Zitate über das Alter(n)
Eine Sammlung verifizierter Zitate über das Alter(n), sortiert nach „klassischen“ Zitaten und solchen aus der Neuzeit:
„Klassische“ Zitate über das Alter(n)
Gewiß! das Alter ist ein kaltes Fieber
Im Frost von grillenhafter Noth;
Hat einer dreyßig Jahr’ vorüber,
So ist er schon so gut wie todt.
(Baccalaureus in Johann Wolfgang von Goethe: Faust II, 2. Akt, Stuttgart und Tübingen 1832 u. a.)
Man lacht
nicht daß ihr alt
glaubt mir
man lacht allein
Daß ihr
die ihr doch alt
durchaus nicht alt wolt seyn.
(aus Andreas Gryphius: Epigramme, 3. Buch, zitiert nach Zeno.org)
Aber du stirbst nicht, weil du krank bist, du stirbst, weil du lebst.
(aus Michel de Montaigne: Essais, 1580, Zürich 1953, Seite 868)
Setzt Ihr Euern Namen auf die Liste der Jugend, da Ihr mit allen Merkzeichen des Alters eingeschrieben seid? Habt Ihr nicht ein feuchtes Auge, eine trockne Hand, eine gelbe Wange, einen weißen Bart, ein abnehmendes Bein, einen zunehmenden Bauch? Ist nicht Eure Stimme schwach? Euer Atem kurz? Euer Kinn doppelt? Euer Witz einfach? Und alles um und an Euch vom Alter verderbt? Und doch wollt Ihr Euch noch jung nennen? Pfui, pfui, pfui, Sir John!
(Falstaff in König Heinrich IV., Zweiter Teil, 1. Akt, 2. Szene, Übersetzung nach Schlegel/Tieck; im Original: Do you set down your name in the scroll of youth,
that are written down old with all the characters of
age? Have you not a moist eye? a dry hand? a
yellow cheek? a white beard? a decreasing leg? an
increasing belly? is not your voice broken? your
wind short? your chin double? your wit single? and
every part about you blasted with antiquity? and
will you yet call yourself young? Fie, fie, fie, Sir John!)
Ich wollte, es gäbe kein Alter zwischen zehn und dreiundzwanzig, oder die jungen Leute verschliefen die ganze Zeit; denn dazwischen ist nichts, als den Dirnen Kinder schaffen, die Alten ärgern, stehlen, balgen.
(Ein Schäfer in William Shakespeare: Das Wintermärchen, 3. Akt, 3. Szene, Übersetzung nach Schlegel/Tieck; im Original: I would there were no age betweene ten and three and twenty, or that youth would sleep out the rest: for there is nothing (in the betweene) but getting wenches with childe, wronging the Auncientry, stealing, fighting, hearke you now.)
Denn Mädchen sind wie Rosen: kaum entfaltet,
ist ihre holde Blüte schon veraltet.
(Orsino in William Shakespeare: Was ihr wollt, 2. Akt, 4. Szene, Übersetzung August Wilhelm Schlegel; im Original: For women are as Roses, whose fairr flowre, // Being once displaid, doth fall that verie howre.)
Neuzeitliche Zitate über das Alter(n)
In meinem Alter ist man notgedrungen ehrlich. Lügen ist zu ermüdend.
(aus Albert Camus: Die Pest, Innsbruck 1948 u. a.)
Von einem bestimmten Alter an ist jeder Mensch für sein Gesicht verantwortlich.
(aus Albert Camus: Der Fall, Hamburg 1957 u. a.)
Jeder der geht
belehrt uns ein wenig
über uns selber.
Kostbarster Unterricht
an den Sterbebetten.
(Anfang des Gedichts „Unterricht“ aus Hilde Domin: Nur eine Rose als Stütze, Frankfurt am Main 1977)
Natürlich war ich alt genug, um zu wissen, wie zufällig Begegnungen waren, aber noch zu jung, um einzusehen, daß die Zahl der Begegnungen begrenzt ist.
(aus Jens Christian Grøndahl: Schweigen im Oktober, Wien 1999)
Jugend läuft, Alter säuft.
(aus der Fernsehserie „Großstadtrevier“, Folge „Kaltes Kind“; hier bereits einzeln unter „140 Zeichen (26)“ veröffentlicht)
Alt ist man erst dann, wenn man mehr Freude an der Vergangenheit hat als an der Zukunft.
