Junge Alte
Von Cornelia Tiedemann
Die Tür ist fest verschlossen,
der Raum ist still und leer.
Die Arbeit macht verdrossen,
die Stille lastet schwer.
Von draußen kommt ein Lachen
durch Türritz oder Wand.
Es warten tausend Sachen,
die Nerven sind gespannt.
Kollegen, die erzählen,
genaues hört man nicht.
Man kann es sich nicht wählen,
das Alter des Gesichts!
Gehört man zu den Alten,
ist zu melden nicht mehr viel,
man muss nur stumpf aushalten —
die Rente ist das Ziel!
Ideen soll man nicht bringen,
denn das ist unbequem,
man soll nur Leistung bringen,
nur das ist angenehm!
Da geht der Geist spazieren,
so sehr man sich bemüht.
Man kann nur noch verlieren,
aufgeben wär’ verfrüht.
Was bleibt den jungen Alten
in der Monotonie,
als tapfer auszuhalten,
nicht kämpfen oder flieh’n!
Mit Wochen, die vergehen,
sinkt der Schaffensmut.
Fehler werden gesehen —
nie ist was gut genug!
Wie die Zeit so schwindet,
schwindet Gehen als Option.
Mit über 50 findet
man kaum mehr neuen Lohn!
(„Junge Alte“, veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Autorin, bei der auch die Urheberrechte liegen.)
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Getroffen! Wenn man mit 50 überhaupt noch eine Arbeit findet, sonst steht man auf dem Abstellgleis. Trotz aller 50plus Massnahmen.
Nun, oft genug steht man schon viel früher als mit 50 auf dem Abstellgleis, wie mir Freunde in den Vierzigern berichteten. Und als Langzeitarbeitsloser sowieso!
Kann und muss ich beides nur bestätigen! Leider!
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