Halloween überleben
Heute ist Halloween. Das ist, wenn kleine Kinder und Halbwüchsige in billigen Kostümen vor der Wohnungstür stehen und „Süßes oder Saures“ erbetteln. Klingt eigentlich harmlos; weshalb also „Halloween überleben“? Ich erzähle es Ihnen.
Einer kürzlich aufgeschnappten Behauptung zufolge trat dieses „Fest“ hierzulande seinen zweifelhaften Siegeszug an, als wegen des Zweiten Golfkriegs 1991 alle Karnevalsveranstaltungen abgesagt worden waren. Die Bekleidungsindustrie und die Kaufhäuser saßen also auf Bergen von Karnevalskostümen. Deshalb soll es zu verstärkter Aktivität der Werbebranche für dieses vormalig irisch-keltische Fest gekommen sein, an dem man eigentlich der Seelen der Toten gedenkt. Oder war es die Karnevalsbranche?
Nun, egal. Die Kostüme jedenfalls, in denen diese Kinder und Halbwüchsigen auftreten, sehen so aus, als wären sie in irgendeinem Billigland im fernen Osten hergestellt worden. Wahrscheinlich auch von anderen Kindern. Solchen, die „Süßes“ aber nur vom Hörensagen kennen. Meist haben sie dort nur „Saures“ zu erwarten.
Im Hintergrund dieser kindlichen Aktivitäten stehen meist besorgte Eltern. (Wobei sich hierbei, nebenbei bemerkt, besonders der weibliche Teil hervortun dürfte.) Inzwischen gehen sie sogar vermehrt dazu über, detaillierte Anweisungen an Haustüren oder in Hausflure zu hängen, welche Süßigkeiten bei dieser Art von räuberischer Erpressung „gehen“ und welche nicht. Auch hier hing ein solcher Zettel. Neben der Ankündigung in Form von Tag und Uhrzeit und weiteren Hinweisen stand dort: „aus Sicherheitsgründen bitte nur abgepacktes [sic!]. Danke :-)“. Wenigstens muss man diesen marodierenden Banden nicht mehr öffnen: einfach vor die Tür legen!
Nicht öffnen musste ich auch nicht vor einigen Jahren, als die Überraschung von außen kam. Ich saß am frühen Abend an meinem erleuchteten Schreibtisch nahe meinem Erdgeschossfenster zur Straße, als ich aus den Augenwinkeln einige pubertierende Jungs vorbeigehen sah. Einer davon trug einem 10er-Eierkarton in seinen Händen. Seltsam, dachte ich noch halb aus meiner Tätigkeit am Computer heraus, als es schon zu spät war. Mehrere Eier flogen gegen mein Fenster, und da dieses kurzzeitig gekippt war, fanden ein oder zwei Stück davon auch den Weg an die Wand direkt neben dem Fenster! Eine Sauerei, kann ich Ihnen sagen, die nicht so einfach zu entfernen ist!
Nach kurzer Überraschung stürzte ich sofort nach draußen, um den Verursacher beim Schlafittchen zu packen, doch sie waren bereits verschwunden. Oder hatten sich gut versteckt. Nur den Eierkarton fand ich noch auf dem Bürgersteig. Er enthielt sogar noch mehrere heile Eier. Wahrscheinlich waren sie von ihrem eigenen Mut so überrascht, dass sie den Karton einfach fallen ließen. Wie ich anderntags aus den Nachrichten erfuhr, soll es in der Nacht zu vermehrten Fällen von Vandalismus und Sachbeschädigungen bis hin zu Brandstiftungen gekommen sein. Das waren dann wohl größere Kinder. Da hatte ich ja wenigstens noch Glück im Unglück!
Verstehen Sie nun, was ich mit „Halloween überleben“ meine? Jedenfalls werde ich gleich meine Fensterläden schließen. Auf Klingeln werde ich auch nicht reagieren. Wobei es doch vielleicht mal eine Idee sein könnte, sich als richtig fieses Monster zu verkleiden und zu schminken, um derart den lieben Kleinen die Tür zu öffnen …
(Siehe auch bei SWR2: „Billigkostüme und scheußliche Deko: Halloween, nein danke!“, eine Glosse von Rainer Volk vom heutigen Tag, und hier etwa „Walpurgisnacht“!)
Ich hasse Halloween! Ähnlich wie Weihnachten.
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