Sie ken­nen das bestimmt: Sie kau­fen irgend­ein Pro­dukt und lesen dar­auf: jetzt mit ver­bes­ser­ter Rezep­tur! Wahl­weise auch: jetzt mit neuer Rezep­tur! Oder, wie jüngst auf dem Deckel eines Gla­ses einer Instant-Gemü­se­brühe: neu – mit hoch­wer­ti­gen Zuta­ten. Einer Gemü­se­brühe übri­gens, die ich sehr schätze, weil sie ohne Kon­ser­vie­rungs­stoffe und Geschmacks­ver­stär­ker aus­kommt. Angeblich.

Als Koch, ob aus Hobby- oder aus beruf­li­chen Grün­den oder schlicht aus Not­wen­dig­keit, ken­nen Sie das: Ein Rezept, ein­mal aus­pro­biert, steht unter einem ste­ti­gen Wan­del, bis es zur Per­fek­tion gereift ist. Dass Rezep­tu­ren „ver­bes­sert“ oder „erneu­ert“ wer­den, ist also zunächst ein­mal nicht außer­gewöhnlich. Hell­hö­rig machen sollte aller­dings eine Aus­sage wie die mit den hoch­wer­ti­gen Zuta­ten. Liegt hier nicht die Frage nahe: Was war dort eigent­lich vor­her drin?

Ich erin­nere mich, wie ich vor lan­ger, lan­ger Zeit ein­mal mit einem dama­li­gen Freund einen nächt­li­chen Spa­zier­gang unter­nahm. Dass wir vor­her etwas geraucht hat­ten, was nicht so ganz legal ist, mag in die­sem Zusam­men­hang uner­heb­lich sein. Auf jeden Fall stan­den wir irgend­wann vor einer die­ser gro­ßen Rekla­me­ta­feln mit einem Pla­kat einer gro­ßen Hamburger-​Braterei. Dar­auf ein Abbild eines die­ser Fish­bur­ger, also eines die­ser Teile mit einem Stück Fisch­fi­let zwi­schen den Brötchen­hälften, und der Text: jetzt mit 20 Pro­zent mehr Fisch!

Wir schau­ten uns das Ganze kurz an – und began­nen zu lachen. Ahnen Sie, wes­halb? Wir frag­ten uns näm­lich, was sich anstelle der 20 Pro­zent mehr Fisch vor­her darin befun­den hatte. Außer­dem frag­ten wir uns ange­sichts der trotz unse­rer bene­bel­ten Gehirne leich­ten Über­le­gung, dass „20 Pro­zent“ nicht den abso­lu­ten, also den gesam­ten Fisch­ge­halt dar­stel­len kann, wie viel Pro­zent Fisch denn nun über­haupt darin vor­han­den ist!

Sie sehen also, dass Wer­bung, eigent­lich gut gemeint (sollte man wenigs­tens mei­nen), doch hin und wie­der ganz gewal­tig nach hin­ten los­ge­hen kann. Ein Schuss in den Ofen! Näm­lich dann, wenn der gesunde Men­schen­ver­stand auf den Plan tritt. Und die Mathe­ma­tik, hier: die Pro­zent­rech­nung. Vor­sicht also, wenn Sie wie­der ein­mal lesen: jetzt mit ver­bes­ser­ter Rezep­tur! Und das sollte Ihnen doch auch ohne das Rau­chen ver­bo­te­ner Sub­stan­zen mög­lich sein …

(Siehe hier auch „Ein­kaufs­ver­hal­ten“ und „Von der Spi­ri­tua­li­tät, der poli­ti­schen Dimen­sion und Sprich­wör­tern rund ums Essen und Trin­ken“!)