Brutal ermordet
„[…] wurde[n] Opfer eines brutalen Mordes“, „[…] wurde[n] brutal ermordet“. Oder „brutal vergewaltigt“. Und selbst Inhaltsangaben von Kriminalfilmen im Fernsehen kommen nicht ohne das Wort „brutal“ aus. Ich staune immer wieder, wenn ich solche Formulierungen mit der Verbindung von „brutal“ und „Mord“ u. Ä. höre oder lese. Brutal ermordet?
Es klingt nach einer Standardphrase, die immer abgeschmackter wirkt.
Sind Morde nicht per se brutal? Oder sind es nicht auch und eher die Täter?
Nicht unbedingt. Ein sauberer Kopfschuss aus der Distanz – das ist doch ein Tod, den sich jeder wünscht.
Darüber ließe sich streiten! Also beim Autor nur als aktive Sterbehilfe bei schwerer Krankheit. Obwohl: Auch da könnte er sich „schönere“ Todesarten vorstellen …
Was ihm aber an diesen Formulierungen aufstößt, ist, dass sie inzwischen so völlig unterschiedslos von der jeweiligen Mordart gebraucht werden. Allerdings gebe ich zu, dass ich etwa einen solchen Mord, wie er am letzten Samstag in München passiert ist (diese Sache am S-Bahnhof, von der der Autor beim Schreiben übrigens noch nichts wusste), durchaus als „brutal“ bezeichnen würde, unabhängig davon, ob es auch zu einer Anklage wegen Mordes kommt.
Schlimm finde ich an der Sache in München die Passanten, die gesehen haben und weiter gegangen sind.
Die können sich alle freuen, dass sie da sind und nicht hier. Ich würde die so brutal zusammen schnauzen, dass ihnen hören und sehen vergeht.
Brutal ist wirklich die Ignoranz der vielen. Und die sagen dann ganz verdutzt und auch beleidigt, wir haben doch gar nichts gemacht. Was ja stimmt aber was einfach bloß zum Kotzen ist.
Und leider gibt die Berichterstattung eben jenen Passanten Auftrieb: Nach solchen Meldungen werden sich weniger trauen einzugreifen! Umso mehr ist derjenige zu loben, der eingegriffen hat, auch wenn er (der als „Geschäftsmann“ beschrieben wird, also als jemand, von dem man annimmt, dass er noch am ehesten wegschaut) es mit dem Leben bezahlte.
Recht seltsam, dass kurz nach diesem Eintrag eine solche Tat passieren konnte, auch wenn sie leider nicht die erste dieser Art ist … Ich würde aber doch lieber von „brutalen Tätern“ als von einem „brutalen Mord“ sprechen: Ein Mord ist IMMER brutal, hier waren es vor allem die Täter.
Ja es ist richtig von brutalen Tätern zu sprechen. Es bleibt aber die Frage offen, wie sie so geworden sind und wie wir (jetzt meine ich tatsächlich einmal die Summe aller Menschen, die Gesellschaft) so etwas verhindern können.
Der Ruf nach mehr Polizei ist doch einfach nur kindisch und albern. Ich habe einmal einem Mann die Hand, mit einem Messer drin, so lange festgehalten bis er es fallen ließ. Er wollte damit bei einer tätlichen Auseinandersetzung seinem Bruder zu Hilfe kommen. Etliche Männer standen dabei und haben zugeschaut. Ich kann Dir nicht sagen wie wütend ich seitdem auf solche Zuschauer bin.
Ein Kollege meint dann später noch zynisch, ich hätte den ja zustechen lassen sollen, dann wäre er abgeschoben worden.
Ich verstehe ganz einfach nicht (oder mittlerweile leider doch), warum was mir als einzelner Frau möglich ist, nicht jedem Menschen möglich ist. Soviel Anstand und Ehre sollte doch jeder in seinem eigenen Leib haben, meine ich.
