Die AfD hat immer Gründe!
Partei will Herkunft von Künstlern wissen
Die AfD sorgt sich um unsere Republik. Deswegen stellt sie immer wieder Anfragen in den Parlamenten. Sie möchte wissen, ob es „linksextreme“ Einflussnahme auf die Schülerschaft gibt, die für das Klima protestiert, oder warum Autofahrer auf Autobahnen der Polizei keine Graffiti melden. Nun verlangt sie Auskunft über Migranten an baden-württembergischen Kulturbetrieben. Die Empörung dort wächst, aber: Die AfD hat immer Gründe!
Die AfD sorgt sich um den Zustand unserer Republik. Immer wieder stellt sie deswegen Anfragen in den Parlamenten. Meist sind diese jedoch völlig unsinnig und halten die Politik nur von dem ab, was sie soll, nämlich das Land regieren. Aber die AfD hat immer Gründe.
Graffiti an Autobahnen und linksextreme Bedrohung von Schülern
So möchte etwa der Abgeordnete Daniel Rottmann in seinem Antrag im Landtag von Baden-Württemberg „Graffiti-Schmierereien an Autobahnen in Baden-Württemberg“ vom 24. Juni 2019 u. a. wissen, „wie sie [die Landesregierung; Erklärung des Autors] sich erklärt, dass Hunderte wenn nicht Tausende von Autofahrern Zeugen von teilweise sehr langen Graffiti-Schmierereien an Autobahnen werden müssten, ohne dass offenbar die Polizei alarmiert wird“ (Landtag von Baden-Württemberg, Drucksache 16 / 6443). Oder ebendieser in seinem Antrag „‚Fridays for Future‘ in Baden-Württemberg und mögliche Unterwanderung“, ebenfalls vom 24. Juni, „ob und inwieweit sich linksextreme Organisationen oder Zusammenschlüsse ‚Fridays-for-Future‘-Demonstrationen angeschlossen haben“ und „ob – und ggf. warum nicht – das Landesamt für Verfassungsschutz vor dem Hintergrund dieser neu in Entstehung begriffenen linksextremen Organisationen gezielt zur Bekämpfung dieser Bedrohung personell und materiell gestärkt wird“. Begründung: „Die Sicherheitsbehörden können vor dem Hintergrund dieser erneuten linksextremen Bedrohung von Schülern nicht untätig bleiben“ (Drucksache 16 / 644416). Die Aufzählung ließe sich endlos fortsetzen. Wirklich!
Staatsangehörigkeit und Ausbildungsorte von Künstlern
Seit dem 7. Juni liegt dem Landtag Baden-Württemberg eine „Kleine Anfrage“ vor, diesmal von den Abgeordneten Dr. Rainer Balzer und Klaus Dürr. Selbstredend von der AfD! Sie möchten in „Staatsangehörigkeit und Ausbildungsorte der Künstler in Baden-Württemberg“ (Drucksache 16 / 6411) wissen:
- Welche Ballett-Companien mit wie vielen Tänzern gibt es derzeit in Baden-Württemberg?
- Welche Staatsangehörigkeiten haben die in Baden-Württemberg an staatlichen Theatern beschäftigten Tänzerinnen und Tänzer und wo haben sie ihre Ausbildung erhalten?
- Welche staatlichen Orchester mit wie vielen Orchestermusikern gibt es derzeit in Baden-Württemberg?
- Welche Staatsangehörigkeit haben sie und wo haben sie ihre Ausbildung erhalten?
- Welche Opernstudios mit wie vielen Mitgliedern gibt es derzeit in Baden-Württemberg?
- Welche Staatsangehörigkeit haben sie und wo haben sie ihre Ausbildung erhalten?
Warum sie nicht nach Schauspielerinnen und Schauspielern fragen, erschließt sich nicht, aber sie werden sicherlich ihre Gründe haben, diese Sparte auszunehmen. Die AfD hat immer Gründe! Begründet wird die Anfrage jedenfalls so:
Die Frage nach der Staatsangehörigkeit der Künstler zielt vor allem auf eine realistische Bestandsaufnahme des Status quo und auf eine Einschätzung der Qualität der eigenen Nachwuchskünstler im internationalen Vergleich ab.
(Rainer Balzer, stellvertretender Fraktionschef der AfD, laut Stuttgarter Nachrichten vom 25. Juni)
Aha! Mittels Listen über Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausländischer Herkunft die Qualität der einheimischen feststellen?
Die AfD hat immer Gründe
Wir sagten es bereits: Die AfD sorgt sich um den Zustand unserer Republik. Und die AfD hat immer Gründe! Wenn nicht, (er)findet sie welche.
Siehe (hier) auch
- „Für die Freiheit der Kunst“ über die „Entsiffung des Kulturbetriebs“
- und über die Reaktion eines Stuttgarter Pfarrers auf die AfD-Anfrage: Stuttgarter Nachrichten: „Migranten im Kulturbetrieb: Stuttgarter Stiftskirchen-Pfarrer ätzt gegen AfD-Anfrage“!
Nachtrag vom 1. September 2019
Ein Beitrag des ARD-Magazins „ttt“ vom 25. August 2019 listet detailliert auf, dass dies beileibe keinen Einzelfall darstellt. Die AfD hat den „Kulturkampf“ aufgenommen:
Der Film ist bis zum 28. Oktober 2019 verfügbar, der Beitrag wird laufend aktualisiert.
Diese AfD-Spinner haben dermaßen einen an der Klatsche, das müsste doch eigentlich ziemlich weh tun. Und so ein Schwachsinns-Sauhaufen wird auch noch gewählt von gar nicht so wenigen Bürgern. Deutschland verblödet immer mehr …
Ich kann jeder/jedem nur empfehlen, sich öfter mal auf den Webseiten der jeweiligen Landesparlamente aufzuhalten und sich dort die Anfragen, egal ob die einfachen, die kleinen oder großen, durchzulesen! Das geht relativ einfach und sie lassen sich nach Parteien sortieren. Es ist tatsächlich teilweise unglaublich lächerlich, was die AfD so alles wissen will!
Mich hat z. B. kürzlich angesichts dieser unsäglichen Aussage des PEGIDA-Wutbürgers „Ein Mord alle zwei, drei Jahre …“ mal interessiert, ob es Anfragen zu Straftaten bei diesen „Spaziergängen“ in Dresden gibt, und siehe da: Ein Abgeordneter der Linken hatte tatsächlich eine entsprechende „Kleine Anfrage“ im Sächsischen Landtag gestellt, die auch beantwortet wurde. Zwar konnte in einem Großteil der zur Anzeige gebrachten Fälle ein Täter/eine Täterin (die gibt es tatsächlich auch!) zwar nicht ermittelt werden, was angesichts der Masse der Teilnehmenden nicht unbedingt verwunderlich ist, aber es gibt doch auch haufenweise Verurteilungen zu Geldstrafen und mehr!
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