(Keine) Fake News: neue Wörter im Duden
Das Standardwerk rückt nach rechts – oder?
Man soll nicht sagen, dass der Duden nicht mit der Zeit geht: Die neue Auflage enthält rund 5000 neue Wörter! Darunter befindet sich auch – natürlich! – „Fake News“. Das musste ja so kommen!
Man soll nicht sagen, dass der Duden nicht mit der Zeit geht! Die neue, inzwischen die 27., Auflage enthält „rund 5000“ (Zitat aus dem Duden-Onlineshop) neue Wörter. Darunter befindet sich, neben der „Flüchtlingskrise“ und dem „Schmähgedicht“, auch – natürlich, das musste ja so kommen! – „Fake News“. Seltsamerweise empfiehlt er hier nicht die eingedeutschte Schreibweise „Fake-News“ mit Bindestrich oder die in einem Wort, sondern die des englischen Originals.
Passend dazu gibt es – auch natürlich! – „postfaktisch“, die „Lügenpresse“, die „Hasskriminalität“, den oder die „Volksverräter“ und die „Willkommenskultur“. Die „Wutbürgerin“ kam neu hinzu, nachdem das männliche Äquivalent schon vorhanden war. Gleichberechtigung in der lautstarken und oft ungefragten Meinungsäußerung muss sein, wo kämen wir sonst hin! (Ich bin geneigt, hier mindestens drei bis vier Ausrufezeichen zu setzen, doch lassen wir das.)
Merken Sie etwas?
Richtig: Wie es scheint, ist die neueste Auflage des Dudens nach rechts gerückt. Ganz so, wie es unsere Zeiten auch in Wirklichkeit zu sein scheinen!
Tüddelkram (übrigens auch ein Wort, das neu in den Duden gelangte)? Mitnichten! Also auch nicht „zu sein scheinen“, sondern nur so scheinen, das sage ich Ihnen! Denn immerhin wurden merkwürdigerweise auch die eigentlich unübersetzbaren dänischen Wörter „Hygge“ („Gemütlichkeit, Heimeligkeit als Lebensprinzip“, Zitat Duden online) und „hyggelig“ aufgenommen. Und schließlich kommt auch noch die „Jobaussicht“ hinzu.
Also können mit diesen im letzten Absatz genannten vier neuen Wörtern im Duden die Zeiten so schlecht nicht sein! Also alles nur Angstmacherei des Autors?
Nun, es wird viel Angstmacherei betrieben in diesen Zeiten …
Siehe hier etwa auch
- Heimat mit einem tröstlichen Zitat aus dem gleichnamigen Text von Kurt Tucholsky
- Gegen die Angstmacherei über das Wörterbuch des besorgten Bürgers
- Sprache ist faschistisch, ein Zitat von Roland Barthes
- Schlechte Deutschkenntnisse über Deutschkurse für nationale Deutsche
- Der Nazi in uns
- Wortschatz, ein Zitat von Peter Handke
- Pomadenhengst über verschwundene Wörter
- Arschfax über das Wörterbuch der Szenesprachen
- Vomitas verbum über eine Hitliste der sinnlosen Phrasen und Wörter von A bis Z
- Linksruck?
Externe Verweise
- Meedia: „Fake News“, „Schmähgedicht“ und „Flüchtlingskrise“: Der Duden enthält 5.000 neue Wörter (öffnet in neuem Fenster!)
- Setzfehler: In der Wortwahl vergriffen: rechte Sprache in den Medien (öffnet in neuem Fenster!)
- Setzfehler: Konrad Duden: der deutschen Sprache auf der Spur (öffnet in neuem Fenster!)
Korrektur vom 10. August 2017
Auch wenn es in der Duden-Online-Ausgabe sehr wohl nachschlagbar ist, ist der „Volksverräter“ nicht in die gedruckte Ausgabe übernommen worden! Anscheinend und laut WELT „Das verborgene Drama um das Wort ‚Volksverräter‘“ vom 8. August 2017 entschloss sich die Redaktion, hierbei in letzter Minute einen Rückzieher zu machen.
Angst vor der eigenen Courage? Mit „Dieses heimliche Theaterstück erzählt womöglich mehr vom Deutschland des Jahres 2017, seinen Kämpfen, seinen Ängsten, seinem Hass und seiner Sorge, als ein ganzer Tag Geschwätz auf sämtlichen sozialen Medien“ endet der WELT-Artikel. Tröstlicher (?) kann man es kaum ausdrücken!
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