Vergiss nicht, dass du eine Frau bist: Bei dir greift, wenigstens noch meistens, die „Beißhemmung“! Als Mann hast du es ein solchen Situationen ungemein schwerer. Und zur Frage, wie wir so etwas verhindern können: In jeder größeren Stadt, zumindest hier in Frankfurt, gibt es Programme, wie man sich in solchen Fällen verhalten soll: nicht wegsehen, Aufmerksamkeit schaffen und andere Personen mit einbeziehen, indem man sie direkt anspricht, und jemanden bitten, die Polizei zu verständigen. Nur was, wenn diese nicht (rechtzeitig) da ist, wie in München geschehen?
Die Polizei kommt grundsätzlich bei tätlichen Auseinandersetzungen etwas später in der Hoffnung, dass sich die Situation bis dahin beruhigt hat.
Das mit dem Frausein kann stimmen. Zu mindestens hatte ich damals auch eine Stellung die Respekt verlangte, Sozialarbeiterin bei Asylbewerbern.
Seitdem geht es mir aber noch mehr als vorher schon darum, wie und was können wir tun um es im Vorfeld schon zu verhindern. Also um präventive Arbeit. Der Ruf nach mehr Polizei ist einfach nur hilflos und kindisch.
Es hat aber viel mit der mangelnden Partnerschaft zwischen Mann und Frau zu tun, wobei Kinder dann immer die Opfer sind. Da wir alle einmal Kinder waren, haben wir in der Gesellschaft noch aufzuarbeiten.
Ich finde auch, dass Mord per se brutal ist.
Zum Thema Zivilcourage kann ich nur sagen: Gut, dass ich nie nachdenke, bevor ich mich irgendwo einmische. Sonst würde ich das vielleicht nicht tun. Ich denke immer erst hinterher darüber nach, was alles hätte passieren können und wie gefährlich das vielleicht war. Aber da ich da vorher keine Zeit dafür habe, mische ich mich halt erst ein und bisher ging es immer gut aus. Ich kann halt richtg gut böse gucken 😉
Über Konsequenzen macht man sich meist erst hinterher Gedanken, da ging es dem Autor in einer vergleichbaren Situation einmal ähnlich.
Und zur roten Gräfin: Als Beschäftigte eines Amts lebt man mitunter allerdings doch recht gefährlich; Übergriffe auf Mitarbeiterinnen sind nicht außergewöhnlich.
Danke für die Warnung.
Mittlerweile hat mich mein Burnout das Amt für Arbeit und Soziales wie die BFA in die Rente befördert. Ich habe also nichts mehr zu verlieren.
Wie ich gerade erfahren habe, wurde in der Nacht zum letzten Mittwoch eine U-Bahn-Fahrerin(!) hier in Frankfurt attackiert. Ähnlich wie im Münchner Fall waren die Täter keine Unbekannten: Einer von ihnen war bereits an der Attacke gegen einen U-Bahn-Fahrer im Januar 2008 beteiligt, bei der dieser krankenhausreif und ins Koma geprügelt wurde. Wegen verschiedener Delikte stehen sie immer wieder vor Gericht. Wie sie sich dort verhalten, entspricht ganz dem Klischee, das man von ihnen hat. Die Frankfurter Rundschau schreibt: „uneinsichtig und frech […] und sind vielfach von erschreckender Dummheit.“ Einer von ihnen fand vor seinem Haftantritt sogar noch Zeit, einen Mann niederzustechen und schwer zu verletzen!
Härtere Strafen nutzen nicht, da stimme ich roter Gräfin zu, zumal es solche Jungs herzlich wenig interessiert, ob sie im Höchstfall für 10 oder 15 Jahre in den Knast kommen, aber sie sollten nach einer Verurteilung sofort ihre Haft antreten müssen. Und dann gehören solche Jungs so lange therapiert, bis man sie wieder gefahrlos in die Öffentlichkeit lassen kann!
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