Alt ist, sich mit sich bequemen. Jung ist, sich was vorzunehmen.
(Dieter Hallervorden zitiert aus Stimme.de, der Online-Ausgabe der Heilbronner Stimme: „Älterwerden, ein Mittel gegen den Tod“, hier im Internet Archive, und aus der Frankfurter Rundschau, Druckausgabe vom 5./6. September 2015: „Das hält kein Schwein aus“, online „Dieter Hallervorden wird 80 Jahre alt“)
Du hast keine Ahnung, was das Alter ist. Du hast keine Ahnung, was Altsein ist, und keine Ahnung, was Jungsein ist. Wenn du alt bist, ist alles verloren. Was du heute erlebst, ist deine zukünftige Erinnerung.
(aus Wolfgang Herrndorf: Bilder deiner großen Liebe. Ein unvollendeter Roman, Berlin 2014)
Optimismus ist, wenn ein 95-Jähriger zur Vorsorgeuntersuchung geht.
(Dieter Hildebrandt in einer undatierten Lesung, aufgezeichnet von der WDR-5-Leselounge und gesendet am 21. Mai 2017)
Es hat auch Vorteile, das Älterwerden: Die zunehmende Vergesslichkeit ist positiv. Ja, man wird nämlich immer weniger nachtragend. Was soll ich nachtragen, wenn ich vergessen habe, was!
(Dieter Hildebrandt in seinem letzten Programm vor seinem Tod „Ich kann doch auch nichts dafür“ im Frühjahr 2013 in Soest, aufgezeichnet von 3sat, Erstsendung am 28. Dezember 2014)
Ich komme in das Alter, in dem das Leben langsam die Tür hinter sich zuzieht.
(aus Patrick Modiano: Unfall in der Nacht, München/Wien 2006)
Im Alter machen wir die gleichen Dummheiten wie in der Jugend
–
nur bewusster.
(Gefunden bei L y r i k s p ( l ) i t t e r: „Altern Dummheiten?“)
Oben klar und unten dicht,
mehr wünsch’ ich mir fürs Alter nicht.
(Urban Priol: Im Fluss, Aufzeichnung vom 3sat-Festival in Mainz am 14. September 2020 von und bei 3sat)
Ich ignoriere das Alter, solange das Alter mich ignoriert.
(John, gespielt von Bruno Ganz, im Film „Giulias Verschwinden“ von Christoph Schaub, Schweiz 2009)
Es gibt nur zwei Dinge, die wichtig sind: Was Du getan hast und was Du bereust. Und dann ist da das, was Du nicht getan hast, aber hättest tun sollen. Aber dafür ist es zu spät.
(Max Zorn, gespielt von Stellan Skarsgård, im Film „Rückkehr nach Montauk“ von Volker Schlöndorff, Deutschland, Frankreich, Irland 2017)
Älter zu werden als sechzig Jahre ist kein großes Vergnügen, und oft ein Malheur. Bedenke das, wenn du dreißig bist, und karge nicht mit dir. (Zudem: der Sparsame siegt nicht.)
Wann du wirklich alt bist? Wenn es dir kein Vergnügen mehr macht, ein Publikum zu haben.
(Punkte 14 und 20 aus dem zweiten Teil von Walter Serner: Letzte Lockerung. Ein Handbrevier für Hochstapler und solche, die es werden wollen, 1918/1927)
Alt ist, wer keine Fragen mehr an sich hat. Wer keine Unruhe mehr verspürt. Wer sich mit dem zufrieden gibt, was ist. Das hat nichts mit dem biologischen Alter zu tun.
(Andres Veiel in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau im Magazin FR7 Nr. 5 vom 5./6. November 2016)
Daran, dass man alt wird, stirbt man nicht. Schreib’s auf. Schlimm ist, nicht mehr lieben zu dürfen. Lieben darfst du noch, du musst dich nur daran gewöhnen, nicht mehr, nie mehr geliebt zu werden.
(Goethe in dem Mund gelegt bei Martin Walser: Ein liebender Mann, Reinbek 2008)
Warum müssen wir sterben? Um das Leben zu würdigen.
Ihr sagt alle, dass ihr Angst vor dem Tod habt. Aber in Wirklichkeit habt ihr Angst vor dem Leben!
(aus dem Film „After.Life“ von Agnieszka Wójtowicz-Vosloo, USA 2009)
Weitere Verweise
Eine Fundgrube für gebündelte und zudem verifizierte Zitate über das Alter(n) findet man bei Wikiquote.
