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Armutsrisiken in Deutschland — 9 Kommentare

  1. Es ließe sich zu dem Thema viel sagen. Mir fällt aktu­ell spe­zi­ell zu fol­gen­dem Thema etwas ein:

    Krank­heit als Armutsrisiko

    Wer aus­schließ­lich von Kran­ken­kas­sen­leis­tun­gen abhän­gig ist und für sich und seine Fami­lie nicht zig Zusatz­ver­si­che­run­gen abschlie­ßen kann oder sich gele­gent­lich bei Not­wen­dig­keit Mas­sa­gen oder Phy­sio­the­ra­pie selbst leis­ten kann, hat in unse­rem jet­zi­gen Sys­tem Pech – jeden­falls wenn nicht genü­gend Ein­kom­men oder Ver­mö­gen vor­han­den ist. 

    Wehe, er zwei­felt trotz deso­la­ter finan­zi­el­ler Situa­tion die Seg­nun­gen der Schul­me­di­zin an und will par­al­lel auch noch einen Natur­heil­kund­ler befra­gen… er kann es nicht, weil die Kran­ken­kas­sen diese Leis­tun­gen in der Regel gar nicht übernehmen. 

    Aber auch bei kon­ven­tio­nel­ler Medi­zin ist man, wenn man z.B. auf Alg2-​Niveau oder knapp drü­ber leben muss wie so viele, schnell an den Gren­zen des Mög­li­chen. Ein paar Rezept­zu­zah­lun­gen, Pri­vat­re­zepte, weil die Kasse diese Ver­schrei­bun­gen nicht (mehr) über­nimmt, eine neue Brille, eine grö­ßere Zahnbehandlung….
    Lei­der wis­sen die wenigs­ten, dass man Zuzah­lungs­be­lege sam­meln kann und, wenn sie 1-​2 %* des Ein­kom­mens über­stei­gen, von der Kran­ken­kasse erstat­ten las­sen kann (auch noch bis zum 4. Jahr danach).
    *bei chro­ni­schen Krank­hei­ten, was der Arzt bestä­ti­gen muss, gilt 1 %.

  2. Das Bild zu dei­nem Bei­trag zeigt ganz gut, was man in deut­schen Städ­ten tag­täg­lich beob­ach­ten kann. Ein­mal habe ich sogar gese­hen, wie sich ein Mann ein (wenn ich es rich­tig erken­nen konnte) beleg­tes Bröt­chen, oder was davon übrig war, aus einem öffent­li­chen Abfall­ei­mer gefischt und sogleich ver­speist hat.

    Ist das nicht trau­rig? Ist das unsere Wohl­stands­ge­sell­schaft? Oh ja, es gibt immensen Wohl­stand in Deutsch­land, allein die Ver­tei­lung kommt etwas unge­recht daher. Das reichste Zehn­tel ver­fügt über mehr als 60 Pro­zent des Gesamt­ver­mö­gens der Deut­schen. Und da erscheint es man­chen Mit­bür­gern, und noch nicht ein­mal nur den beson­ders gut situ­ier­ten, als unge­recht, wenn die Par­tei DIE LINKE. eine Anhe­bung des Einkommen-​Spitzensteuersatzes und die Wie­der­ein­füh­rung der Ver­mö­gen­steuer fordert?

    Umver­tei­lung in so einem Fall ist Dieb­stahl? Men­schen, die flei­ßig arbei­ten oder soziale Auf­ga­ben über­neh­men, soll­ten reich sein, nicht Spe­ku­lan­ten und Aus­beu­ter. Was wol­len die Mil­li­ar­däre denn mit ihren Mil­li­ar­den? Sie ver­meh­ren. Schon klar. Damit sie noch mehr Geld haben, das sie sowieso nie­mals aus­ge­ben können.

  3. Es ist schon unglaub­lich zu sehen, wie­viele Men­schen, die ihr gan­zes Leben gear­bei­tet haben, mitt­ler­weile an der Armuts­grenze leben und nur durch einen Neben­job ihre monat­li­chen Kos­ten decken kön­nen. Das darf und sollte doch nicht Sinn des gan­zen sein. Natür­lich kann man früh­zei­tig selbst eine zusätz­li­che Vor­sorge tref­fen, aber viele Fami­lien haben ein­fach nicht das Geld dafür. Hier muss sich end­lich etwas ändern, denn jeder Mensch hat ein Recht dar­auf, in Ruhe leben zu können.

  4. Nach neu­es­ten Schät­zun­gen des Deut­schen Insti­tuts für Wirt­schafts­for­schung (DIW Ber­lin) „liegt das Ver­mö­gen der reichs­ten Deut­schen deut­lich höher als in bis­he­ri­gen Sta­tis­ti­ken“ ange­nom­men. Dem­nach „besitzt [das reichste Pro­zent] den neuen DIW-​Schätzungen zufolge ein Drit­tel statt ein Fünf­tel des gesam­ten Pri­vat­ver­mö­gens – Die reichs­ten 0,1 Pro­zent besit­zen dem­nach 14 bis 16 Pro­zent“ (zitiert nach der Pres­se­mit­tei­lung des DIW Ber­lin vom 11. Februar 2015)!

    Laut einer Pres­se­mit­tei­lung vom 4. Sep­tem­ber 2009 ist nur die­ses eine Pro­zent „sor­gen­frei reich“. Eini­ger­ma­ßen tröst­lich mag hier­bei nur sein, dass das soge­nannte „Schickedanz-​Syndrom“ immer mehr Rei­che befällt, das die mate­ri­el­len Sor­gen die­ser Gruppe beschreibt, von denen die­ses eine Pro­zent aller­dings aus­ge­nom­men ist.

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