Rauch
oder Was haben Kohlekraftwerke, das Rauchen und Rauchmelder miteinander zu tun?
Kohlekraftwerke, das Rauchen und Rauchmelder: Auf den ersten Blick scheinen sie nichts gemeinsam zu haben — außer, dass alle etwas mit Rauch zu tun haben. Der Autor macht sich anhand von verschiedenen Medienberichten über die Gefährlichkeit von Kohlekraftwerken, die Schädlichkeit des Rauchens und die gesetzliche Pflicht zur Anbringung von Rauchmeldern seine Gedanken — und findet noch mehr Gemeinsamkeiten: eine jeweilige Lobby!
Die Gefährlichkeit von Kohlekraftwerken
Bereits anfangs dieses Jahres, am 24. Februar 2014, sendete der Norddeutsche Rundfunk (NDR) den Bericht „Die Rückkehr der Kohle“, in dem erklärt wird, warum in Zeiten der Energiewende überhaupt neue Kohlekraftwerke gebaut werden, warum so viel Kohle verfeuert wird wie lange nicht, woher sie kommt, dass nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Abbauländern wie Kolumbien, von denen wir unsere Kohle erhalten, die Einhaltung von Umweltstandards kaum eingehalten wird, was Energieerzeuger wie Vattenfall damit zu tun haben und dass wegen der hohen Emissionen von Kohlendioxid (eigentlich Kohlenstoffdioxid, CO2) Kohle der klimaschädlichste Brennstoff zur Stromerzeugung sei. Ein heute erhaltenes Faltblatt „Schwarzes Gift. Wie die Kohlekraft Mensch und Umwelt schadet“ des Umweltinstituts München e. V. klärt einen gar darüber auf, dass trotz der bekannten Schädlichkeit immer neue Kohlekraftwerke entstehen, durch den großflächigen Abbau von Braun- und Steinkohle ganze Dörfer und Landschaften zerstört werden und warum Kohle krank macht.
Die Schädlichkeit des Rauchens
Haben wir, egal, ob Raucher oder nicht, es nicht schon längst gewusst: Rauchen verkürzt die Lebensdauer? Nach einer in einem Bericht der Frankfurter Rundschau vom 16./17. August 2014 zusammengefassten, seit 20 Jahren laufenden europaweiten Langzeitstudie, an der das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg beteiligt ist, im Schnitt um genau 9,4 Jahre, falls mehr als 10 Zigaretten pro Tag geraucht werden. Tröstlich scheint wenigstens, dass sich mangelnde körperliche Aktivität „nicht durch einen signifikanten Verlust an Lebenserwartung bemerkbar“ macht!
Die gesetzliche Pflicht zur Anbringung von Rauchmeldern
Die gesetzliche Pflicht zur Anbringung von bzw. zur Nachrüstung mit Rauchmeldern wird von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich geregelt; fest steht jedoch, dass Rauchwarnmelder, wie sie komplett und eigentlich heißen, inzwischen in jeder Wohnung vorgeschrieben sind, und zwar in Schlafräumen, Kinderzimmern, Fluren und Treppenhäusern. Und das, obwohl laut Statistischem Bundesamt die Anzahl der bei Bränden verstorbenen Personen in Deutschland von 1991 bis 2003 auch ohne Rauchwarnmelderpflicht um 43 Prozent gesunken ist. Der Artikel „Rauchmelder werden Pflicht“ in der Frankfurter Rundschau vom 19. Juli 2014 nennt gar eine aktuelle Zahl von „rund 50 Prozent“! Der Schreiber eines Leserbriefs weist zusätzlich darauf hin, dass „in den letzten Jahren sehr viele Öfen für Festbrennstoffe in Häusern und Wohnungen nachgerüstet worden“ (und zudem immer noch viele Öl- und Gasöfen in Betrieb) sind, woraus sich ein weiterer Gefahrenschwerpunkt ergibt, „vor dem die Rauchmelder nicht schützen: die Kohlenmonoxidvergiftung“. Wer hat nicht schon Meldungen gehört oder gelesen, dass Menschen durch das aus defekten Öfen austretende gasförmige Gift Kohlenstoffmonoxid (CO) im Schlaf erstickten?
Was verbindet nun diese Meldungen?
Nun, natürlich der Rauch! Und die Tatsache, dass der Mensch dazu neigt, trotz nachweisbarer Risiken Dinge zu tun, die nicht gut für ihn und seine Gesundheit (Kohlekraft, Rauchen), seine Umwelt (Kohlekraft, Rauchen) und oftmals auch noch mehr oder weniger töricht sind (Kohlekraft, Rauchen, Rauchmelder), wobei Rauchwarnmelder zwar durchaus eine Berechtigung haben, aber nur eine Seite der Medaille widerspiegeln.
Was lernen wir aus diesen Meldungen?
