Bildung schützt nicht vor Armut
Im Dezember 2018 erschien der Armutsbericht 2018 des Paritätischen Verbands. Neu darin die Erkenntnis: Bildung schützt nicht vor Armut. Das Erschreckende darin: Ein Drittel der erwachsenen Armen in Deutschland ist erwerbstätig. Der eigentliche Skandal liegt jedoch woanders.
Der Armutsbericht des Paritätischen 2018
Von relativ geringem medialen Echo begleitet, erschien im Dezember 2018 der Armutsbericht 2018 des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes. Mit den verwendeten Daten des Sozio-oekonomischen Panels des Deutsches Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), liegt mit dem Bericht eine aktuelle Bestandsaufnahme der Armut in Deutschland vor. Ein Novum ist, dass der Bericht unter anderem erstmals der Frage nachgeht, wer die rund 13,7 Millionen Menschen, die in Deutschland in Armut leben, sind. Die Zahl entspricht übrigens einer Armutsquote von 16,8 Prozent. Das ist immerhin ein Sechstel der Bevölkerung!Wer sind die Armen?
Den höchsten Anteil an den praktisch Armen haben mit 33,2 Prozent erwerbstätige Menschen. Darauf folgen Menschen in Rente oder Pension mit 24,8 Prozent, Arbeitslose mit 21 Prozent, Menschen in Ausbildungen/Lehre mit 12,4 Prozent und schließlich sonstige nicht Erwerbstätige mit 8,3 Prozent.
Arbeitslose am meisten betroffen
Ein besonders hohes Armutsrisiko tragen, wenig überraschend, Arbeitslose (62,9 Prozent), Alleinerziehende (40,2 Prozent), kinderreiche Familien (30,0 Prozent), Menschen mit Migrationshintergrund (27,5 Prozent) oder mit niedrigen Bildungsabschlüssen (28,8 Prozent).
Bildung schützt nicht vor Armut
Bislang galt die gängige Formel, dass Bildung vor Armut schütze. Dies trifft jedoch nicht mehr zu: Wie die Analyse des Paritätischen zeigt, weisen fast drei Viertel der ab 25-jährigen Armen ein mittleres oder sogar hohes Qualifikationsniveau auf: 17,1 Prozent ein hohes und 56 Prozent ein mittleres Bildungsniveau. Bildung schützt nicht vor Armut!
Weitere Zahlen und Fakten
-
- Jedes fünfte Kind in Deutschland lebt in Armut. Und jeder fünfte arme Mensch ist ein Kind!
- Alleinlebende machen mit 33,4 Prozent den höchsten Anteil der als arm geltenden Haushalte aus. Es folgen Paare mit Kindern (30,9 Prozent), Alleinerziehende (14,7 Prozent) und Paare ohne Kinder 14,6 Prozent).
- Wenig verwunderlich: Menschen in Mietwohnungen sind häufiger von Armut betroffen als Menschen mit Wohneigentum.
- Die Hälfte aller Armen gibt an, dass sich sich kulturelle Angebote nicht leisten können. Viele sparen sogar bei der Heizung.
- Erschreckend ist der hohe Anteil von Menschen in Rente: Sie machen 31,6 Prozent der Armen aus.
- Ebenso erschreckend der hohe Anteil der Erwerbstätigen: 30,8 Prozent!
Der eigentliche Skandal
Nach Jahren vollmundiger politischer Absichtsbekundungen, Armut wirksam zu bekämpfen, seien immer noch keine Verbesserung erkennbar. Dies sei der eigentliche, nämlich ein „politischer Skandal“, so der Verband. Der zudem hohe Anteil von erwerbstätigen Menschen an den Armen zeige auch ein Versagen der Arbeitsmarktpolitik.
Weitere Verweise
- Der Armutsbericht 2018 zum Herunterladen
- Der Paritätische Gesamtverband: Pressemitteilung vom 13. Dezember 2018
- Armutsrisiken in Deutschland
- Wahlbeteiligung: Armut wählt nicht
(Das Bild oben wurde mit freundlicher Genehmigung des Journal Frankfurt veröffentlicht. Es stammt aus dem dortigen Artikel „Tafelwasser für Flaschensammler“ von Alicia Lindhoff. Alle anderen Bilder: Der Paritätische; zum Vergrößern anklicken!)
Pingback:Dumme sollen dumm bleiben! – Ronalds Notizen
Pingback:Von Bildung ausgeschlossen – Setzfehler