Das Wissen der Katze
Eugen Ruges novellistischer Roman „Cabo de Gata“
Und eines Abends, als die Katze schnurrt, als mein Kopf, als der Raum, als die Welt nur noch ein großes, schwarzes Schnurren ist, habe ich das Gefühl, dass die Zeit — endlich — stillsteht.
(aus Eugen Ruge: „Cabo de Gata“, Reinbek bei Hamburg 2013)
Katzenfreundinnen und -freunde wissen es: Von diesen Tieren geht eine unglaublich Glück spendende Aura aus! Selbst große Literaten haben die Katze in ihren Werken verewigt, man denke etwa an E. T. A. Hoffmann, Erich Kästner, Michail Bulgakow, Patricia Highsmith, Doris Lessing und nun auch Eugen Ruge mit seinem Roman „Cabo de Gata“. Darin scheint eine Katze dem Erzähler etwas zu sagen zu haben: Das Glück lässt sich nicht erzwingen! Über das Wissen der Katze.
2013 erschien schließlich auch Eugen Ruges novellistischer (Kurz)roman „Cabo de Gata“, der die Katze auch schon im Titel trägt, wenngleich sie erst gegen Ende des Büchleins erscheint.
„Nur noch Schnurren im Raum, warmes, glückseliges Schnurren.“
Der Ich-Erzähler lässt sein bisheriges Leben hinter sich, setzt sich in den nächsten Zug gen Süden und landet schließlich in einem kleinen Fischerdorf am namensgebenden Cabo de Gata, dem Kap der Katze, an der andalusisch-spanischen Mittelmeerküste. In seinem spärlichen Gepäck u. a. Papier und Stifte; er will den Roman, an dem er seit Langem festsitzt, weiterschreiben. Doch damit kommt er auch in der Ferne nicht weiter. Die Tage vergehen gleichmütig und eintönig, bis er auf einem seiner abendlichen Spaziergänge auf eine Katze trifft, die ihm scheu und misstrauisch folgt. Bereits vorher entdeckte er eine tote Katze, die qualvoll umgebracht wurde, und muss zwangsläufig feststellen, dass Katzen an diesem Ort, der nach ihr benannt wurde, offensichtlich nicht willkommen sind und im Dunkeln leben, während hingegen zahlreiche herrenlose Hunde die Strandpromenade bevölkern. Er erringt das Vertrauen der Katze und ahnt bald, dass ihm diese Zufallsbekanntschaft etwas mitteilen will.
Nachdem sie sich an ihn gewöhnt hat, frisst sie bei ihm im Zimmer und schläft schnurrend in seinem Bett auf seinen Füßen:
Nur noch Schnurren im Raum, warmes, glückseliges Schnurren.
Aufhören zu warten und etwas zu erwarten
Als sie einige Tage fernbleibt, stellt er an sich fest, dass er sich so benimmt, „wie man sich nur benimmt, wenn man verliebt ist“. Er sucht sie, „die Rotgetigerte“. Zunächst vergebens wartet der Ich-Erzähler auf die ihm zugelaufene Katze, bis ihm dämmert (Auszeichnungen im Original kursiv):
Die Katzenbotschaft in Worten: dass ich vergeblich hier bin. Dass nämlich das, worauf ich hoffe, nicht eintreten wird — und zwar, weil ich darauf hoffe.
Und mehr noch:
„Sie kam nicht, weil ich auf ihr Kommen hoffte. Ich fand sie nicht, weil ich sie suchte. Es geschah nichts, weil ich immerzu etwas tat.“
In anderen Worten: Auch wir müssen aufhören zu warten und etwas zu erwarten, aufhören zu glauben, das Glück hinge von unserem Tun ab. Das Glück erscheint dann, wenn man es am wenigsten erwartet, und es lässt sich nicht erzwingen! Und manchmal erscheint es eben (wie) auf leisen Katzenpfoten …
Weitere Verweise
Siehe zu einem anderen kleinen Glück in diesen Notizen auch „Huckepack“ sowie „Kommunikationsversuch“ über einen solchen mit einer Katze!
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