Dass der Mensch auch Dinge hinzunehmen bereit ist, von denen er weiß, dass sie nicht gut für ihn und seine Gesundheit usw. sind, sofern nur eine starke Lobby mit mächtig viel Geld dahintersteckt und Dinge durchzusetzen imstande ist, von denen sie wissen sollte, dass sie nicht gut für uns und unsere Gesundheit …
Verweise zum Thema
Faltblatt „Schwarzes Gift“ des Umweltinstituts München e. V. (PDF, 306 KB)
Kohle | Umweltinstitut München
DKFZ: „Was uns Lebensjahre raubt“
Siehe hier auch:
„Energiewende“, „Die Mehrheit und die (Nicht-)Raucher“, „Solidarität unter Rauchern“ und „Zigarettenpackungen“
Nachtrag vom 27. Mai 2016
Inzwischen habe ich auch Rauchmelder: einen im großen (Wohn-, Schlaf- und Arbeits)zimmer und einen im Flur. Was der im Flur soll, ist mir schleierhaft!
Kürzlich gab es hier sonntagnachmittags einen Alarm beim Nachbarn. Ich selbst hatte nichts davon gehört, aber als die Mieter von oben gerade von einem Spaziergang oder so nach Hause kamen, hörten sie es im Hausflur aus des Nachbars Wohnung durchdringend piepen. Nachdem sie mehrmals bei ihm und schließlich bei mir geklingelt und von außen in seine Fenster geguckt hatten, es etwa zwei Stunden weiter piepte und irgendwann sogar jemand vom Parterre des Nachbarhauses bei uns klingelte, mussten wir die Feuerwehr rufen, die von außen durch ein Fenster in die Wohnung eingebrochen ist, um das Ding abzustellen.
Wahrscheinlich war das nur das Warnzeichen dafür, dass die Batterie leer ist. Die Feuerwehrleute sahen nicht begeistert aus. Ach, geraucht oder gar gebrannt hatte es übrigens nicht!
Genau das ist der Punkt: die Lobby. Es ist eben billiger, Atomkraftwerke weiter zu betreiben (und die Folgekosten nicht tragen zu müssen) und wohl auch, Kohlekraftwerke neu zu bauen, als in Wind-, Wasser- und Sonnenkraft zu investieren.
Ach, was tat mir eine RWE-Führungspersönlichkeit leid, als dieser Mann in einer Fernsehreportage zugab, irgendwie die Zeichen der Zeit verpennt zu haben, nämlich rechtzeitig in regenerative Energien investiert zu haben, und nun Umsatzeinbußen in Kauf nehmen zu müssen.
Ja, geht’s noch? Seit den 1970er Jahren prangern intelligente Leute, zum Beispiel Franz Alt, Atomkraft und fossile Energieträger an und sagen, hey, die Sonnenstrahlung wird so schnell nicht aufgebraucht sein, lasst uns doch da mal mehr Forschung treiben. Und jetzt heult so ein RWE-Heini, weil ja „plötzlich“ die Energiewende vom Himmel gefallen ist? Unfassbar!
Das Schlimme ist, dass Lobbyisten der übelsten Couleur munter von Seiten der Politik unterstützt werden. Saatgutpatente, Trinkwasserprivatisierung, Privatisierung weiter Teile des Gesundheitssektors, CETA, TTIP … Und das Volk wählt bei jeder verdammten Wahl, egal ob auf Kommunal-, Bundes- oder Europaebene, immer wieder CDU und SPD (und leider verstärkt auch rechtes Gesocks). Wie verblödet kann ein Volk eigentlich sein?
Apropos Gesundheitssektor: Laut einem Beitrag in „Frontal 21“ vom 21. Oktober 2014 ist die Weltgesundheitsorganisation WHO völlig abhängig von privaten Spenden, die inzwischen drei Viertel ihrer Einnahmen ausmachen. Und woher kommen diese? Von der Pharmaindustrie, und zwar von den Größten der Großen! Damit kauft sich diese „Lobby“ direkt in Entscheidungen der WHO ein, ruft angebliche Pandemien wie die Schweinegrippe aus (bei der Gelegenheit: kleiner, aber inzwischen schon älterer Witz über die Schweinegrippe gefällig? Das Husten der Schweine; siehe dort auch die Kommentare!) und verdient daran Milliardenbeträge. Kleinere Pharmafirmen, die zum Teil bahnbrechende Forschungen zur Bekämpfung von Ebola und AIDS unternommen haben, haben keine Chance, in diesen Beratertopf aufgenommen zu werden. Proteste mittels Klagen gegen die WHO scheitern, weil diese eine extraterritoriale Organisation ist. Und sollten einmal US-amerikanische Unternehmen bei diesen Entscheidungsprozessen benachteiligt werden, streichen die USA einfach mal für einige Jahre ihre Mitgliedsbeiträge an die WHO!
Womit wir auch gleich einen weiteren Vorgeschmack darauf erhalten, was uns beim Transatlantischen Freihandelsabkommen TTIP erwartet …
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