Vom Datenschutz und von Pizza-Lieferanten
Rechtzeitig zum Inkrafttreten der neuen DS-GVO erhielten auch diese Notizen eine Datenschutzerklärung. Der Autor macht sich ein paar Gedanken zum Thema Datenschutz bisher und was sich nun geändert hat – und zieht dazu einen Pizza-Lieferdienst heran.
Seit dem 25. Mai 2018 gilt die neue EU-Datenschutz-Grundverordnung (DS-GVO). Datenschutz an sich ist nichts Neues; auch bisher genossen personenbezogene Daten und deren Verarbeitung einen besonderen Schutz. Neu sind aber beispielsweise das Prinzip der Datensparsamkeit, das oberste Priorität hat, Transparenz und die Möglichkeiten, Einblick in seine persönlichen Daten zu erlangen, sowie zum Widerspruch der Datenspeicherung.
Um das Ganze einmal praktisch zu erklären, ziehen wir einen Pizza-Lieferdienst heran.
Über die Vor- und Nachteile des Datenschutzes
Stellen Sie sich vor, Sie wollen eine Pizza bestellen. Sie haben an Ihrem Telefon(anschluss, falls jemand noch so etwas verwendet) die Möglichkeit, Ihre Rufnummer zu unterdrücken. Das mag in manchen Situationen sinnvoll sein, z. B. wenn Sie Ihren Nachbarn anonym bedrohen wollen. Wenn Sie die aber beim Anruf beim Lieferdienst oder gar bei Ihrem Lieblingsitaliener unterdrücken, nehmen Sie sich die Möglichkeit, dass er Sie zurückrufen kann, falls er feststellen sollte, dass eine gewünschte Zutat ausgegangen ist:
Ciao, dottore, Sardelle nixe mehr da, könne näme Salame?
Andererseits kann das Unterdrücken der Nummer auch ein Vorteil sein, wenn Sie damit unerwünschte Werbeanrufe à la
Ciao, dottore, ’abe neue Pizza in Angebote, komme du probiere, pronto!
unterbinden wollen.
Noch weniger sinnvoll ist es allerdings, Ihre Adresse nicht preisgeben zu wollen, weil Sie der Ansicht sind, dass das personenbezogene Daten seien, die nicht gespeichert werden dürfen. Oder Sie verschlüsselt anzugeben:
Im Stadtplan Quadrat D12, dort etwas rechts von der Mitte, drittes Haus, zweiter Stock. Nachname fängt mit H an.
Sie ahnen, worauf das hinauslaufen würde?
Ma, dottore, wohinne solle bringe Pizza?
Sie beginnen also zu ahnen: Die Vor- und Nachteile des Datenschutzes sind miteinander abzuwägen!
Der Anspruch auf den Datenschutz
Durch die neue DS-GVO haben Sie nun das Recht, Auskunft über Ihre personenbezogenen Daten zu verlangen, also darüber, wer Ihre Daten erhält, wer was damit macht und auch darauf, dass diese gelöscht werden. Sie können also beim Pizza-Lieferdienst oder Ihrem Lieblingsitaliener einlaufen und diese genau das fragen. Auch wenn Enzo, Giuseppe, Mario oder wie auch immer sie heißen, die Hände über dem Kopf zusammenschlagen mögen:
Ma, professore, wasse du wolle gucke? Nixe mache falsch mit Adresse!
Dass viele Pizzabäcker heutzutage wahrscheinlich eher Davinder, Gopal oder Mahesh heißen, wäre eine andere Notiz wert. Und eine noch ganz andere, wenn ich nun bei Google & Co. einlaufen würde:
Hallo, ich bin der Ronald aus Frankfurt und wollte mal gucken, ob ihr hier mit meinen Daten auch alles richtig macht.
Sie ahnen, worauf das hinauslaufen würde?
Ihre Bestellung ist eingegangen!
Bestellen Sie Ihre Pizza nicht telefonisch bei Ihrem Lieblingsitaliener, sondern online bei einem Lieferdienst, muss dieser offenlegen, was auf seiner Website mit Ihren Daten geschieht. Im Besonderen: wohin er diese weiterleitet. Auch hierüber besteht ein Recht auf Auskunft. So könnten Sie, um die Datenschutzerklärung wörtlich umzusetzen, bei diesem einlaufen.
Vermutlich liegt er in irgendeinem dunklen Hinterhof mit von Dosen und Lebensmittelresten überquellenden Mülltonnen. Nun trauen Sie sich mal! Aber das wäre dann eher ein Fall für das Ordnungsamt als für den Datenschutz.
Vom Liken und Teilen
Gehören Sie auch zu den Leuten, die die sozialen Netzwerke unbedingt mit Bildern von Ihrem Essen überschwemmen müssen?
Dass diese ganzen Netzwerke einen hoch problematischen Umgang mit Ihren Daten pflegen, dürfte sich zwar wahrscheinlich auch bis zu Ihnen herumgesprochen haben. Tatsächlich aber fällt deren Nutzung trotz dieses problematischen Umgangs auf Sie selbst zurück.
Stellt aber die Website Ihres Lieblingsitalieners oder des Pizza-Lieferdienstes automatisch Verbindungen zu diesen Netzwerken her, muss das nun ausdrücklich gekennzeichnet werden. Da helfen dann auch keine Ausreden von Enzo, Giuseppe oder Mario:
Ma, professore, ’abe viele Fans, wolle das auch zeige auf Facebook!
Das Gleiche gilt natürlich auch für Davinder, Gopal oder Mahesh und ihren Pizza-Lieferdienst.
Hurra, wir haben auch eine Datenschutzerklärung!
Selbstverständlich verfügen diese Notizen inzwischen auch über eine Datenschutzerklärung. Hier werden zwar keine Dienstleistungen angeboten, aber Daten verarbeitet. Ob für solch ein privates Angebot überhaupt eine solche Erklärung eingestellt werden muss, ist (mir) zwar etwas unklar, aber sicher ist sicher.
Da ich dabei nicht davon ausgehen darf, dass Sie fünf Jahre Informatik, Jura oder Raketeningenieurwesen studiert haben, soll ich hier also Klartext schreiben.
(Zitat aus der Datenschutzerklärung von Andreas W. Ditze. Datenschutzhinweis: Stellt ungefragt eine Verbindung zu Twitter her und öffnet daher in neuem Fenster!)
Das habe ich versucht, in diesem Beitrag umzusetzen.
Bei Fragen wenden Sie sich an Ihren System-Administrator!
Sollten Sie weitere Fragen haben, wenden Sie sich vertrauensvoll an Ihren System-Administrator. Oder an Ihren Lieblingsitaliener resp. Ihren Pizza-Lieferdienst. Sie können auch Ihre Fragen hierunter oder unter der Datenschutzerklärung als Kommentar einstellen. Vielleicht antworten wir auch. Ganz im Sinne des Datenschutzes und der Auskunftspflicht!
Aber schon die wenigen empörten Reaktionen auf den Abhörskandal zeigten, dass dieser den Deutschen ziemlich schnurzpiepegal ist …
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