Jobs
Von der Verwendung eines Worts
Wir leben in einer Zeit der Konkurse und Firmenschließungen. Ein Unternehmen kann, aus welchen Gründen auch immer, nicht mehr weitergeführt werden. Dahinter stehen immer auch Arbeitsplätze, die verloren gehen: Oft langjährige Mitarbeiter stehen in Zukunft auf der Straße. Dahinter wiederum steht persönliches Leid. Ist die Verwendung des Worts „Jobs“ in diesem Zusammenhang gerechtfertigt?
Die Duden-Suche sagt, dass das Wort „Job“ umgangssprachlich ist und sowohl „eine vorübergehende (einträgliche) Beschäftigung (zum Zweck des Geldverdienens)“ als auch „Arbeitsplatz, Stellung, berufliche Tätigkeit, Beruf, Aufgabe“ bezeichnet, die gedruckte Ausgabe des Dudens sagt: „[Gelegenheits]arbeit, Stelle“.
Ein Wort der Krise, wie so vieles aus dem Amerikanischen
Soweit sich der schon etwas ältere Autor erinnert, gibt es dieses Wort noch nicht sehr lange. Wie so viele im beruflichen Bereich wurde es aus dem amerikanischen Englisch übernommen. Besonders in den USA haben freiwillige Firmenwechsel jedoch eine ganz andere persönliche und berufliche Bedeutung: Mehrere Arbeitsplatzwechsel werden im Lebenslauf keineswegs negativ, sondern sogar positiv bewertet, sprechen sie doch von einem weiten beruflichen Horizont mit vielen Erfahrungen. Erst im Zeichen veränderter wirtschaftlicher Bedingungen wurden und werden auch hierzulande Arbeitsplätze instabiler, allerdings meist nicht so freiwillig wie in den USA. Die Neigung, anstatt von „Arbeitsplätzen“ von „Jobs“ zu sprechen, nimmt mit der Verbreitung des Worts und der gleichzeitigen Verunsicherung des Arbeitsmarkts in Deutschland zu. Ein Wort der „Krise“ sozusagen, welcher und wessen auch immer!
Ist es nun Verniedlichung oder gar Verharmlosung, von „Jobs“ zu sprechen, wenn langjährige Mitarbeiter gekündigt werden? Um es mal so auszudrücken: Wer einer jüngeren Generation angehört, die keine langjährigen Berufsperspektiven mehr entwickeln kann, neigt eher dazu, von „Jobs“ zu sprechen, weil sie sich kaum vorstellen kann, dass Menschen irgendwo langfristig beschäftigt sein können. Das verschweigt aber das Leid, das über die künftig Arbeitslosen kommt. Einen Job bekommt man immer irgendwo, denkt sich diese Generation wohl. Wer aber seriös journalistisch arbeitet, sollte Abstand von diesem Wort nehmen. Spätestens dann nämlich, wenn der eigene Job zur Disposition steht, merkt man vielleicht den Unterschied!
Glücklich schätzen kann sich, wer heute noch seiner Berufung nachgehen kann und wer nicht seinen Arbeitsplatz verliert, weil er dann nämlich zum JOBcenter gehen muss. Was kann man da anderes erwarten als einen Job…? Man nimmt Jobs an oder man geht hopps, jedenfalls früher oder später, vor allem wenn einem – Demographie hin oder her – der Verlust in späten Berufsjahren trifft.
Die Begriffsänderungen mögen mit der „Internationalisierung“ der gesamten Wirtschaft und dem verenglischen der deutschen Sprache zu tun haben.
Zum Thema u.a. Beruf (Job) bei EXIKA / Berufe und Jobs – http://www.abeiten-jobs.de
Danke für den Kommentar und die Verweise (Linktexte vom Administrator eingefügt), die bestätigen, dass es wenigstens einen grundlegenden Unterschied zwischen „Beruf“ und „Job“ gibt.
Jobs und hopps beim Jobcenter, das ist auch gut; siehe hier z. B. auch „Mehr Interesse an Statistiken als an Menschen“!
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