Keine Karriere machen
Mal daran gedacht, auf (die große) Karriere zu verzichten? Weg von Selbstdarstellern, Ellenbogenmentalität und nervender Kollegenschaft? Weg von Überstunden und keiner Zeit fürs Privatleben? Einfach keine Karriere machen? Es könnte für einen gesunden Umgang mit dem Beruf sprechen!
Einfache keine Karriere machen!
Nun habe ich einen Beitrag entdeckt, der das Gegenteil propagiert: keine Karriere machen! Der Autorin geht es darin aber nicht darum, sich völlig aus dem Berufsleben zurückzuziehen, sondern sinnvolle Tätigkeiten auszuüben, hinter denen sie auch steht.
Ich will einen Job, der mir Spaß macht, im Idealfall auch sinnvoll ist, lieber mehr als weniger Freizeit und ein Gehalt, von dem ich ohne Geldsorgen leben kann. Ob ich damit reich und berühmt werde, ist mir herzlich egal.
Es geht ihr um nichts weniger als um einen gesunden Umgang mit dem Thema Karriere. Der Berufstitel definiert sie nicht als Person und wirkt sich auch nicht auf ihr Selbstwertgefühl aus. Und sie wähnt sich damit nicht allein! Der sehr empfehlenswerte Beitrag von Kathrin Stoll: t3n: „Ein gesunder Umgang mit Karriere heißt auch, keine machen zu wollen“ vom 23. September 2021.
(Siehe hier auch „Das Peter-Prinzip“!)
Alles schön und gut, nur leider hat wohl nicht jede berufstätig sein müssende Person auch die Möglichkeit, sich die Traum-Arbeitsstelle auszusuchen, wo nur nette Kolleginnen und Kollegen sind, die Arbeit einen nicht zu sehr stresst, nervt und ermüdet und man in keinerlei Gewissenskonflikte gerät – falls es in einer durch und durch kapitalistischen Gesellschaft so eine Arbeitsstelle überhaupt gibt, doch zumindest dürfte sie schwer zu finden und dann sogar auch noch vakant sein.
Und wenn ich überhaupt eine Stelle gekriegt habe, muss ich freilich auch versuchen, sie zu halten, wobei ich mich vielleicht nicht unbedingt per „Gesetz des Ellenbogens“ gegen Konkurrenten durchsetzen muss, aber ganz bestimmt muss ich mich durch besondere Arbeitsleistungen hervortun, um bei der nächsten Entlassungs- oder Zeitarbeiter-Abmeldewelle möglichst nicht dabei zu sein.
Schön, wenn Menschen überhaupt in der Lage sind, sich zu entscheiden, ob sie Karriere machen wollen oder nicht – aber ich denke, es gibt genug andere, die diese Wahlmöglichkeit überhaupt gar nicht erst haben, weil es erst mal ums nackte finanzielle Überleben geht. Das sollte in den ach so tollen Ratgebern vielleicht auch mal erwähnt werden.