Die dreisteste Werbelüge des Jahres
Jedes Jahr vergibt die Verbraucherorganisation Foodwatch einen Preis für die dreisteste Werbelüge des Jahres. In diesem Jahr stehen ein Mineralwasser, Kaffeekapseln, Fruchtgummis, ein Proteinriegel und Hähnchen-Brustfilets zur Auswahl für den „Goldenen Windbeutel“.
Oft werden völlig überzuckerte Produkte als kind- oder sogar babygerecht angepriesen, ein „dampfdestilliertes natürliches Mineralwasser für einen klaren, frischen Geschmack“ entpuppt sich als nicht besser als herkömmliches Mineralwasser. Nur viel komplizierter hergestellt! In einem Fläschchen eines angeblich „mit wertvollem Traubenzucker“ angereicherten Getränks stecken in Wirklichkeit umgerechnet acht Stück Würfelzucker. Mehr als in der gleichen Menge Cola! Werbung und Industrie versprechen das Blaue vom Himmel – und halten dennoch wenig bis nichts. Und im vergangenen Jahr sorgte dieser Negativpreis gar für einen Skandal, der bis vor die Gerichte führte. Eine Großkäserei warb auf seinen Verpackungen mit „Freilaufkühen“ und „Grüne Seele“, obwohl die Kühe im Stall standen! (Siehe hierzu: Foodwatch: „Hochland verzichtet auf irreführende Werbung mit ‚Freilaufkühen‘ auf Grünländer Käse“.)
Auch in diesem Jahr stehen wieder fünf Produkte zur Auswahl für den „Goldenen Windbeutel“, den Preis für die dreisteste Werbelüge des Jahres. Ein importiertes Wasser in Einweg-Plastikflaschen sei gut fürs Klima, angeblich kompostierbare Kaffeekapseln sind in Wahrheit Plastikmüll, Fruchtgummis enthalten angeblich Vitamine, bestehen aber aus 60 Prozent purem Zucker, bei der Verpackung der Proteinriegel gilt ähnliches wie für die Kaffeekapseln und bei den Hähnchen-Brustfilets ist das Fleisch mit gefälschten Zahlen „klimaneutral“ gerechnet worden.
Es fällt wie in jedem Jahr schwer, einen Kandidaten für die dreisteste Werbelüge des Jahres auszuwählen. Meinen habe ich inzwischen gewählt. Hier geht es zur Auswahl und zur Abstimmung: Goldener Windbeutel.
(Siehe hier auch „Jetzt mit verbesserter Rezeptur!“ und „Einkaufsverhalten“!)
Aktualisierung vom 14. Dezember: „Goldener Windbeutel“ vergeben
Wie die Organisation Foodwatch gerade mitteilte, ist der „Goldene Windbeutel“ für die dreisteste Werbelüge des Jahres an die Hähnchen-Brustfilets der Firma Rewe gegangen. Aus der Mitteilung:
Über 63.000 Verbraucher:innen haben entschieden und dem Konzern den Preis für die dreisteste Werbelüge des Jahres verliehen. Mit dem Logo „Klimaneutral“ auf der Verpackung tut Rewe so, als sei ausgerechnet Fleisch klimafreundlich. Tatsächlich rechnet der Konzern sein Hähnchen „Klimaneutral“, indem er falsche CO2-Zertifikate nutzt. Eine klare Klimalüge. Schlimmer noch: Zum Ausgleich von Emissionen soll in Peru Wald geschützt werden – stattdessen werden dort Bäume abgeholzt.
Die Wilhelm-Brandenburg-Hähnchen-Brustfilets von Rewe, die übrigens auch meiner Wahl entsprachen, erhielten demnach 17.661 Stimmen, die einem Anteil von rund 27,8 % der abgegebenen gültigen Stimmen entsprechen. Zu den weiteren Plätzen siehe die Mitteilung Foodwatch DE: „Hähnchen-Brustfilet von REWE erhält den Goldenen Windbeutel 2021“.
(Siehe hier auch „Denn es geht dem Menschen wie dem Vieh“!)
Fehler entdeckt: „Mehr ist als in der gleichen Menge Cola!“
Danke für den Hinweis; mit einem weiteren noch entdeckten Fehler korrigiert! Habe den Beitrag gerade aktualisiert, da heute bekanntgegeben wurde, wer den Preis für die dreisteste Werbelüge des Jahres, den „Goldenen Windbeutel“, verliehen bekam. Entspricht auch meiner Wahl.
Die Entscheidung fiel mir schwer, denn alle Werbelügen sind ja an Dreistigkeit kaum zu überbieten.
Waldschutz durch Rodung – das ist doch mal eine tolle Idee! Wald, der nicht mehr vorhanden ist, ist natürlich super gegen Wind, Wetter, Brand und – ja, auch Rodung geschützt. Das ist halt die Logik der Industrie-Arschlöcher. Und falls ich mich jetzt gerade mit diesem Ausdruck im Ton vergriffen haben sollte: Jo, ich vergreife mich halt gern mal im Ton, dafür aber weniger gern an der Natur.
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