Die Quellen sprechen: Zeitzeugen über das Unfassbare
Eine Höredition widmet sich der Verfolgung und Ermordung der Juden in Nazi-Deutschland
Die Zeitzeugen sterben aus. Menschen, die die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden in Nazi-Deutschland 1933–1945 noch erlebt haben. Umso wichtiger, dass ihre Erinnerungen erhalten bleiben! Eine Höredition widmet sich ihren Stimmen.

Nach dem Aufstand im Warschauer Ghetto: Fotografie des SS-Standartenführers Jürgen Stroop, Befehlshaber der SS-, Polizei- und Wehrmachteinheiten für die Niederschlagung des Aufstands, aus seinem Bericht an Heinrich Himmler im Mai 1943. Es ist eines der bekanntesten Fotos aus dem Zweiten Weltkrieg. Ob jemand die Deportation in die Vernichtungslager überlebte und so als Zeitzeuge dienen könnte, ist nicht überliefert. Einzig der Name des SS-Rottenführers Josef Blösche, des Manns mit dem Maschinengewehr rechts, ist bekannt. Seine Geschichte wurde durch ein Buch und einen Film aufgearbeitet.
Die Stimmen der Zeitzeugen, die die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden in der Zeit des nationalsozialistischen Deutschlands zwischen 1933 und 1945 noch erlebt haben, werden immer weniger. Die Höredition das Bayerischen Rundfunks in Zusammenarbeit mit Institut für Zeitgeschichte „Die Quellen sprechen“ macht sie für die Nachwelt erlebbar.
Das Projekt
Die dokumentarische Höredition ist ein Projekt, das 2013 begann und bis 2018 abgeschlossen sein soll. Sie folgt in ihrer Auswahl dem aktuellen, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Editionsprojekt zur Judenverfolgung 1933 bis 1945, das viele Dokumente erstmals dauerhaft zugänglich macht. Die gesprochenen Quellen werden ergänzt durch Kurzbiografien, Manuskripte und erweiterte Recherchemöglichkeiten.
Die Höredition „Die Quellen sprechen“ bietet drei Reihen an:
- Dokumente: Ausgangspunkt der Höredition sind ausgewählte, von Schauspielern und Zeitzeugen gelesene Dokumente der Publikation „Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945“.
- Diskurs: ermöglicht Historikern, Forschungsfragen und Hintergründe zu erläutern und zu diskutieren. Weitere Gespräche setzen sich mit Entwicklung, Konzeption und Realisation der Höredition auseinander. In Vorbereitung sind Beiträge, die den Diskurs erweitern und generell den Kontext zur aktuellen, Holocaust-Forschung herstellen sollen.
- Zeitzeugen: Hier berichten an der Höredition mitwirkende jüdische Zeitzeugen, wie sie die Verfolgung er- und überlebt haben. Ein Ziel ist es, die letzte Möglichkeit, mündliche Überlieferungen von Holocaust-Überlebenden aufzuzeichnen und zu nutzen. Deshalb geben die Zeitzeugen nicht nur Opferdokumenten ihre Stimme, sie erzählen auch von ihren eigenen Erfahrungen.
Hintergrund

Und so begann es: An den Fenstern jüdischer Geschäfte werden Plakate mit der Aufforderung „Deutsche, wehrt euch, kauft nicht bei Juden!“ angebracht. (Georg Pahl, Bundesarchiv/ Wikimedia Commons)
(Siehe hier auch „Holocaust II“ für weitere Informationen und Quellen zum Massenmord an den Juden!)
Pingback:Das Drama um die St. Louis – Ronalds Notizen
Pingback:Dringender Appell an Erstwähler/-innen zur Europawahl – Ronalds Notizen