Vom Verschwinden
Dinge und Menschen verschwinden. Manchmal tauchen sie wieder auf, manchmal bleiben sie für immer verschwunden. Menschen verschwinden aus politischen Gründen, Frauen verschwinden aus der Bibel. Der Fall einer verschwundenen Frau aus dem Landkreis Cloppenburg gibt Rätsel auf.
Dinge verschwinden, Menschen verschwinden. Manchmal tauchen sie wieder auf, mal früher, mal später, manchmal bleiben sie aber auch für immer verschwunden. Ist ein Gegenstand verschwunden, haben wir ihn verlegt oder verloren. Wir freuen uns, wenn er wieder auftaucht. Verschwinden Menschen, kann das die verschiedensten Ursachen haben.
Vom Verschwinden und Verschwindenlassen
Laut einer Polizeistatistik verschwinden in Deutschland jedes Jahr etwa 100.000 Menschen, allein in München sucht die Polizei jeden Tag vier bis fünf Personen. Männer sollen „Zigaretten holen“ gehen und verschwinden für immer. Manche Fälle lassen sich nie aufklären. Die Richterin Kirsten Heisig verschwindet in einem Park. Ein paar Tage später findet man ihre Leiche: Sie hatte sich im Tegeler Forst erhängt.
Menschen verschwinden bei Expeditionen, wie etwa Roald Amundsen, und Antoine de Saint-Exupéry während eines Aufklärungsflugs. Aber auch das Verschwindenlassen von Menschen aus politischen Gründen ist bekannt. Einer der ersten systematischen Einsätze der Taktik des Verschwindenlassens wurde 1941 durch Hitlers sogenannten „Nacht-und-Nebel-Erlass“ vom 7. Dezember 1941 begonnen.
Aus der Bibel verschwunden
Sogar in bzw. aus der Bibel sind Menschen verschwunden. Es gab verschiedene Methoden, gerade Frauen des frühen Christentums aus ihr zu tilgen. Maria Magdalena, Maria aus Magdala, erhielt von Jesus den Auftrag, die Frohe Botschaft zu verkünden, womit sie zur ersten Apostelin, einer Apostola apostolorum (der Apostelin der Apostel), dann in der von Männern besetzten institutionalisierten Kirche zu einer reuigen Sünderin, aus der Büßerin zu einer Prostituierten und schließlich zu einem lasziven Pin-up-Girl der Kunst wurde, und heute vielfach als Ehefrau Jesu empfunden.
Junia, eine berühmte Apostelin der Frühkirche, wird unter der Feder des Bibelkommentators Ägidius von Rom zu einem Apostel namens Junias. Phöbe, Vorsteherin einer frühen Christengemeinde, wurde als Hilfskraft des Apostels Paulus herunterinterpretiert, Lydia, die erste Christin Europas, geriet fast 2000 Jahre lang in Vergessenheit.
Eine Frau verschwindet …
„Eine Frau verschwindet“ ist der Titel eines deutschen Fernseh-Kriminalfilms aus dem Jahr 2012, eine Verfilmung des Romans „Und vergib uns unsere Schuld“ von Claus Cornelius Fischer von 2007, und eines Kriminalromans von John Banville alias Benjamin Black aus dem Jahr 2012. Warum am Donnerstag, 25. Dezember 2014, im Landkreis Cloppenburg eine Frau verschwunden war und am darauf folgenden Freitag wohlbehalten wieder auftauchte, wissen wir nicht.
Nach einer Meldung der Nordwest-Zeitung (NWZ) vom 27. Dezember 2014 „war die 56-Jährige am Morgen mit ihrem Hund zu einem Spaziergang aufgebrochen. Als sie auch nach längerer Zeit nicht wieder auftauchte, begann ihre Familie nach ihr zu suchen, später dann wurde die Polizei alarmiert, die von einer konkrete [sic!] Gefährdung der Frau ausging“.
… und taucht wieder auf
Schließlich durchsuchten mehr als 300 Einsatzkräfte in verschiedenen Schichten Waldstreifen und Siedlungsgebiete. „Unterstützt wurden die zahlreichen Helfer durch einen Polizeihubschrauber und Diensthunde“, so die NWZ. Gegen 9 Uhr morgens sei Entwarnung gegeben worden: „Die Frau war auf dem Heimweg einer Suchmannschaft in die Arme gelaufen.“ Laut Polizei hatte die Frau die Nacht in einer Hütte verbracht. Was sie dazu veranlasst hat, ist noch unklar. „Die Hintergründe ihres Verschwindens werden aufgearbeitet“, hieß es seitens der Ordnungshüter.
All die obigen Gründe für das Verschwinden zählen in diesem Fall nicht, atmen wir beruhigt auf. Aber wüssten wir nicht doch allzu gern, was sie dazu veranlasst hat, einfach mal auszubüxen? Und das über Weihnachten?
Siehe zum Verschwinden auch
- aus der Kategorie „140-Zeichen-Texte“ das Gedichtchen „So sehr“,
- zu Weihnachten beispielsweise „Weihnachtszeit“ und
- „O Tannebaum“!
Die Frau aus Cloppenburg hatte offenbar von Weihnachten die Nase voll. Ich kenne einige, die sich Weihnachten verweigern.
Sie hätte aber einen Zettel hinlegen sollen, z.B.:
Ihr Lieben, macht Euch keine Sorgen.
Ich komme wieder – übermorgen!
Feiert Ihr bis dahin feste
und verwöhnt auch Eure Gäste,
ich ess übermorgen Reste!
Es ist mein größter Wille,
Ruhe und – Weihnachtsstille!
Eine Möglichkeit, und der Zettelinhalt ist gut!
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