(Wird, je nach Funden, unregelmäßig ergänzt; Kommentare und weitere Zitate zum Thema „Alter(n)“ sind selbstverständlich auch erwünscht. Siehe hier auch „Junge Alte“, „Fünfundfünfzig“, „Älteste Bloggerin der Welt gestorben“, „Woran du merkst, dass du erwachsen wirst“ und „Die Flamme“!)
Du liebe Güte, das ist aber ein unangenehmes Thema, aber man kommt ja nun mal nicht daran vorbei.
Ich denke oft darüber nach, wie mir irgendwie die Zeit davon rinnt und ich eigentlich viele angefangene Dinge mal endlich zu Ende bringen möchte. Tja, eigentlich. Allein, der Antrieb fehlt oft, denn morgen ist ja schließlich auch noch ein Tag, und nach einem Arbeitstag schaut man lieber mal ein doofes Actionfilmchen, anstatt sich seinen Hobbys zu widmen. In der Jugend habe ich komischer Weise mehr Zeit für das gefunden, was mir am Herzen liegt.
Verdammte Prokrastination.
Dinge oder Tätigkeiten, die man tun/erledigen möchte, kann man vielleicht aufschieben, ebenso das Altern, letzteres allerdings kaum auf Dauer!
Niemand liebt das Leben so wie einer, der alt wird.
Lucius Annaeus Seneca (ca. 4 v. Chr – 65 n. Chr.)
oder auch:
Das schlimmste Übel ist ausscheiden aus der Schar der Lebendigen, ehe man stirbt.
Lucius Annaeus Seneca (ca. 4 v. Chr – 65 n. Chr.)
hi hi, da kenne ich welche…
Und das wusste man schon vor sehr langer Zeit und gilt immer noch:
Das Greisenalter, das wir alle zu erreichen wünschen, klagen alle an, wenn sie es erreicht haben.
Marcus Tullius Cicero (106 – 43 v. Chr.)
Tja, wenn man Leute so reden hört „Ich bin jetzt 39c“ um nicht zuzugeben, dass sie über 40 sind, dann fragt man sich, ob das Alphabet für einen (wirklich) älteren Menschen ausreicht. Man müsste sich vom Leben bewusst trennen, um nicht alt zu werden, aber Spaß macht das nun auch nicht gerade. Man weiß ja nicht, was man versäumt oder was man „danach“ zu erwarten hat.
Ich hör es gern, wenn auch die Jugend plappert;
Das Neue klingt, das Alte klappert.
Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832)
Der alte Goethe hat selbstkritisch schmunzelnd den Nagel auf den Kopf getroffen. Achten wir also darauf, wann wir plappern und wann wir klappern, damit wir wissen, in welcher Phase wir uns befinden. 🙂
Danke für die vielen Ergänzungen!
Hätte gern das eine oder andere Zitat im Eintrag übernommen, besonders das zweite von oben von Seneca, zumal das sehr gut zu dem Goethe in den Mund gelegten von Martin Walser passt, aber bei solchen Zitatesammlungen im WWW, aus dem diese wahrscheinlich herrühren, weiß man leider nie, ob sie tatsächlich von den dort angegebenen Urhebern stammen und ob sie auch inhaltlich richtig sind. Beispiel, um bei Seneca zu bleiben: Wir kennen alle „Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir“, doch das Original geht genau andersherum: „Nicht für das Leben, sondern für die Schule lernen wir“, weil Seneca damit den Schulbetrieb tadeln wollte!
Siehe zum Thema verfälschte Zitate und wie sie sich verbreiten auch „Principiis obsta“ und dort besonders den Nachtrag am Ende des Beitrags!
Oh, wer weiß, was mir dann sonst noch so alles falsch gelehrt worden ist in der Schule, wenn noch nicht mal Seneca richtig zitiert wurde …
Tja, in diesem Fall hat wohl irgendwann ein frustrierter Lateinlehrer den Sinn verkehrt, um die Motivation seiner genervten Schüler zu steigern.
Das Zitat aus dem Faust II geht übrigens noch etwas weiter: „Am besten wär’s, euch zeitig todtzuschlagen“, was hier nur aus Gründen der Vollständigkeit der Reime unterschlagen wurde. Damit sich auch das reimt, folgt Mephistopheles mit „Der Teufel hat hier weiter nichts zu sagen.“
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