Von Katzen geträumt
Ich träume viel von Katzen zurzeit.
Anders als in Träumen, in denen Frauen vorkommen (und das tun sie sonst eigentlich immer), haben diese jedoch keine mehr oder weniger nacherzählbare Handlung. Soweit sich Träume überhaupt nacherzählen lassen: Man sagt ja, dass sich durch das Wiedergeben eines Traums der Traum selbst ändert, er nur noch Interpretation, aber kein Traum mehr ist. Ich weiß nach dem Aufwachen nur noch, dass ich von Katzen geträumt habe. Doch nicht nur das, ich weiß oft noch nicht einmal, um welche Katze(n) es sich handelte. So geheimnisvoll Katzen auch außerhalb der Träume sind, so geheimnisvoll erscheinen sie in meinen Träumen.
Manchmal scheint es sich um meine zu handeln. Ich habe selbst jahrelang Katzen gehabt. Mein Kater „Samson“, später allerdings nur der „Kater“, allein lebte über 20 Jahre. Es werden gut und gern 22 gewesen sein; sein Geburtsdatum habe ich mir nicht gemerkt. Schon als noch blinder Säugling verabschiedete er sich hin und wieder vom Muttertier, um in die Richtung zu kriechen, in der er mich … erspürte? Gerochen hatte? Jedenfalls ließ er sich für ein paar Minuten mit Hingabe streicheln, bevor er wieder zurückrobbte. Eine geradezu bestechende Eigenart: Ich hatte deswegen beschlossen, ihn zu behalten. Oder: Ich wurde von ihm auserwählt. Nicht der Mensch sucht sich die Katze aus, sondern die Katze den Menschen!
Und nun suchen Katzen meine Träume auf.
Vor Kurzem hatte ich wieder einmal Besuch von einem großen schwarzen Kater. Er gehört Mietern weiter oben im Haus, ist aber ein Freigänger. Oft sitzt er laut miauend draußen vor der Garten- oder der Haustür und bettelt wieder um Einlass. Wir waren uns schon ein paar Mal im Sommer im Garten hinter dem Haus begegnet, wobei er sich von meiner Anwesenheit nicht unbedingt begeistert zeigte und den Rückzug ins Haus bevorzugte. Ein wenig scheu, änderte sich das, nachdem ich ihn einige Male, als ich ihm, laut maunzend im Treppenhaus vor der Tür zum Garten hockend, den begehrten Einlass in den Garten gewährt hatte.
Nun aber hatte ich ihn ins Haus gelassen. Nach einer Weile hörte ich ihn im Treppenhaus miauen (in seiner Wohnung war wohl noch niemand zu Hause). So öffnete ich ihm meine Wohnungstür, er kam vorsichtig hinein und begann, sich umzusehen. Als ich wieder ins Wohn- und Arbeitszimmer ging, weil ich gerade am PC gesessen hatte, folgte er, strich immer wieder um die Leiter meines Hochbetts, dessen eine Stütze im Raum und um meine Beine. Schließlich erkor er sich sogar einen Platz, um sich hinzulegen und ein wenig zu dösen, bis er nach einer Weile wieder nach draußen, in den Garten wollte.
Wussten Sie übrigens, dass Katzen, die Freigang haben, mitunter kilometerlange Entfernungen zurücklegen? Manchmal sogar irgendwo einen zweiten Haushalt haben können, wo sie sich durchfüttern lassen? Als Freigänger erleben Katzen Abenteuer, von denen ihre Halter nichts ahnen. Natürlich haben sie ihr Revier, das streitig gemacht werden kann und gegen Eindringlinge zu verteidigen ist. Und auf ihren Streifzügen dringen sie in fremde Reviere ein.
Auch meine Katzen waren mitunter tagelang verschwunden, Wuschel blieb es für immer. Eine musste ich, auf einem Schornstein sitzend, von einem Dach herunterholen – eine abenteuerliche Aktion, die mir allerdings auch einen völlig neuen Ausblick auf mein Stadtviertel bescherte! –, der Nachbarin Katze aus dem Spalt eines gekippten Fensters befreien – eine tückische Falle für Katzen! Meistens aber tauchen sie von allein wieder auf. Und nun Katzen in meinen Träumen.
Wenn ich von Katzen geträumt habe, wache ich immer mit einem entspannten, aber auch wehmütigen Gefühl auf. Wehmütig wie immer dann und deswegen, wenn und weil ein Traum zu Ende ist. Aber auch deswegen, weil, im Gegensatz zum Traum, nun keine Katze mehr anwesend ist, die mich in den Tag geleitet.
Siehe auch:
- Sehenswert und interessant: SWR Mediathek: „Das geheime Leben der Katzen“ (45 Minuten, bis zum 3. Oktober 2018 abrufbar)
- Inhaltlich ähnlich, aber noch sehenswerter: Arte: „Wilde Miezen – Katzen allein unterwegs“ (52 Minuten, bis zum 6. April 2018 abrufbar)
- Das Wissen der Katze
Ich muss gestehen: Ich kann sie nicht mehr leiden, seit fremde Katzen, wohl aus der Nachbarschaft, mir mehrmals in meinen Thymian geschissen haben. Die stacheligen Ilex-Blätter und der dornige Rosenschnitt haben sie dann aber fernhallten können. Jetzt lasse ich wieder Weinraute in unmittelbarer Nähe meines Thymians wachsen, auch das sollte sie einigermaßen abhalten. Sie mögen den Geruch nicht. Auch Lavendel ist ganz gut. Man lernt eben nie aus.
Bist du sicher, dass das Katzen waren? Denn Katzen verbuddeln ihre Hinterlassenschaften! Wo steht denn dein Thymian? Bei mir sind damals Leute aus Nachbars Garten aufgetaucht, die allen Ernstes behauptet hatten, meine Katzen hätten aus ihrem Garten Tulpen ausgegraben und in unserem Garten eingesetzt! Später stellte sich heraus, dass unser Hausmeister die Tulpen gepflanzt hatte.
Aber ich weiß, dass Katzen die Nachbarschaft ganz schön nerven können. Das laute Maunzen meines Katers zu fast allen Tages- und Nachtzeiten beispielsweise war in der ganzen Gegend bekannt, und Revierkämpfe gehen auch nicht lautlos vonstatten.
Trotz alledem sind sie mit Abstand das beliebteste Haustier der Deutschen.
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