Spezialbeitrag für Webdesigner zum Einsatz von Arbeitskräften, um dem eigenen Zeitmangel zu begegnen“ (Zitat: „description“ der Seite im Head-Bereich des Seitenquelltexts) „Zeitmangel als Webdesigner = falsches Personalmanagement?“ des von der MA&T Unternehmensberatung betriebenen Portals „PERWISS Praxisnahes Personalmanagement-Wissen“ bietet einen solchen Abgleich an. Dort können sich Arbeitgeber — hier am Beispiel eines selbstständigen Webdesigners — orientieren, ob sie lieber einen Praktikanten, einen Auszubildenden, einen Freelancer, einen 400-Euro-Jobber (Minijobber) oder eine Vollzeitkraft einstellen sollten. Denn: „Praktikant, Azubi, Freelancer oder gar eine Vollzeitkraft — egal für welches Beschäftigungsverhältnis sich entschieden wird, eine Abwägung der Vor- und Nachteile sollte unbedingt erfolgen.“
„Ganz gleich für welches Beschäftigungsverhältnis sich entschieden wird, sollte berücksichtigt werden, dass neben dem Bruttogehalt weitere Kosten wie Arbeitgeberanteile zur Sozialversicherung, Steuern und Kosten für die Bereitstellung von Betriebsmitteln, anfallen können“, heißt es dort unter Anwendung nicht ganz korrekter Zeichensetzung weiter. Und diese Kosten werden ausführlich aufgerechnet, einschließlich natürlich des Zeitfaktors hinsichtlich des Urlaubsanspruchs und möglicher Fehlzeiten durch Krankheit etc.
Selten wird die Maxime der Sparsamkeit auf dem modernen Arbeitsmarkt so offensichtlich und „praxisnah“ wie dort dargestellt! Das Wort von der „Generation Praktikum“ wird plausibel. Eines haben die Betreiber vom praxisnahen Personalmanagement-Wissen allerdings vergessen: den Zeitarbeitsmarkt! Mal kurz jemanden billig einstellen, um sie/ihn bei Nicht-Bedarf problemlos wieder zu entlassen. Wie konnte das nur einem Portal passieren, das doch so wirtschaftlich denkt! Doch nicht ganz so praxisnah?
Siehe auch:
Untersuchungsergebnisse des Instituts Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen
„Berlin weitet die Minijobs aus“: Arbeitsmarkt: Mehr vom Falschen | Wirtschaft | ZEIT ONLINE
Ronalds Notizen: „Bewerbungen“ und „Soziales Klima immer eisiger“
tja, vielleicht wird da bald eine Stelle frei, wenn auch dort bemerkt wird, dass die Sparpotentiale nicht umfassend dargestellt wurden.
Unser Arbeitsmarkt wird scheinbar immer perverser…
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